taz-Abonnent Friedhelm B. hat uns geschrieben:
Hallo, ich habe eine kurze und hoffentlich simple Frage: Wie viel meiner monatlichen Abogebühren werden dafür verwendet, die schwäbische Regionalbeilage Kontext als Beilage der taz zu mir nach NRW zu schicken?
Lieber Friedhelm B., auf Ihre Frage habe ich eine kurze und simple, aber auch eine etwas längere Antwort. Zunächst: Ihre “Abogebühren” sind wichtige Erlöse für die taz und finanzieren mit allen anderen Abonnementserlösen 70 Prozent der Kosten der taz. Dafür vielen Dank!
Unsere Kosten würden aber nicht geringer werden, wenn wir Kontext:Wochenzeitung nicht im Verbreitungsgebiet NRW mit ausliefern würden. Es wäre teurer, wenn wir – was wir vor zwei Jahren, als wir die Kooperation mit Kontext begonnen haben, auch tatsächlich überlegt haben – Kontext lediglich in Baden-Württemberg verbreiten würden. Die vierseitige Beilage müsste entweder separat gedruckt und beigelegt werden, oder es müsste der Seitenumfang für die Auflagen in Baden-Württemberg und dem Rest in Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bayern/etc. gewechselt werden.
Beides wäre kostspieliger, als die Seiten von Kontext:Wochenzeitung in kompletten Auflage mitzudrucken. Es wäre auch für unseren Vertrieb sehr viel komplizierter, da die Touren von der Druckerei in Gießen zeitlich anders organisiert werden müssten. Aus diesem Grund erhalten Sie bei der ehemaligen Frankfurter Rundschau und der Süddeutschen Zeitung auch immer deren Hessen- bzw. Bayern-Seiten, obwohl es Sie möglicherweise nicht interessiert, was in Bayern passiert.
Doch ich vermute, Ihnen geht es bei ihrer Frage um was anderes. Warum kriegen die blöden Schwaben jetzt Regionalseiten, die die taz in Nordrhein-Westfalen vor Jahren wieder gestrichen hat? Und Sie als Leser in NRW müssen diese Seiten auch noch mit ertragen!
Nun, Kontext:Wochenzeitung ist einmal als Projekt profilierter, aber unzufriedener JournalistInnen Stuttgarter Zeitungen entstanden. Anfänglich gab es bei diesen einen Traum vom unabhängigen Journalismus und einen Mäzen. Dann kam die taz dazu und sagte, wenn ihr das, was ihr da machen wollt, nur im Internet verbreiten wollt, dann können wir es doch in der taz.am wochenende drucken und unseren LeserInnenn der Zeitung einen Mehrwert bieten.
So fing das vor zwei Jahren an und hat sich inzwischen zu einem passablen Erfolg entwickelt. Die Geschichte aus Stuttgarter Sicht können sie hier lesen.
Kontext ist kein Teil der taz, Kontext ist vor allem auch keine Regionalausgabe der taz. Nachdem wir in NRW zwischen 2003 und 2007 vergeblich die Regionalisierung versucht haben mit Etappen von Münster über Bochum nach Köln und schließlich Düsseldorf und dafür schlappe 2,5 Millionen Euro versenkt haben, würden wir kein Regionalisierungsprojekt mehr ins Leben rufen.
Kontext:Wochenzeitung ist eine erfolgreiche Kooperation mit einem Journalistenprojekt im Internet, im Grunde ein Blog, in einer für uns sehr wichtigen Region. Dieser regionale Aspekt ist für uns als taz wichtig, weil wir ja wissen, dass wir in Baden-Württemberg eine treue und auch gut zahlende Abonnentenschaft haben, denen wir in der Vergangenheit anders als in Berlin, dem Norden und NRW jeden Zusatznutzen versagten.
Wichtiger aber als das Regionale von Kontext ist uns der publizistische Aspekt. Da ist Kontext eher vergleichbar mit unserer Beilage Le Monde diplomatique.
Der publizistische Horizont der taz erweitert sich also. Es ist gut, wenn die taz nicht nur den Kreuzberger Blick aus der Hauptstadt Berlin hat. Zumindest einmal in der Woche kommt jetzt der Blick aus dem Labor Baden-Württemberg dazu.
Mit besten Grüßen aus Berlin
Karl-Heinz Ruch, Geschäftsführer
Die Kontext-Beiträge sind von einer Schlichtheit und Einseitigkeit, die das Lesen wirklich kaum lohnt. Man sollte insgesamt zur altbewährten Form der Wochenendausgabe zurückkehren.