vonAline Lüllmann 20.10.2011

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Die im April gestartete taz-zahl-ich-Kampagne läuft jetzt seit einem halben Jahr, und an dieser Stelle möchten wir Ihnen einen Überblick über die Entwicklung der Einnahmen geben. Da es unseres Wissens nach noch keinen vergleichbaren Versuch der Finanzierung gegeben hat, fehlten von Anfang an Richtwerte für die Einnahmen.

Doch eines ist sicher: Der Start der Kampagne war bahnbrechend, allein im Monat April gingen knapp 9.000 Euro auf dem Konto von taz.de ein. Dass diese anfängliche Zahlungsbegeisterung auf diesem Niveau nicht anhalten würde, haben wir uns schon gedacht, da einige der ZahlerInnen nicht die einzelnen Beiträge mit Kleinstbeträgen honoriert, sondern größere Geldsummen (bis 300 Euro) für das Projekt taz.de im Ganzen überwiesen haben. Per Überweisung (Tabelle: Verlag) gingen so im ersten Monat über 6.000 Euro ein.

Im zweiten Monat wurden mit 3.519,72 Euro etwa 5.400 Euro weniger als zu Beginn der Kampagne eingenommen. Die Einnahmen blieben dann, leicht abfallend, relativ konstant, wobei ein größerer Rückgang mit rund 700 Euro noch von Juni bis Juli zu verzeichnen war.

Im letzten Monat haben wir mit taz-zahl-ich 2.071,56 Euro durch einmalige Zahlungen eingenommen, das sind rund 170 Euro weniger als im Vormonat. Zu diesen einmaligen Zahlungen sind im September aber noch 497,91 Euro im Monat als regelmäßige Zahlungen hinzugekommen. Denn seit dem 28. September gibt es die Möglichkeit, regelmäßig per Bankeinzug zu zahlen, wodurch jetzt mit 107 Daueraufträgen eine Jahressumme von knapp 7.000 Euro dazugekommen ist.
Die Gesamteinnahmen im September liegen damit bei 2569,47 Euro.


Wir sind weiterhin der Überzeugung, dass freiwilliges Zahlen richtig ist, um unabhängigen Journalismus zu finanzieren, auch wenn der Weg von einer Gratiskultur zu einer Kultur der Fairness ein beschwerlicher ist.

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https://blogs.taz.de/hausblog/rueckblick_auf_ein_halbes_jahr_taz-zahl-ich_und_die_einnahmen_im_september/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Nachtrag

    @ Max:
    Die Einrichtung einer Paywall kostet Geld. Sehr viel Geld. Geld, das die taz ohnehin nicht hat.
    Bei NYT: angeblich 40-50 Millionen Dollar. Und ausgehebelt war sie schon, bevor sie überhaupt wirklich live gegangen ist. (Quelle: tinyurl.com/5s54otw).

    Selbst wenn die taz eine Paywall einrichten wollen würde: Ich kann mir beim besten Willen keine Bank vorstellen, die ihr dafür einen Kredit geben würde. Oder wie die taz anderweitig auf legalem Wege an die benötigten finanziellen Mittel kommen sollte.

    Ein Paywall-Projekt würde die taz vermutlich endgültig in den finanziellen Ruin treiben.

    Und das dürfte auch den Verantwortlichen klar sein. Deshalb habe ich leichte Zweifel an der Ehrlichkeit der Begründung der taz, wieso sie auf freiwilliges Bezahlen setzt.

    Steckt wirklich nur der pure (und etwas naive) Idealismus hinter dieser Philosophie des Freiwilligkeit?
    Oder ist es nicht vielleicht doch eher die ernüchternde Erkenntnis, dass der taz gar nichts anderes übrigbleibt, wenn sie zumindest den ein oder anderen Euro mit taz.de verdienen will.

    Max, weißt Du, ob sich die Paywall-Projekte bei den Springer-Gazetten Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost rentieren? Ich glaube nicht.

    Wenn ich mich recht entsinne, haben schon andere Zeitungen (meines Wissens z.B. die Hannoversche Allgemeine, haz.de) in der Vergangenheit mit Bezahlschranken herumexperimentiert. Mittlerweile sind wieder alle Inhalte frei zugänglich. Wie das wohl kommt?

  • Hallo Aline,

    danke für deine Ausführungen.
    Wenn schon kein leichtes Plus zu verzeichnen ist, dann wohl hoffentlich auch kein schweres Minus.

    Euch weiterhin alles Gute.

    Und john kann ich nur zustimmen: Paywalls bringen aus meiner Sicht gar nichts. Vielleicht ist der Weg, den die taz beschreitet, auch nicht der richtige. Aber auf jeden Fall wesentlich gescheiter und innovativer als der Aufbau einer Paywall.

  • @Max: Warum verbreitest du hier Märchen und Propaganda? Die Paywall funktioniert eben NICHT. Bei keinem Medium der Welt hat sie bisher zum Erfolg geführt, weder in Sachen Reichweite, noch finanziell. Ganz im Gegenteil sind z.B. bei der NYT die Zugriffszahlen und die Reichweite (und damit die Bedeutung des gesamten Internetauftritts) massiv eingegrochen. Allein 25% weniger Seitenaufrufe, was auch wieder direkte finanzielle Auswirkungen auf die auf der Seite geschaltete Online-Werbung hat: Dafür bekommt man weniger Interessenten (wegen der niedrigernen Reichweite) und zusätzlich kann man für die wenigen Schaltungen auch noch weniger verlangen (wegen weniger Seitenaufrufe).

    Daneben kann jeder im Internet nachlesen wie man diese Paywalls problemlos umgehen kann, faktisch sind diese also nur für Dumme oder Faule und damit wirkungslos.

    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich alle wieder von den Paywalls verabschieden werden. Zum Glück ist die TAZ nicht so dumm, wie die US-Kollegen.

  • dieses Diskutieren über das freiwillige Zahlverhalten hat mich animiert eher bisschen mehr zu bezahlen, eben für die weniger betuchten mit.

    Aber bitte habt Geduld, es wird noch mehr Menschen wie mich geben, die sich nicht zuviele Gedanken um die Finanzierungen machen aber irgendwann doch auch drauf kommen, dass es fair ist, und die Zeitung am Leben mithält, wenn sich die freiwilligen Zahler noch steigern. Ich bin sicher, das wird langsam aber sicher wieder mehr.

  • @Xavier: Unter dem Strich gibt es zu diesem Zeitpunkt leider kein leichtes Plus. Die Kosten bei so einem Projekt entstehen aber auch besonders in den frühen Stunden, z.B. bei der konzeptionellen und technischen Entwicklung. Noch geben wir nicht auf und glauben weiter daran, dass freilliges Zahlen die Lösung ist und sich diese Investitionen lohnen.

  • @ Max

    Tja, x-beliebige Informationen. Frage, wie man das jetzt definieren möchte.

    Mittlerweile bin ich jedenfalls nicht mehr bereit, Zeitungen allzu großen Glauben zu schenken.

    Viel zu oft werden Sachverhalte falsch wiedergegeben – einzig und allein, weil der Schreiberling nicht wirklich im Thema drin ist oder aber Meldungen ungeprüft direkt von den Nachrichtenagenturen übernommen werden.

    Beides scheint mir gerade bei der taz ein echtes Problem zu sein.
    Guck dir einfach mal aufmerksam die Leserkommentare auf taz.de an. Es kommt viel zu häufig vor, dass die gröbsten Schnitzer von Lesern korrigiert werden müssen.

    Und die Kommentierung… wenn die mir auch hier die Leserkommentare auf taz.de anschaue, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass allzu viele Leute bereit wären, zwangsweise für die Lektüre zu zahlen.

    Es sei denn, der Mehrwert würde darin liegen, zu meckern, sich aufzuregen oder dem taz-Autoren (oft leider zu Recht) Unfähigkeit vorzuwerfen.

    Na ja, wie auch immer. Wissen tun wir beide nicht, ob Paywalls hierzulande funktionieren würden. Und ob wir es je herausfinden werden, wird die Zukunft zeigen.

  • @Pelle Grino: Deinem Argument kann ich keinen Glauben mehr schenken, seitdem es bei der NYT und anderen Medien offensichtlich funktioniert. Schau dir die aktuellen Zahlen an. Die Erfolgschancen steigen natürlich in dem Maße, wie andere Medien mitziehn. Und in den USA sind das u.a. zahlreiche Lokalzeitungen, die damit einen Teil ihrer Verluste im Printbereich wettmachen können. Es geht im übrigen auch nicht nur um x-beliebige Information, sondern um Kommentierung, den speziellen Stil einzelner Zeitungen, eben das, was es ausmacht, sog. Qualitätsmedien zu lesen – und dafür sind die Leute offenbar bereit, Geld auszugeben.

  • @ Max

    Ganz einfach – weil das „Angebot“ nicht angenommen wird.
    Es gibt eine Fülle an Möglichkeiten, sich gratis im Internet zu informieren. Wieso also gezielt Seiten ansurfen, für die User extra zahlen müßten?

    Worauf basiert deine Annahme, in den USA würde der Einsatz von Paywalls funktionieren, womit das Überleben vieler Zeitungen gesichert werden könnte?

  • @Pelle Grino: Warum sollen Paywalls mit Sicherheit keine Lösung sein? In den USA scheint es doch zu funktionieren, was vielen Zeitungen das Überleben sichern wird. Auch in Europa gibt es übrigens Beispiele, u.a. Mediapart in Frankreich. Mit der Ignoranz gegenüber den Vorgängen in den USA meinte ich vor allem die geringe Berichterstattung.

  • Die deutsche Presse ignoriert keinesfalls, was zur Zeit in den USA passiert.

    Ich finde es bemerkenswert, dass ausnahmsweise mal nicht alles kritiklos nachgemacht wird, was in den USA gerade so en vogue ist.

    Paywalls sind mit Sicherheit keine Lösung. Freiwilliges Bezahlen im Internet allerdings auch nicht – wie das Beispiel taz.de spätestens in einem halben Jahr eindrucksvoll nachgewiesen haben wird. Leider.

    Möglicherweise braucht’s für Internetinhalte eine politische Lösung. Wie auch immer die aussehen könnte.

  • Den Gedanken, der dahinter steckt, finde ich ja auch toll. Nur zahlen leider die wenigsten Leute freiwillig – was eure Statistik ja nur zu gut unterstreicht. Dieser Weg ist also keine Lösung, da er kaum relevante Zusatzeinnahmen eröffnen kann. Um die Zugänglichkeit für Menschen mit geringen Einkommen weiterhin zu gewährleisten, könnte man bei einer Paywall übrigens auch Sozialtarife einführen.

  • @ Xavier: Ja, wirklich schade. Aber eine interessante Frage. Ich werde dem mal nachgehen und das Ergebnis mitteilen…

    @Thomas: Vielen Dank und machen wir!

    @Max: Das ist ja gut, dass das funktioniert. Aber wir wollen freie (!) Zugänglichkeit zu den Information auf taz.de und niemanden auschließen der/die eventuell nicht so viel Geld hat. Damit ignorieren wir die Entwicklungen in den USA nicht, wir haben uns nur bewusst gegen die Lösung der Paywalls bei Finanzierungsproblemen entschieden.

  • Ich finde es bemerkenswert, dass die deutsche Presse mehr oder weniger ignoriert, was zur Zeit in den USA passiert. Mit der funktionierenden (!) Paywall der NYT und den vielen anderen Zeitungen, die nachgezogen sind (u.a. Boston Globe und viele Lokalzeitungen), findet da ein umfassender Wandel statt. Übrigens wird dort nicht auf freiwilliger Basis bezahlt, was eben kaum funktionieren kann, wie das obige Diagramm zeigt…

  • Liebe taz,

    danke dafür, dass du als großes Medium eine Vorreiterrolle in der Frage einnimmst, wie Journalismus im Internet (mit-)finanziert werden kann. flattr, „taz zahl ich.“ und jetzt das Abo: Ihr scheint euch wirklich damit auseinander zu setzen, wie das möglichst gut funktioniert.

    Also: Vielen Dank, macht weiter so!

  • Hallo Aline!

    Schade, dass es kontinuierlich weniger wird…

    Was mich arg interessieren täte:
    Die Kampagne an sich hat euch ja vermutlich auch den einen oder anderen Euro gekostet (Werbetrommel rühren, Programmieraufwand, Administration, etc. pp.).

    Das muss ja irgendwie gegengerechnet werden.

    Gibt es denn wenigstens unter dem Strich ein leichtes Plus?

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