von 22.09.2011

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Die taz macht heute wieder mit einem Titelbild auf, das ich besonders toll finde. Der Artikel von Lukas Wallraff dazu hat folgenden Text:

Religionsführer im Bundestag

Oppositionspolitiker wollen Rede boykottieren. Regierung fordert mehr Respekt. Bildungsministerin nennt den Staatsgast „einen der größten Denker unserer Zeit“

BERLIN Unmittelbar vor der heutigen Yoda-Rede im Bundestag hat sich der Streit über den Auftritt des Oberhaupts des Jedi-Ordens im Parlament verschärft. Die Union kritisierte den von Oppositionspolitikern angekündigten Boykott.

Dass einige Abgeordnete der Linken, der SPD und der Grünen der Bundestagsrede des Staatsgastes fernbleiben wollen, zeige „eine Mischung aus Hochmut und Kleingeist“, erklärte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte: „In dieser Weise einer so bedeutenden Persönlichkeit im Bundestag den Respekt zu verweigern, finde ich beschämend, ja schäbig.“ Auch Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) betonte, sie habe für den Boykott kein Verständnis. Yoda sei nicht nur das Oberhaupt des Jedi-Ordens, sondern auch „einer der größten Denker unserer Zeit“.

Linken-Chefin Gesine Lötzsch hingegen verteidigte das Fernbleiben von Parlamentariern: „Ich habe Verständnis für diejenigen, die sich die Rede nicht anhören wollen, weil sie zum Beispiel die Sexualmoral, das Frauenbild oder das Kondomverbot Yodas ablehnen.“ SPD-Kirchenexperte Wolfgang Thierse riet zu Gelassenheit: Kein Abgeordneter werde gezwungen, der Rede zuzuhören. Und wer sich die Rede anhöre, müsse Yodas Ansichten nicht zustimmen.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte Yoda mit Zustimmung aller Fraktionen zur Rede im Parlament eingeladen. Dort wird er in seiner Funktion als Oberhaupt der Jedi zu den Abgeordneten sprechen. Anschließend hält er eine Jedi-Zeremonie mit 70.000 Gläubigen im Berliner Olympiastadion ab. Am Freitag besucht Yoda dann Erfurt, am Samstag Freiburg.

Die Gewerkschaft Ver.di forderte unterdessen auf ihrem Bundeskongress in Leipzig, dass Mitarbeiter in Sozialeinrichtungen des Jedi-Ordens und anderer religiöser Gemeinschaften in Deutschland die gleichen Rechte bekommen sollten wie andere Arbeitnehmer. Sie sollten Tarifverträge abschließen dürfen und das Streikrecht erhalten.

Update: CSU-Politiker kritisiert „Hetzkampagne“ gegen den Papst

Siehe auch

– Die besten taz-Titelseiten des Jahres 2010

– Die besten Titelseiten seit Gründung der taz

Wie eine Titelseite in der taz entsteht

Interview mit Klaus Hillenbrand, Chef vom Dienst, über die Zutaten für einen taz-Titel – und eine Schlagzeile, für die er sich bis heute schämt

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kommentare

  • Dazu fällt mir nur ein dass es in STAR WARS eine strikte Trennung zwischen dem Senat und den Jedi gibt. Yoda würde niemals im Senat reden, predigen, missionieren oder Prozessionen abhalten. Nur ein Sith (für nicht Eingeweihte: die „bösen“ Jedi) streben nach politischem Einfluss und Kontrolle.

  • War ja toll und progressiv, das Titelbild. Hätte es sich um einen Muslim gehandelt, dann hättet Ihr Euch das aber nicht getraut, nicht wahr?

  • Der Impuls ist doch in Ordnung: Diese Inszenierung des Oberhauptes der katholischen Kirche als moralischer Instanz lächerlich machen zu wollen. Die Biografie des Ratzinger allein gibt ja doch genug Anlass, ihn genau dafür nicht zu halten. Von den Kulturleistungen der katholischen Kirche (die Liste fängt bei der Inquisition weder an, noch hört sie damit auf) mal ganz abgesehen. Die Umsetzung jedoch ist schwach. Hat eher was von, hihi, haha, Schülerzeitung, die den Rektor mal ordentlich verarscht. Nur das Bild vielleicht und dazu ein kritischer Text, ganz wie die besseren taz-Titel (schwäbischer Pflasterstein et al), hätte eventuell mehr Verve gehabt. Vielleicht auch nicht, generell religionskritisch zeigt sich die taz ja nicht mit der allergrößten Konsequenz, was hier auch problematisch ist (Beilage zum evangelischen Kirchentag, regelmäßige Anthroposophen-Extras, Dalai-Lama-Huldigungen usw.).
    Nichtsdestotrotz: Harmlos ist der Spaß allemal, wer das nicht aushält und beleidigt rumpoltert, wertet den Titel nachträglich sogar noch in einer Weise auf, den er, wie gesagt, eigentlich nicht verdient.

  • Der Titel trifft mal wieder ins Schwarze, der Papst und seine Kirche sind für unsere Gesellschaft genauso wichtig und nützlich wie Meister Yoda! Wenn schon überflüssigerweise diesem undemokratischen Konzern so viel Medienaufmerksamkeit gewidmet wird dann doch genauso so! Der Vergleich persifliert dies vortrefflich – weiter so! Einer der Besten Headliner seit langer Zeit!

  • Lieber Yoda sein,

    als eine lächerliche R2D2- Kolonie wie die TAZ Redaktion.

    Statt inhaltlicher Auseinandersetzung, dumpfe Polemik.

    Jungs und Mädels, da müßt Ihr noch viel lernen !

    Grüßt mir den Fidel !

  • Ist nicht so, dass ich den Papst mögen würde aber Satire oder was auch immer dieser unlustige Yoda Beitrag sein soll, sollte man vielleicht doch den Profis der Titanic überlassen.

    So wirkt das ganze einfach nur kindisch und peinlich und reiht sich perfekt ein zu der Debatte, die um die Rede gerade geführt wird.

  • muss yoda oben beipflichten:

    der papst hat schon eher was mit dem imperator gemein: immerhin ist der zugleich religionsführer und diktator – so wie der papst…

  • @stefan haack
    Aber Islam-Satire wäre ok, oder?

    Angesichts 40% Deutscher ohne Konfession ist es absolut gerechtfertigt und wünschenswert, Religionen gleichberechtigt, also auch den Katholizismus, nicht mehr als selbstverständlich sondern kritisch und gerne auch satirisch zu betrachten.

  • Ich mag die taz dafür, dass sie bestehendes Unrecht darstellt und kommentiert, für interessante Hintergrundberichte, als Kulturführer u.v.m.
    Für die heutige taz-Titelseite und den „geklonten“ Bericht schäme ich mich als taz-Genosse; als ob ich persönlich dafür verantwortlich bin. Hat für mich eher was mit Kindergarten zu tun. So macht mir meine taz keinen Spaß, sie verdirbt mir das Mittagessen. Manomann. Mal doch eben den „Express“ kaufen gehen…

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