In meinem ersten Beitrag unter der Dachzeile Kypris hatte ich dem Liebesgedicht große Aufgaben zugesprochen. Ich nehme das nicht zurück. Von Menschheit war die Rede, von Tempel, Haltung, von Verbeugung. Aber stand da nicht auch das Wort spielerisch? Eben. Ohne Abzählreime, Merkverse, Fingerspiele keine Poesie. Schnell und wie von selbst muss ich von Reimwort zu Reimwort kommen, ja, fallen, vom Rhythmus gepackt. Durchsichtige Absichten und durchsichtige Mittel. Alles für die Liebe sehr brauchbar. Hier ein Beispiel:
Beim Ausziehen
Hier steht ein ganzer Mann,
mit allem drum und dran,
Jackett und Hose, sehr formal,
erlös ihn von der Qual.
Hier steht ein Hemdenmatz,
trägt sichtbar seinen Spatz,
fahr mit der Hand ihm unters Hemd,
dann geht er dir nicht fremd.
Hier steht ein alter Sack,
ganz nackt und ab der Lack,
befühle sorgfältig sein Ei,
sonst geht die Lieb entzwei.
Er ist dein junger Gott,
erhalt ihn dir im Trott,
beschlaf ihn fleißig, jede Nacht,
so gibst du auf ihn acht.