Genaugenommen handelt es sich hierbei um angehende Hausmeisterkunst: „Die zwei Poller auf dem Bild sind virtuell – die zählen nicht,“ schreibt der Überbringer Peter Grosse zu diesem Photo. Es handelt sich dabei um eine Hausaufgabe zweier Studenten der berufsbegleitenden „Weiterbildung Master of Advanced Studies in Facility Management“ an der ZHAW – Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die beiden sind zur Zeit noch Hausmeister einer in Zürich ansässigen irischen Versicherungs- und Investmentgesellschaft, wollen aber, eher früher als später, Diplom-Hausmeister werden. Viel Glück!
Dazu müssen Sie wissen:
„Facility Management fokussiert das ganzheitliche Management von Gebäuden, Einrichtungen und Dienstleistungen sowie den optimalen Einsatz von Immobilien über deren gesamten Lebenszyklus hinweg. Auch die Dienstleistungen zur Schaffung von optimalen Wohn-, Arbeitsplatz- und Aufenthaltsverhältnissen spielen eine Rolle.
Der MAS umfasst 87 Studientage. Für das Selbststudium (inkl. Master-Thesis) ist ausserhalb der Unterrichtsveranstaltungen mit einem zusätzlichen Gesamtaufwand von 800 Stunden zu rechnen.“
P.S.: Zur gleichen Zeit wie dieses Bild bekam ich Post von angehenden und schon angegangenen „Facility Managern“ aus dem FM-Studiengang der Berliner FHTW. Zwei ihrer Mails stellte ich in den blog „Hausmeisterwissenschaft (1)“ vom 4.4.09, wo die Absender sie auch hinhaben wollten. Sie beschwerten sich dort über meine Beschäftigung mit ihrer FM-Wissenschaft – und warfen mir Inkompetenz vor. Ich glaube, dahinter steckt der uralte Konflikt zwischen Hand- und Kopfarbeiter: Letztere begreifen sich stets als professioneller oder kompetenter, jedenfalls wissender – gegenüber den ersteren. Manchmal verbitten sie sich geradezu jede Wortmeldung von denen (da unten). Aber spätestens seitdem die „Akteur-Netzwerk-Theorie“ (ANT) von Latour und anderen auch in die FM-Science-Studies Eingang gefunden hat, sollte das – speziell auf diesem Feld: der Hausmeisterei – eigentlich alles Schnee von gestern sein. Apropos: Warum steht z.B. am Ladenbüro der „Hausmeisterei“ des Gewerbekomplexes hinter dem GSW-Hochhaus in der Kreuzberger Charlottenstraße ein Schild mit der Aufschrift „Füße abputzen!“ im Schaufenster? Darüber und über ähnliche Absonderlichkeiten müßten sich doch die hand- ebenso wie die kopfarbeiterlich tätigen Facility Manager einschließlich ihrer Deputies (Aushilfshausmeister) gemeinsam Gedanken machen. Das kann man doch nicht einfach so – unkommentiert – stehen bzw. durchgehen lassen!
Noch mal zur Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) bzw. zu dem Buch von Bruno Latour „Das Parlament der (letzten) Dinge. Naturpolitik“. Dazu fiel mir gerade im Zusammenhang der oben angesprochenen Asymmetrie zwischen Hand- und Kopfarbeitern im FM-Bereich „Die Konferenz der Tiere“ von Erich Kästner ein. Das war zuvor auch schon einem Rezensenten des Latour-Buches in der SZ eingefallen. Der Inhalt dieses Kästner-Buches ist schnell erzählt:
Da die Friedenskonferenzen der Menschen ständig scheitern, beschließen die Tiere im „Hochhaus der Tiere“ ihre erste und letzte Konferenz abzuhalten. Parallel zur Konferenz der Tiere tagen in Kapstadt, Südafrika, die Staatsoberhäupter, Ministerpräsidenten und ihre Ratgeber zu ihrer 87. Konferenz. Als ihnen die Forderungen der Tiere „um der Menschen Kinder Willen“ überbracht werden, sind sie sich erstmals einig: Die Tiere sollen sich nicht einmischen!
Da der Appell der Tiere also nichts bewirkt, vernichtet eine Mäuse- und Rattenplage sämtliche Akten der Kapstadter Konferenzteilnehmer. Diese sind davon jedoch wenig beeindruckt. In kürzester Zeit werden Kopien besorgt, so dass die Tiere sich etwas neues einfallen lassen müssen. Der zweite Anschlag gilt den Uniformen, auf die sich in der ganzen Welt die Motten stürzen. Einsicht bewirkt auch diese Aktion nicht. Usw.