Manche von euch fragen sich: Muss das? 2x Sonderschüler auf die Seite Eins in drei Tagen? ich denke: ja. Ein Hoch auf die taz-ChefInnen vom Dienst, Frauke, Klaus und Lukas.
Was die Kultusminister mit der Einführung neuer Pseudozeugnisse für Sonderschüler machen, ist nichts weniger, als das Völkerrecht zu beugen. Sie verhalten sich wie Schurkenstaatler – verletzen vorsätzlich und mit kaltem Herzen die rechte behinderter Kinder und ihrer Eltern. und, ganz nebenbei, eine UN-Konvention.
Wir werden das im Panel Bildungsarmut auf dem tazkongress zu besprechen haben. Es sind die richtigen Leute da, um Fragen zu stellen: Schulministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) und Jutta Allmendinger, an deren WZB derzeit die besten Forscher zum Thema arbeiten.
Um zu verstehen, was die Kultusminister derzeit treiben, muss man die Betroffenen sprechen lassen! hier zwei Auszüge aus Emails, die wir gestern bekommen haben:
Ein Vater über seinen Sohn:
„Doch dann kam die große Frage, wie ein Grenzgänger wie XY beschult werden soll. Wir als Eltern haben ein ganzes Jahr lang den reinsten „Schultourismus“ betrieben. Zuletzt blieb als einzige Möglichkeit „Förderschule“. Dort wurde XY zunächst nach den Richtlinien der Primarstufe gefördert. Doch nach ca. drei Jahren auf der „Förderschule für motorische Entwicklung“ kam für uns das vernichtende Urteil, XY müsse in den Bereich „Lernen“, somit war ein Hauptschulabschluss für ihn in weite ferne gerückt. Weil wir diesen Entschluss so nicht akzeptieren wollten, haben wir XY dann schulpsychologisch testen lassen, sind zum Schulamt gelaufen, haben Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, doch nirgendwo wirkliches Gehör finden wollen.“
Eine Mutter schreibt:
„Mit viel, viel Aufwand habe ich nun erreicht, dass mein Sohn im kommenden Schuljahr mit seinem Assistenten die Schule wechseln wird, zur Regelhauptschule. Klar ist, dass riesengroße Lücken gezüchtet wurden und aufgrund der mangelnden Unterrichtung der Schüler [in der Förderschule] ein Besuch z. B. zum erweiterten Hauptschulabschluss ausgeschlossen ist. Es ist ein sehr großer Aufwand, doch sollten alle Eltern versuchen, ihr Kind rechtzeitig von der Förderschule zu nehmen.“
Die taz-Berichte haben viele Reaktionen ausgelöst. Schulinitiativen, der DGB, die Sozialverbände und viele andere sehen sich ermutigt:
„Die Politik muss in Erklärungsnotstand kommen – aus dem wir sie nicht mehr entlassen werden.“
Sozialpädagogin an Förderschulen G
Ein Blick auf die Personalpolitik (Schleswig-Holstein) steht noch aus.
Einstellung von PädagogInnen die keine Lehrausbildung haben aber als Lehrkraft eingesetzt werden – zum halben Preis und ohne Nachqualifizierung und heute meist lediglich befristet.
Auch die Gewerkschaft hätte dazu eine Meinung?