CDU/CSU scheinen als einziges Alleinstellungsmerkmal seit Jahrzehnten ihre Sorge um Familie, Kinder, Elternschaft und Ehe hochzuhalten. Natürlich alles in heterosexistischer Reduzierung. Insofern nun ein kleiner Beitrag zum Wahlkampf gegen die Union.
Das System des Heterosexismus dekonstruiert sich selbst. Noch sein Idealbild der Ehe – selbst seine klassischsten Formen der Elternschaft, des Kindergroßziehens, des Traums der Familie – ist transbinär. Wir sind alle zugleich männlich und weiblich, denn wir folgen aus Mutter und Vater. Wir Heutigen kommen aus dem bürgerlichen Mannsein der Souveränität und dem proletarischen der Aggression, wir kommen aus dem bürgerlichen Frausein der Abhängigkeit und dem proletarischen der Ohnmacht. Insofern wir Kinder sind, sind wir immer schon Sowohl-als-auch – notwendig weiblich und männlich. Und unsere Eltern waren es. Und deren Eltern… Der Heterosexismus ist stets bereits vielfach dialektisch vermittelt und damit synthetisch und somit seine eigene Negation: Mannsein und Frausein enthalten einander. Wer Familie, Kinder, Elternschaft, Ehe hochhält, überführt seinen Heterosexismus also bereits ins Nichtbinäre. Die Union, soll das heißen, versteht ihre eigenen Ideale nicht: sie versteht nicht, was es heißt, zu heiraten, Eltern zu sein, Kinder zu bekommen. Und weil sie ihre eigenen Ideale nicht versteht, verkommt ihr Traum von der Familie zum Alptraum für Eltern wie Kinder.
Dem entgegen ist zu erinnern: wir sind stets bereits mehr als wir sein sollen. Um diese Wirklichkeit zu realisieren aber, brauchen wir den Feminismus. Genauer: wir brauchen viele Feminismen – und keinen identitären, keinen essentialisierenden, keinen sektiererischen. Wir brauchen in erster Linie einen konstruktivistischen Feminismus, der Gender und Sex als Verkörperungen der Macht dekonstruiert uns ins Queere einlädt; einen anti-patriarchalen Feminismus, der (nicht zuletzt) die Strukturen des Begehrens und der Attraktivität reformiert, um unsere Sexualitäten zu befreien; und einen materialistischen Feminismus, der Misogynie ins Ökonomische eingeschrieben findet, um seine Wege aus dem Sexismus auch als Wege aus dem Kapitalismus zu suchen.
Wer den Wert der Familie beschwört und sich nicht selbst widersprechen will, täte kurzum gut daran, Feminist*in zu werden und damit transbinär. Und das ist weniger eine Einladung an CDU und CSU als eine Kampfansage.