Ich, der ich die Ruhe liebe und das Nichtstun, in der Corona-Krise bekomme ich beides serviert. Nicht im Übermaß, das ist nicht mein Problem. Es könnte meinetwegen noch ruhiger sein, es könnten noch mehr Termine entfallen. Aber ist Stille, die wie Schreckstarre eintritt, überhaupt ruhig? Die allgemeine Verheerung schreitet voran, auch wenn sie die Gangart wechselt.
Das folgende Gedicht in eher feierlichem Ton ist eine Ergänzung zu dem im flapsigen der letzten Woche (Blogbeitrag aus der Lade K-Wörter vom 17. 03. 20). Ich hole es aus der Lade für Religiöses, Kirche. Das ist nicht erstaunlich, da schon das letzte Gedicht die Zeile enthielt: Wer stirbt, der lebt, begreift es mal! Womit das Thema gesetzt ist:
Ewiges Leben
Offenbar niemals vergeht das Geschlecht der lächelnden Priester,
zäh wie diese Zunft beißt keine zweite sich durch.
Ist auch ihr Credo, wie alles, in ständigem Wandel begriffen,
eins an ihm bleibt immer gleich: tief verwurzelter Hass
auf das Wandelbare, das Leben. Sie grollen dem Körper,
dass er altert und stirbt, reisen im Geist von ihm fort.
Zuflucht suchen sie vor dem flüchtig Konkreten des Daseins,
Ordnung und Reinlichkeit prägen auf ewig ihr Reich.
Lächelnd texten sie Programme, Nirwanen und Himmel,
lächelnd predigen sie, Arbeit, Verzicht, Disziplin.
Auf den Trümmern der Erde errichtet stehn ihre Tempel,
ist mit dem Tod erst besiegt auch der Vermehrungen Schmutz.
Ganz als brächte die Langeweile Erlösung vom Sterben.
Ganz als wäre es nicht, jedesmal neu, der Genuss
meiner selbst in unwiederbringlichen Freudenmomenten,
der am Leben mich hält, voller Entzücken und Lust.
Ganz als läge im Unwiederbringlichen nicht auch begründet,
dass der Einzelne mehr, nämlich ein Einziger ist.
Doch genau das beunruhigt die Programmierer der Himmel:
Ihnen ist jedwedes Ich aller Unordnung Keim.