Es ist kalt auf dem Platz vor dem Berliner Dom.
Hier ein paar müde Fußgänger, zwischendurch juchzende Teenager. da vereinzelt Touristen, die ein digitales Andenken an den Berliner Dom in ihrer Kamera mit in die Welt nehmen. Von Blitzlichtgewitter kann man nicht sprechen.
Drei Beamer setzen den Berliner Dom unter Wasser und projezieren abwechselnd die Worte, Klimawandel stoppen und Schöpfung bewahren auf den Dom. Es leuchtet gelb, blau und rot.
Ich friere und als ich gerade los will, kommt ein Fußgänger vorbei: Klimawandel stoppen und haun de Lampen voll druff hier, Mann dit passt ja!
Mit dieser symbolischen Aktion vom 18. bis 20. November iniziiert vom WWF, dem Berliner Dom und der EKBO soll auf den Klimawandel, den steigenden Meerespiegel und die anstehenden klimapolitischen Entscheidungen (Brüssel, Posen) aufmerksam gemacht werden.
Zu recyclen, was sowieso schon da ist und nichts mehr hinzuzufuegen, schon gar nichts permanentes, setzen sich viele Strassenkuenstler heutzutage zum Ziel. Weil die Strassen sowieso schon so voll sind, nur nicht mit Natur. In die schwarzen Abgas-Ablagerungen einer Tunnelwand in Sao Paulo konnte der Brasilianer Andre Orion wochenlang hunderte, weisser Totenkoepfe putzen – „Pollution kills“!
Bei Clean Graffiti oder Öko-Street-Art steckt die Botschaft oft schon in den Mitteln. Bilder werden mit lebenden Pflanzen ins Stadtbild gemalt, Schablonenmotive mit Modder an die Wände gebracht (mudstencils.wordpress.coms), aus herumliegendem Plastemüll werden Figuren gefertigt, die über U-Bahn-Luftschächten zum Leben erwachen (Siehe: Joshua Allen Harris auf you tube).
Das die neue Variante der freien Meinungsäußerung Potential hat, läßt sich auch daran erkennen, dass sie von der Werbung aufgegriffen wird. Mit einem Hochdruckreiniger wurde von der amsterdamer Agentur „Green Graffiti“ Reklame bspw. für Elle, dogtroep und Smart auf Gehwege gestaltet.
Und am Dom leuchtet’s bunt, um fuer den Stopp des Klimawandels zu werben. Mit Öko-Strom? Oder heiligt in diesem Fall die Botschaft die Mittel?