Ich möchte im Vorübergehen den November noch würdigen. Ich weiß nicht, ob er ein guter Monat für Kinder ist. Und auch nicht, ob Lampenlicht, Fernsehen und Computerspiele die Unterschiede zwischen den Monaten ohnehin etwas eingeebnet haben. Als Mensch im besten Großvateralter habe ich bestürzend wenig Vorstellungen davon, wie Kinder leben, die, wenn sie ihre Eltern nerven, nicht mehr die meiste Zeit im Jahr einfach vor die Tür geschickt werden können, weil es dort, vor allem wegen des Autoverkehrs, schlicht zu gefährlich ist. Wo treiben sie sich herum, um außerhalb elterlicher Obhut und Kontrolle ihre Zeit zu vertreiben? Und wie erleben sie unter solchen Umständen einen Monat wie den November, der früher aus kindlicher Perspektive vor allem deshalb triste war, weil er mit mit einer drastischen Einschränkung der Möglichkeiten, im Freien zu spielen, einherging. Bleibt der November als Totenmonat. Aber ist der Tod ein gutes Thema für Kindergedichte? Auf den Versuch kommt es an:
Tot sein
Das wärs, das möcht ich erleben.
Mittendrin würd ich vermisst.
Eigentlich solls Frühstück geben,
aber Pustekuchen ist,
Schluss mit lustig, ich lieg tot
auf dem Bett, still, wie ein Mäuschen,
das Gesicht vom Sterben rot.
Alle brächt es aus dem Häuschen!
Keiner wird das Unglück fassen.
Und sie stehen um mich her;
in der Küche dampft verlassen
Rührei: Das will niemand mehr.
Mich wolln alle. Mich, nur mich.
Ob ich genug Liebe hatte, fragen,
schluchzend, meine Leute sich.
Ich werd taktvoll gar nichts sagen.
Tausend Spiele, mir versprochen,
spielt sie doch mit euch allein!
Lieblingsessen mir zu kochen,
dürfte gleichfalls sinnlos sein.
Später, wenn ihr tüchtig weint,
kann ichs mir ja überlegen.
Wenn ihrs mit mir ehrlich meint,
leb ich weiter meinetwegen.