vonkirschskommode 18.02.2025

Kirschs Kommode

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Gelobt sei, was hart macht! – AfD

Das Zitat im Kontext sieht so aus: „[…] hinweg über dein eigenes Herz! Jetzt muß das Mildeste an dir noch zum Härtesten werden. Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei, was hart macht! Ich lobe das Land nicht, wo Butter und Honig – fließt!“ Passt erst recht. Geradezu gruselig genau.

Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will. – CDU

Mit Typen wie Merz bin ich zur Schule gegangen. Sie kamen aus Papas großer Villa am See (Firma im Familienbesitz seit anno sonstwann und mit einiger Expansion in den Dreißigern) und waren oft etwas ungelenk, aber doch auch hochnäsig in ihrem Trotz gegen den nachlässig-rebellischen Zeitgeist der frühen Siebziger. In ihren Sternstunden konnten sie ihren entsetzten jungen Lehrern oder Lehrerinnen kühl auseinandersetzen, dass der Einsatz von Agent Orange in Vietnam oder das Eingreifen eines Señor Pinochet in die chilenische Innenpolitik unerlässlich seien, wolle man die Freiheit verteidigen. Auch gegen das für Freiheit und freie Wirtschaft so schädliche Anspruchsdenken von Nicht-Villenbesitzern hätten sie immer das Ihre zu sagen gehabt – sie äußerten sich aber prinzipiell selten, im Bewusstsein, dass es unnötig sei, über klar auf der Hand Liegendes viel Worte zu verlieren. Ihre eingeborene Siegesgewissheit, mit der sie sich über den Flausen der Zeit stehen sahen, wurde nicht enttäuscht. Die Blumenkinderei verwuchs sich zum Geschäft, während alles andere sonst irgend Aufmüpfige, den Geschäftsgang Hemmende im Schnee und als Schnee von gestern verschwand. Merz hat seine politische Heimat in den repressiven Jahren vor den Achtundsechzigern. Und was er den Leuten, die nicht von alters her erfolgreich und vermögend sind, zu sagen hat, erschöpft sich in dem oben angeführten bekannten Sprichwort. Allerdings nicht vollständig. Zu ergänzen wäre, dass einer wie Merz allen und heiligsten Ernstes Dankbarkeit dafür verlangt, sich für ihn und seinesgleichen krumm machen und buckeln zu dürfen. Denn Undankbarkeit ist Rebellion und Rebellion gefährdet die Freiheit.

Was man hat, hat man. – SPD

Für Scholz und die Sozialdemokraten ein Sprichwort, ein paar Verse oder ein Zitat zu finden, um damit ihr gesamtes politisches Programm bündig zusammenzufassen, ist schwieriger. Es gibt gute Zusammenfassungen in der Vergangenheit, etwa in Mühsams Lampenputzer  oder die Aussagen über die SPD in Tucholskys Ein älterer, aber leicht besoffener Herr, bloß die Grundvoraussetzung der Texte ist immer, dass die Partei noch etwas will, Sozialismus, soziale Gerechtigkeit zum Beispiel, sich dabei jedoch immer ausbremst, der Vernunft wegen, des vernünftig Erreichbaren wegen, des Spatzes in der Hand wegen. Aber zum einen finden sich weder bei Mühsam noch Tucholsky Aussagen, die die Partei je für sich selbst akzeptiert hätte. Zum andern gibt es schon lange nichts mehr, was die Partei noch will, außer vielleicht da zu sein, weil sie schon so lange da ist. Die Verlautbarungen einer Faeser oder eines Klingbeil sind reines Medienecho, jede Sau, die medial durchs Dorf getrieben wird, im Normalfall eine ausländische, ist auch die Sau der SPD. Also schiebt man ab, rüstet auf und schließt Krankenhäuser, wie es gerade kommt, hat aber weder Spatzen in den Händen noch Tauben auf dem Dach. Was will die Partei und was bietet sie? Außer Kleinlichkeit und Rechthaberei.

Wir sind die Guten! – Die Grünen

Einfacher machen es mir die Grünen. Hier reicht ein einziger, kurzer Satz und das ganze Programm ist perfekt zusammengefasst. Die Mühen, die die Grünen mit sich selbst haben, sind die, sich unter allen Umständen beweisen zu müssen, die Guten zu sein. Sie machen alles mit, lassen alles geschehen, Sozialabbau, Pushbacks und Abschiebungen in den sicheren Tod, Kriegtreiberei und Kriegsverbrechen, Artensterben, Umweltverschmutzung und Erderwärmung, Zerschlagung der Bahn, Autobahnbau und und und, aber als die Guten. Sie bekommen das hin. Auf die gleiche Weise sind sicherlich Plantagenbesitzer*innen, Sklavenhändler*innen, Kolonialherr*innen und Militärs die Guten gewesen, ganz und gar überzeugt von ihrer zivilisatorischen Mission. Und darin jahrzehntelang völlig unbeirrbar, von hin und wieder etwas menschlichen Bauchschmerzen einmal abgesehen.

Jeder ist seines Glückes Schmied. – FDP

Was, wenn nicht eine Ohrfeige, verdient ein Glück-im-Eigenbau-Ritter sich einzufangen, mit der Behauptung, was immer uns zustoße, es hänge einzig und allein von unserer Haltung dazu ab? Will einer oder eine im Ernst dem, der halbverhungert auf eine Tretmine gelatscht ist, damit kommen, es habe ihm an positivem Denken und unternehmerischer Initiative gemangelt? Aber nahezu die gesamte Ratgeber-Literatur lebt von dieser Behauptung. Und die FDP beackert das gleiche Feld: Selbst schuld, aus wem nichts wird! Bedenken second.

Und weil der Mensch ein Mensch ist – Die Linke

Dass dies Lied, das Einheitsfrontlied, nie Programm wurde, liegt sicher mit daran, dass es zu spät kam. 1934 ist es entstanden, seine Autoren waren bereits im Exil, diejenigen, die sich zusammentun sollten, in der Illegalität. Aber ich weiß nicht, ob eine linke Partei viel mehr beherzigen muss, als diese vier Zeilen daraus: „Und weil der Mensch ein Mensch ist, / Drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern. / Er möcht unter sich keinen Sklaven sehen / Und über sich keinen Herrn.“ Es lohnt, diese Zeilen wieder und wieder zu durchdenken, sie zum Maßstab für alle politischen Entscheidungen zu machen. Keine leichte Übung wäre das, wie die historische Linke weiß und erfahren hat. Sollte, müsste es nicht dringend wieder versucht werden?

Wie das Schwein vorm Uhrwerk – BSW

Das Schwein bin im Zweifelsfall ich – eine mir vollkommen unverständliche Partei, nicht Fisch, nicht Fleisch. Aber was zu ihr zu sagen ist,  das haben in Bayern einige Bevollmächtigte der IG Metall  wohl bereits gesagt.

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