vonHelmut Höge 18.07.2006

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt. Gonzo-Journalismus der feinen Art.

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Als Aushilfshausmeister ist man u.a. auch für die Ordnung und Sauberkeit auf dem Hof zuständig, wo zehn Müllcontainer stehen, aber manchmal doch was danebengeworfen wird. Gestern fand ich – bereits zum vierten Mal – ein Paar Schuhe dort: Damenschuhe. Auf solche stößt man auch bei Spaziergängen im Wald oder in Parkanlagen ständig. Eigentlich gibt es nur eine Erklärung dafür: Da wurde eine Frau bedrängt – und um sich dem schneller, durch Flucht, zu entziehen, entledigte sie sich ihrer unbequemen Stöckelschuhe. Apropos: An anderer Stelle hatte ich bereits erwähnt, dass die kollektiv zusammenarbeitenden Rinderzüchterinnen in der Wüste Gobi mich wegen ihres selbstbewußten Auftretens kürzlich außerordentlich beeindruckten. Man hätte am Liebsten sofort mit ihnen Pferde stehlen mögen. Was ich nicht erwähnte, war, dass die Frauen dort in der Wüste fast alle vornehme hochhackige Damenschuhe trugen – bei ihren Meetings in der „Community-Jurte“. Später besuchte unsere Reisegruppe eine Frauen-Genossenschaft, die u.a. Filzstiefel herstellt. Anschließend kamen wir auf das bei uns langsam aussterbende Schusterhandwerk zu sprechen.

Einst gehörten die Schuster zu den Radikalsten. Nicht selten ergriffen Wehrunfähige und Krüppel diesen Beruf, dafür waren sie sehr gebildet, stellten oft die Dorfschreiber und beschäftigten bisweilen sogar Vorleser während ihrer Arbeit. Es ist der Beruf, der lange Zeit die meisten Philosophen, Agitatoren und Terroristen hervorbrachte, daher die obrigkeitliche Warnung „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ In der DDR erinnerten die PGH „Hans Sachs“ und „Jakob Böhme“ an diese Tradition, auch Ceaucescu war übrigens ein Schuster. Doch die industrielle Revolution und zuletzt die exproletarischen Men-in-Sportswear-Banden im Verein mit dem Turnschuhminister und der Sneakerjugend ließen die Schuster langsam aussterben. 2004 hat Eric Hobsbawm noch einmal an ihre ruhmreiche Rolle in der frühsozialistischen Bewegung erinnert. Und ich habe etwa zur selben Zeit der vielen alt gewordenen und deswegen entlassenen blonden Schuhverkäuferinnen in Berlin gedacht, die jetzt zur Aufbesserung ihrer schmalen Rente Anschaffen gehen.

Ansonsten gibt es nun immer mehr Schuhmuseen: in Weißenfels, in Hauenstein, in Offenbach (das zuletzt die Schuhe von Guido Westerwelle erwarb); ferner eins in Florenz vom Schuhfabrikanten Ferragamo, in Zlin von der Bata-Dynastie, in Schönenwerd von Bally, und auf der Vogelinsel vor Neuwerk sammelt der Vogelwart alle angeschwemmten Badelatschen. Daneben werden auch noch in den diversen „Museen des Kommunismus“, „der Okkupation“ und den „Gedenkstätten des „Totalitarismus“ bzw. „Faschismus“ gerne Schuhe ausgestellt: Im Warschauer Museum des Kommunismus ist es ein Paar linke Schuhe. Dazu wird erklärt, dass es sich dabei um eine Prämie handelt, mit denen in den Fünfzigerjahren Arbeiter des Stahlwerks „Warszawa“ ausgezeichnet wurden. Im Eisenhüttenstädter Zentrum für DDR-Alltagskultur ist es ein Paar rote Damenschuhe, die in der DDR für den westdeutschen Konzern Salamander produziert wurden: So wie heute fast alle Schuhe in Billiglohnländern gefertigt werden. Im Okkupationsmuseum von Tallin ist es ein Paar zerfetzte Schuhe – mit denen ein einst nach Deutschland verschleppter Este wieder in seine Heimat zurückkehrte. In Riga ist es ein paar rote Filzstiefel – mit denen ein nach Sibirien verbannter Lette sich wieder nach Hause schleppte. Im Moskauer Weltraummuseum sind die silbernen Kosmosstiefel von Juri Gagarin ausgestellt und im dortigen Revolutionsmuseum ein Paar Bastschuhe, das zeigen soll, wie arm die Bauern vor der Kollektivierung waren. Im Gulag-Museum von Perm-36 ist es ein mit Draht zusammengehaltenes Paar Halbstiefel, das von einem Häftling getragen wurde. Im Marikina Museum von Manila sind dreihundert edle Damenschuh-Paare ausgestellt, die der Diktatorengattin Imelda Marcos gehörten. Sie hat das Museum sogar selber eingeweiht. In Amerika sagt man angesichts einer solchen Sammelmacke bereits: „that’s imeldas!“. Im Revolutionsmuseum von Havanna sind die Schuhe und Socken, die Ché Guevara zuletzt trug, aufbewahrt. Im Saigoner Museum für Ho Chin Minh sind dessen aus Autoreifen geschnittene Sandalen ausgestellt. Ähnliche gibt es dutzendweise auch im Foltermuseum von Pnom Penh zu sehen – ohne Kommentar. In Auschwitz hat man gar einen Haufen mit tausenden von Schuhen ausgestellt, die von ermordeten KZ-Häftlingen stammen: Im Internet gibt es allein dazu inzwischen 39.000 Eintragungen. Die meisten dieser Gedenkstätten mit Schuhexponaten sind in einer „Internationalen Koalition der Gewissens-Museen“ zusammengeschlossen.

Der österreichisch-kommunistisch-kroatische Philosoph Boris Buden hält all das für eine bedenkliche postmoderne Verkultivierung von Geschichte, Ökonomie und Politik, die bloß anzeigt, dass die Zeit zum Stillstand gekommen ist. Die Betrachtung der Schuhe in den Museen des Kommunismus, mindestens der zwei linken in Warschau, mündet dafür aber für Buden am Ende immerhin in eine Moral: „Frag nie: Wer ist diese unterdrückte, hilflose, bemitleidenswerte Kreatur, die in den Schuhen des Kommunismus herumirrte? Du bist es! Du schreitest, hier und jetzt, in den Schuhen des Kommunismus!“ – Obwohl man damit, wie gesagt, eigentlich gar nicht richtig vom Fleck kommt.

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2006/07/18/die-schuhe-im-posttotalitarismus/

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kommentare

  • Julius Langbehn (aus: „Der Geist des Ganzen“):

    „Die amerikanische ‚Durchschnittsphotographie‘, d.h. jenes Verfahren, zehn Lichtbilder von Schustern übereinander zu kopieren, um so den Typus eines Schusters heraus zu bekommen, veranschaulicht klar das Grundverfahren falscher Kennerschaft und Kunst, falscher Wissenschaft und Religion.“

    Zu erinnern sei ferner an das ganz ähnliche Verfahren, bei dem tausend übereinander photographierte Amerikaner unterschiedlichster Herkunft – das Bild eines Indianers ergeben.

  • Noch eine Art Schuhmuseum:

    In England stieß die Polizei auf eine Sammlung hochhackiger Schuhe – im Keller eines gewissen James Desmond Lloyd (49): Er hatte zwanzig Jahre Frauen mit solchen Schuhen aufgelauert und sie dann vergewaltigt. Anschließend fesselte er sie und nahm ihnen ihre Schuhe weg, die er als Trophäen in seinem Keller sammelte.

  • In der chilenischen Atacama-Wüste, wo seit Anfang August die Arbeiter der weltgrößten Kupfermine Escondida für höhere Löhne streiken, weil sich auch der Kupferpreis auf dem Weltmarkt seit 2003 verfünffacht hat, gab es bis in die Sechzigerjahre noch eine ganze Reihe von sogenannten Natriumnitratstädten, wo Salpeter abgebaut wurde. Er wurde weltweit erst zur Sprengstoffherstellung und dann für Düngerzwecke genutzt – und begründete den Reichtum Chiles, nachdem das Land 1883 die Wüste im so genannten Salpeterkrieg von Bolivien und Peru abgetrennt hatte.
    Als ab Ende der Zwanzigerjahre eine Mine nach der anderen stillgelegt wurde, blieb den Arbeitern nichts anderes übrig, als ihre Häuser, Fabriken, Läden und Werkstätten drumherum zu demontieren und in Einzelteilen zu verkaufen (so wie es heute die schlesischen Bergarbeiter tun). Auf diese Weise verschwanden in Chile nach und nach fast alle Nitratstädte – nahezu spurlos.Die letzten Minen wurden von Allende verstaatlicht, aber das hielt ihren Niedergang auch nicht auf. Die Städte hießen San Pedro, Valle de la Luna, El Tatio, Paso Sico, Salar Grande, Salte, Maria Elena, Santa Laura usw..
    Zwei ehemalige Nitratarbeiter versuchen nun – seit einigen Jahren schon – wenigstens die Reste der Salpeterstadt Humberstone als Museum zu erhalten – und vor Diebstahl zu schützen. Dort gibt es nun u.a. auch eine weitere Schuhausstellung – d.h. eine Sammlung von mehr oder weniger zerrissenen Fußbekleidungen, die von den letzten Nitratarbeitern getragen wurden.

    Der nach dem CIA-Pinochet-Putsch emigrierte Schriftsteller Ariel Dorfman hat diesen Museumsort vor einigen Jahren besucht. In seinem 2005 auf Deutsch erschienenen Buch „Das Gedächtnis der Wüste“ berichtet er darüber, es findet sich darin auch ein Photo von den Schuhen der Salpeterarbeiter.

    Außerdem gibt es natürlich inzwischen auch mindestens ein deutsches Reiseunternehmen, das diesen Museumsort in sein Chile-Reiseangebot aufgenommen hat, u.a. heißt es dazu im Prospekt: „Durch die Wüstenlandschaft erreicht man heute schnell die Geoglyphen „Gigante de Atacama“ – der Riese der Atacama-Wüste mit einer Länge von angeblich 86m die bis jetzt weltweite größte menschliche Figur. Die Tour geht weiter zu den Salpeterstädten Santa Laura und Humberstone. Die beiden zu Nationalmonumenten erklärten Salpeterorte sind heute verlassen und verfallen und wirken wie gespenstische Industrieanlagen aus früheren Zeiten. Nach dem Besuch geht es weiter durch die Orte Pozo Almonte und Tirana zur Oase von Matilla und Pica, die besichtigt werden. Pica ist dann der Übernachtungsort“.
    Entdeckt wurden die riesigen Natriumnitratvorkommen zu Anfang des 19. Jhds. durch den deutschen Forschungsreisenden Thaddaeus Peregrinus Haenke,der wahre Salpeterboom wurde später ausgelöst durch eine Entdeckung Justus von Liebigs – dass man nämlich aus Natriumnitrat Kunstdünger herstellen konnte, ein weiterer deutscher Chemiker beendete dann jedoch diesen Boom auch wieder – Fritz Haber: ihm gelang es, Natriumnitrat künstlich herzustellen. Das war der Anfang vom Ende der Salpeterstädte in der Atacama-Wüste.

  • In Berlin werden mehr und mehr Schuhreparaturen von Weißrussen übernommen, davor waren es hauptsächlich Türken, die lange Zeit mit dem Meistergebot kämpfen mußten. Einen, der auch mein Schuhreparateur ist, hat Jenni Zylka porträtiert:

    Zwischen einem Eisladen und einer türkischen Imbissbude ist die Schleuse in die zweite Reihe der Kotti-Geschäfte. Weil es hier stinkt, hetzt man schnell hindurch, auf dem Weg zum Babylon-Kino, zur Möbel-Olfe-Bar, zum Kita-Spielplatz an der Dresdner Straße. Oder zum Schuster. Der Schuster, für viele Frauen und einige Männer fast der wichtigste Mann im Leben –
    seinen Schuster sollte man sich gut aussuchen. Ibrahim Contur ist ein Bottentüftler, dessentwegen man auch noch Kreuzbergs schwelendsten sozialen Brennpunkt aufsucht, wenn man längst mit Mann und Maus ins lahme, sichere Zehlendorf geflüchtet ist. Oder anderswohin.

    Conturs Schusterei „Abgelaufen“ gehört zum Neuen Kreuzberger Zentrum, jenem ehrgeizigen, inzwischen etwas maroden Projekt, das Schluss machen sollte mit Siff, Drogenhandel, Ghetto und Gewalt am Kottbusser Tor. Sein kleiner Laden ist schnell voll: Mehr als vier KundInnen passen nicht in den schmalen Bereich zwischen Theke und den vor Schuhcremes und Einlagen
    platzenden Regalen.

    Die Tür ist geöffnet, an der Wand stehen zwei Stühle, und meistens sitzt dort jemand, oft nicht um auf Schuhe zu warten, sondern um sich zu unterhalten: Contur ist einer, dem man gerne beim Arbeiten zuguckt und mit dem man ins Reden kommt, auch wenn man eigentlich nur „Neue Sohle bitte“ nuscheln wollte. Auf die kleine, staubige Schaufensterscheibe ist eine Einladung gepinselt: Am Samstag wird er feiern – 20-jähriges
    Dienstjubiläum. Schuhreparatur und Schlüsseldienst. Dabei ist Contur erst 32 Jahre alt.

    1974 wurde er im Wedding geboren. Mit 12 lernte er das Schusterhandwerk, nebenbei, nach der Schule, im Kreuzberger Laden, den sein Vater 1986 eröffnet hatte. Mit 17 hatten seine Eltern für ihn die Verlobung arrangiert, holten das Mädchen aus der Türkei. Er heiratete mit 18, ging zur Armee, zwei Töchter kamen in den 90ern, Ende 2003 die Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen. „Wir mussten uns in der ersten Zeit erst mal kennen
    lernen“, sagt Contur über seine Ehe. Er ist klein, wendig, dunkelhaarig und rotwangig, sein Lachen ansteckend, er reißt mit hauchzartem Akzent trockene Witze, auch über sich selbst. Das Phänomen Contur lässt sich beobachten, wenn man Zeit mitbringt.

    Eine Kreuzberger Kneipenhockerin mit Stiefeltick gibt ein Paar aus braunem Wildleder ab. Man kennt sich schon lange. „Mit mir wirst du immerhin nicht arm“, sagt sie. „Reich aber auch nicht“, kontert Contur knapp.

    Ein Fahrradsportler, ein junger Hiphopper, eine ältere Hippiebraut kommen zum Abholen. „Die Weißen, die Nikes, die Braunen“, sagt der Schuster, und nickt den KundInnen nacheinander zu – er hat ein Schuhgedächtnis wie
    Imelda Marcus.

    Eine eigentlich vasenförmige, raffiniert eingeschnürte junge Frau will das zarte Fesselriemchen ihrer gefährlich spitzen Stilettos verlängern lassen, sie beschwert sich, dass es nicht um ihre eindrucksvollen Waden reicht. Ein älterer Herr kommt und redet auf Türkisch auf Contur ein. Er zeigt auf seinen Mantel und die Knöpfe, Contur überlegt eine Weile, schlägt dem Mann
    etwas vor, der nickt und verschwindet.

    „Er wollte spezielle Knebelknöpfe für die Reise nach Mekka, weil man nur Handgefertigtes dabei tragen darf, nichts maschinell Hergestelltes“, erklärt Contur den KundInnen muslimische Rituale, während er in seinem kleinen Arbeitsbereich herumwirbelt, eine bedrohliche Pressmaschine bedient, eine Sohle mit Klebstoff behandelt, eine Geschichte erzählt, einem Kind einen Lolli schenkt, einem wartenden Kunden Zeitungen oder
    Bücher oder ein Paar Stofflatschen anbietet, falls der die Zeit zum Bummeln nutzen möchte. Wenn der Schuster größer wäre, würde er ständig überall anstoßen.

    Conturs Laden wird von Deutschen und Migrationshintergründlern
    gleichermaßen frequentiert. „Die Deutschen schätzen das Handwerk höher, sie hängen mehr an ihren alten Sachen“, findet Contur. Die Türken, „meine Landsleute“, sagt Contur, wollen eher angeben und kauften darum ständig neu. „Ich bin Türke“, sagt der Weddinger, dessen Familie aus Denizli in der Nähe von Antalya kommt und der keinen deutschen Pass besitzt, weil er noch nie einen brauchte.

    Apropos Angeben: In den 80ern fing er an, seinem Vater, eigentlich Konfektionsschneider, im damals gerade eröffneten Laden zu helfen, Botengänge zu machen. „Plötzlich hatte ich ein bisschen Geld. Davon hat er sich als erstes eine Witboy-Hose gekauft. „Die hatten den gleichen Schnitt wie die Levis. Wir haben uns dazu Original-Levis-Etikette besorgt, das Witboy-Ding rausgerissen und Levis reingenäht“, er und seine Schulkumpel,
    genäht hat Contur, auf der Schuhnähmaschine im Laden. „Damit waren wir die Coolsten“, sagt er und lacht.

    Die KundInnen sind bedient, ein junger Mann bringt ein Paar
    Leder-Schnürschuhe zurück, die Contur vergangene Woche repariert hatte – eine Naht ist wieder aufgeplatzt. Contur vernäht neu, umsonst, selbstverständlich. „Das muss für die Ewigkeit halten, wenn ich das mache“, erklärt er. Berufsehre.

    Seine Frau hat keinen Beruf erlernt, sie konnte anfangs nicht mal Deutsch. Die Töchter sollen etwas lernen, bevor sie sich verheiraten. „Soweit es in meiner Macht steht“, sagt Contur, „sollen sie eine Ausbildung fertig machen, vielleicht sogar schon gearbeitet haben.“ Denn wenn es nicht klappt mit dem Ehemann, können sie auf eigenen Füßen stehen. Etwas
    verändert sich in der türkischen, der sunnitischen Gesellschaft, findet er, langsam, aber es geht voran. Dass die Töchter auf jeden Fall heiraten werden, ist für ihn aber klar. „Kann ich mir nicht anders vorstellen.“

    Und seine eigenen Pläne? In drei Jahren, mit 35, will er nicht mehr von früh bis spätabends im Laden stehen, unterbrochen nur von Betpausen – ein „Komme gleich wieder!“-Schild hängt dann in der Tür -, sondern samstags geschlossen lassen, um sich seiner Familie widmen zu können. Contur ist der einzige Verdiener, seine Frau hat mit den Kindern zu tun, die Kleinen kommen im Sommer in einen Kindergarten.

    Einen Integrationskindergarten: Der Sohn hat seit der Geburt schwere Motorikstörungen, kann weder gehen noch richtig krabbeln. Geistig steht er der Schwester in nichts nach. Aber die Diagnosen über seine Krankheit sind nicht einheitlich, der erste Arzt prognostizierte ein Leben im Rollstuhl, die Krankengymnastinnen sind viel optimistischer, die Kinderärztin redet von Sauerstoffmangel während der Geburt, das Krankenhaus bestreitet alles. Contur überlegt, ob er einen Anwalt einschalten soll. Aber die sind auch nicht gerade billig.

    Im Wedding lebt er übrigens noch immer: Am Kottbusser Tor wohnen, das wolle er nicht. Dort zu arbeiten reicht.

  • Die Viehzüchterinnen in der Wüste Gobi scheinen in ihren hochhackigen Schuhen aber doch sehr wohl in Bewegung gekommen zu sein – oder gerade damit, wenn ich Sie richtig verstanden habe…
    Zwar schließen sie sich jetzt ebenfalls wieder wie früher – zu kommunistischen Zeiten – in Kollektiven zusammen,vor allem die Armen, aber diesmal ginge diese Bestrebung von ihnen selbst aus, so sagten die Frauen, es sei ihnen nicht aufgezwungen worden. Macht das schon den ganzen Unterschied aus – Marktwirtschaft hin oder her?
    Klaus Drescher, Bremen

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