vonkirschskommode 19.12.2023

Kirschs Kommode

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Da ich die meisten Stunden des Tages damit verbringe – oder vertrödele – Gedanken nachzuhängen, mithin die Zeit für die Vorarbeit zu meinen Gedichten die eigentliche Zeit zum Dichten stark beschränkt, sollte eine äußerst knappe und dabei offene Form wie der oder das Haiku mir entgegenkommen. Tatsächlich fand ich die Form immer eher undankbar. Reim und Rhythmus lauschen mir Gedanken ab und ordnen sie. Ein im Kopf entstehender Haiku ist vorbei, bevor ich die Chance hatte, mich einzusingen.

Aber es gibt Momente, die sind so verblüffend Moment, dass ich zugeben muss, um sie zu fassen, wäre jede Silbe mehr als die siebzehn, die ein Haiku gestattet, zu viel. Und wenn das zutrifft, dann trifft auch zu, dass solche Momente sich aufsuchen ließen. Selbst von mir, wenn ich mir mehr Mühe gäbe und nicht der wäre, der ich bin. Da ich aber bin, der ich bin, treffen mich solche Momente nur alle Jubeljahre. Und entsprechend, im Jubel, kam ich (vor Jahren) zu meinem bislang einzigen Haiku, den ich gelten lasse, ein Glücksfall, nämlich ein Fall ins Glück von der ersten zur zweiten und von der zweiten zur dritten Zeile.

Morgenhaiku

Früh im Spiegel schaut
mich dein Mann an: Was ist es
glücklich, das Kerlchen!

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