vonhausblog 06.12.2010

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

Mehr über diesen Blog

Die taz provoziert mit kontroversen Beiträgen zum Thema Deutschsein und Migration. Junge Kolleginnen und Kollegen deutscher und nicht-deutscher Herkunft produzieren zu morgen eine 24-seitige Sonderausgabe. Die Produktion wird geleitet von Marie-Claude Bianco, Alem Grabovac und Emilia Smechowski. 14 Gäste aus Politik, Kultur und Journalismus produzieren einige Seiten der Sonderausgabe mit eigenen Texten und streiten engagiert über die bereits vorliegenden Beiträge.

Die morgen erscheinende Ausgabe vereint konstruktive und kritische Beiträge zum Thema Deutschsein und Migration. Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit wirft der deutschen Rechten Dogmatismus und Mythenbildung vor. Medientheorieprofessor Norbert Bolz antwortet mit einem provokanten Beitrag: “Linke Lebenslügen“. Die Ausgabe erhält außerdem ein Streitgespräch mit dem Autoren Thomas Brussig, dem Regisseur Neco Celik, der Politologin Naika Foroutan und der Vertriebenen-Politikerin Erika Steinbach.

Broder interviewt Sarrazin für die taz. Foto: Wolfgang Borrs
Broder interviewt Sarrazin für die taz. Foto: Wolfgang Borrs

Vor allem ein Gespräch zwischen Thilo Sarrazin (“Deutschland schafft sich ab”) und dem Publizisten Henryk M. Broder sorgt in der Redaktion der Sonderausgabe für Diskussionen. Redaktionsleiterin Emilia Smechowski unterstreicht, dass die Redaktion dieses Gespräch (hier einige Auszüge) unbedingt und in genau dieser Form bringen wollte. “Wir haben uns gefragt, ob sich Sarrazin einem Gesprächspartner gegenüber offener zeigt, der seine Thesen nicht ablehnt. Und das hat sich bestätigt.” Sarrazin habe sich mit einigen seiner Aussagen selbst entlarvt. Autor Feridun Zaimoglu: “Die taz muss das Gespräch bringen. Natürlich bietet man diesem Autor damit einmal mehr eine Plattform für seine zweifelhaften Ansichten. Aber soll man den Text etwa zensieren?”

Mit Statements, Streitgesprächen, Analysen, Reportagen und Momentaufnahmen beteiligen sich außerdem die Schriftsteller Maxim Biller und Wladimir Kaminer, der ARD-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und viele andere.

Die Gastredaktion, die einige Seiten der Sonderausgabe betreut, besteht aus:
Hatice Akyün, freie Journalistin und Schriftstellerin
Mo Asumang, Schauspielerin und Journalistin
Imran Ayata, Pop-Literat
Sevim Dagdelen, Die Linke
Yonas Endrias, Politologe+Rassismusforscher
Pegah Ferydoni, Schauspielerin (“Türkisch für Anfänger”)
Dunja Hayali, Journalistin und ZDF-Moderatorin
Jeannine Kantara, Journalistin (“Die Zeit”)
Hassan Katheeb, seit 18 J. geduldeter Palästinenser, Jura-Student
Kien Nghi Ha, Politologe und Autor
Danko Rabrenovic, Autor, “Balkanizer” und Musiker
Waridi Schrobsdorff, Ex-Model und Aids-Aktivistin
Mariam Stibenz, Migrationsbeauftragte Berlin-Mitte
Feridun Zaimoglu, Schriftsteller

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/hausblog/taz-sonderausgabe-made-in-germany/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Täusche ich mich, oder ist in der Liste der Migranten-Herausgeber KEIN EINZIGER RUSSLANDDEUTSCHER dabei?
    Meines Wissens doch die größte Migrantengruppe in der BRD, oder? Schon so assimiliert, dass sie wiedermal gar nicht mehr auffallen, oder was? WIE GIBT ES DAS ???!!!!
    Oder können diese Russen immer noch nicht schreiben? Oder nicht gut genug für die taz? Oder andere Redaktions-Vorbehalte? Islam-fixiert?

    Naja, zum Glück schreibt das Ausland manchmal über sie, NZZ vom 30.10. dieses Jahres eine lange Reportage, wie die seltsamen Deutschen relativ gut gelungene Integration einfach nicht wahrhaben wollen …

    Ich bitte um Antwort!

  • Nachdem Ihr den widerlichsten Hasspredigern in Deutschland
    in der Sonderausgabe ein Forum gegeben habt, bin ich froh,meine Einlage gekündigt zu haben. – Ich werde nie mehr eine taz kaufen.

  • Prinzipiell finde ich es immer interessant, wenn Andersdenkende oder Querdenker auch in der TAZ zu Worte kommen. Aber ich finde, es ist eine Grenze überschritten, wenn ein bekennender Wilders- Unterstützer wie Broder und ein Zündler im rechtsradikalen Lager wie Thilo sich gegenseitig die Bälle zu werfen dürfen, ohne dass eine kritische Nachfrage möglich ist. Broder bringt euch in die Nähe des Stürmers und ihr bietet ihm ein Forum. PI lobt euch und der Erkenntnisgewinn für mich als Leser ist sehr gering.

  • ..es geht im uebrigen mitnichten darum, Leuten wir Sarrazin oder Bolt einfach ‘Platz’ einzuraeumen, es geht um die mehr oder weniger offene Gewichtung, die man den Beitraegen der Verfechter weisser Dominanzdiskurse, ich zaehle hier Broder im uebrigen nicht dazu, wohl aber Cohn-Bendit, gegenueber den Beitraegen ‘migrantischer’ oder gegeneueber weissem Dominanzdiskurs kritischer Mitarbeiter/Journalisten einraeumt. Es reicht ein Blick in die online-taz-Ausgaben der letzten drei tage und diese Gewichtung ist überdeutlich, Bolz erscheint als Aufmacher, Cohn-Bendit (‘man kann Multikulti nicht aus der Welt schaffen’) erscheint als Aufmacher, Sarrazin erscheint als Aufmacher, die Sicht der ‘anderen’ laeuft unter ‘Leben’, im Regionalteil Berlins, jedenfalls aber weit unten und qualitativ jedenfalls, gemessen an dem was zu sagen waere, erschreckend duenn, zumindest nachdem was man bisher las. Dahinter steckt natuerlich Kalkuel, man praesentiert Sarrazin ebenso als Autoritaet mit unangreifbaren (‘nicht ohne weiteres zu widerlegen’) Meinungen wie man Bolz als ‘akademische Autoritaet’ praesentiert und seine Gegenredner zwei Stockwerke darunter mit allenfalls subjektiven Darstellungen ihres ‘Kiezes’/ihrer Lebenswelten, ihrer Erfahrungen. Kurz: die weissen deutschen als Theoretiker, die ‘anderen’ als lustige Ethnobevoelkerung. Sicherlich, man kann sich das ja denken: jeder nicht-weisse Intellektuelle wird es abgelehnt haben, als Steigbuegelhalter fuer weitere Vertiefungen dominanzdeutscher Weltdeutungen herzuhalten und die taz kann sich simplerweise auch nicht leisten, oder kann es simplerweise nicht, gegenueber ihrem geistesfernen Oeko-Publikum ‘Subtilitaeten’ wie die ‘Unterschiede’ zwischen Kovarianzen und Prozentzahlen auseinanderzusetzen, aber nur so laesst sich Sarrazin als ahnungsloser Dumpfplauderer entlarven. Man bricht nirgends in der taz den Mythos von der ‘Wissenschaftlichkeit’und ‘tautologischen’ Wahrheit der heutigen Deutung um das ‘Defizit’ der ‘anderen’, insbesondere Cohn-Bendit bricht diesen Mythos nicht, er vertieft ihn deutlich.

  • Deutschland als Muppet-Show.
    Da haben sich die zwei alten Herren in Ihrer Loge getroffen.
    Ich würde mich freuen, wenn Deutschland mitspielt und über den selbst ernannten Pausenclown (so sieht sich Broder selbst) mit seinem congenialen Partner einfach nur lachen kann …

  • Ihr erinnert mich mit Eurer Sonderausgabe immer mehr an die BILD, die aus Alibigründen immer wieder der Hürriyet-Redaktion Beiträge erlaubt, um sich als besonders tolerant zu gerieren. Nun macht Ihr die Alibi-Nummer nach, titelt mit “Ein schöner Land” – wohlgemerkt ohne Fragezeichen -, so als hätte Euch Norbert Bolz den Aufmacher diktiert. Damit man den Ausflug ins Exotische nicht vergisst, habt Ihr Euch verkneifen können, die Ganz-normal-taz als solche zu bezeichnen.

    Schön weiter so stramm Richtung Volksblatt, taz.

  • Da prallt überhaupt nix zusammen, da die Positionen als solche hinlänglich bekannt sind. Ein Zusammenprallen wäre es, wenn Bolz oder Broder sich in einem langen, intensiven, detaillieren Gespräch auf einen fundierten Gegner einlassen müsste. Das wäre ok, vielleicht wirklich befruchtend. Aber doch nicht so!

    Die taz kriegt mit solchen Aktionen massenhaft Lob aus der falschen Ecke, ohne jeden eigenen Erkenntnisgewinn. Selbst PI freut sich.

  • Großes Kompliment für die taz, dass sie sozusagen zwei Welten aufeinander prallen lässt. Das ist kritischer Journalismus von der Art, wie ich ihn mir wünsche. Mag sein, dass die Zeitung durch dieses Experiment einige Leser verlieren wird, aber sie wird sicher auch etliche dazu gewinnen.

    In diesem Sinne freue ich mich auf die morgige Ausgabe

    M.

  • Sarrazins Thesen thematisieren, sicher, das hat die taz ja auch schon gemacht. Aber ihn ausgerechnet von Broder interviewen lassen? Warum überlasst Ihr das nicht der Jungen Freiheit?

    Ähnlich verhält es sich mit Bolz. Diese Leute kommen alle naselang irgendwo zu Wort, deren Thesen sind nun wirklich so bekannt. Wieso räumt die taz ihren wertvollen Platz solchen Leuten frei?

    Mein Kommentar dazu:

    http://exportabel.wordpress.com/2010/12/04/die-taz-macht-rechtspopulismus-salonfahig/

  • Natürlich bietet man diesem Autor damit einmal mehr eine Plattform
    ja genau. Und deswegen holt man den Typen aus dem Rumpelkeller vom Herbst 2010… Wegen sickender Auflage. Um wieder ein Aufreger zu haben.
    Sarrazin hat sich zur genüge selbst entlarvt. Das ist alles sonnenklar. Ich finde es enttäuschend, dass nachdem das Thema ‘Sarrazin’ endlich von der Agenda verschwunden ist, ausgerechnet die TAZ wieder mit dem Scheiss anfängt. AUFHÖREN! SCHLUSS! ZURÜCK ZUM ALLTAG!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert