Die im April gestartete taz-zahl-ich-Kampagne läuft jetzt seit einem halben Jahr, und an dieser Stelle möchten wir Ihnen einen Überblick über die Entwicklung der Einnahmen geben. Da es unseres Wissens nach noch keinen vergleichbaren Versuch der Finanzierung gegeben hat, fehlten von Anfang an Richtwerte für die Einnahmen.
Doch eines ist sicher: Der Start der Kampagne war bahnbrechend, allein im Monat April gingen knapp 9.000 Euro auf dem Konto von taz.de ein. Dass diese anfängliche Zahlungsbegeisterung auf diesem Niveau nicht anhalten würde, haben wir uns schon gedacht, da einige der ZahlerInnen nicht die einzelnen Beiträge mit Kleinstbeträgen honoriert, sondern größere Geldsummen (bis 300 Euro) für das Projekt taz.de im Ganzen überwiesen haben. Per Überweisung (Tabelle: Verlag) gingen so im ersten Monat über 6.000 Euro ein.
Im zweiten Monat wurden mit 3.519,72 Euro etwa 5.400 Euro weniger als zu Beginn der Kampagne eingenommen. Die Einnahmen blieben dann, leicht abfallend, relativ konstant, wobei ein größerer Rückgang mit rund 700 Euro noch von Juni bis Juli zu verzeichnen war.
Im letzten Monat haben wir mit taz-zahl-ich 2.071,56 Euro durch einmalige Zahlungen eingenommen, das sind rund 170 Euro weniger als im Vormonat. Zu diesen einmaligen Zahlungen sind im September aber noch 497,91 Euro im Monat als regelmäßige Zahlungen hinzugekommen. Denn seit dem 28. September gibt es die Möglichkeit, regelmäßig per Bankeinzug zu zahlen, wodurch jetzt mit 107 Daueraufträgen eine Jahressumme von knapp 7.000 Euro dazugekommen ist.
Die Gesamteinnahmen im September liegen damit bei 2569,47 Euro.
Wir sind weiterhin der Überzeugung, dass freiwilliges Zahlen richtig ist, um unabhängigen Journalismus zu finanzieren, auch wenn der Weg von einer Gratiskultur zu einer Kultur der Fairness ein beschwerlicher ist.
Nachtrag
@ Max:
Die Einrichtung einer Paywall kostet Geld. Sehr viel Geld. Geld, das die taz ohnehin nicht hat.
Bei NYT: angeblich 40-50 Millionen Dollar. Und ausgehebelt war sie schon, bevor sie überhaupt wirklich live gegangen ist. (Quelle: tinyurl.com/5s54otw).
Selbst wenn die taz eine Paywall einrichten wollen würde: Ich kann mir beim besten Willen keine Bank vorstellen, die ihr dafür einen Kredit geben würde. Oder wie die taz anderweitig auf legalem Wege an die benötigten finanziellen Mittel kommen sollte.
Ein Paywall-Projekt würde die taz vermutlich endgültig in den finanziellen Ruin treiben.
Und das dürfte auch den Verantwortlichen klar sein. Deshalb habe ich leichte Zweifel an der Ehrlichkeit der Begründung der taz, wieso sie auf freiwilliges Bezahlen setzt.
Steckt wirklich nur der pure (und etwas naive) Idealismus hinter dieser Philosophie des Freiwilligkeit?
Oder ist es nicht vielleicht doch eher die ernüchternde Erkenntnis, dass der taz gar nichts anderes übrigbleibt, wenn sie zumindest den ein oder anderen Euro mit taz.de verdienen will.
Max, weißt Du, ob sich die Paywall-Projekte bei den Springer-Gazetten Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost rentieren? Ich glaube nicht.
Wenn ich mich recht entsinne, haben schon andere Zeitungen (meines Wissens z.B. die Hannoversche Allgemeine, haz.de) in der Vergangenheit mit Bezahlschranken herumexperimentiert. Mittlerweile sind wieder alle Inhalte frei zugänglich. Wie das wohl kommt?