Am 12. April 2012 konnten sich die organisierten arbeitenden Kinder Boliviens noch ueber die Unterstuetzung des Praesidenten Evo Morales freuen, als der zum Tag des Kindes eine Delegation im Praesidentenpalast empfing. Ein Jahr spaeter hat sich bei der Union arbeitender Kinder Boliviens (UNATBSO) Enttaeuschung breit gemacht.
Waehrend sie sich uebers Jahr ihren diversen Taetigkeiten als Schuhputzer, Hausangestellte, Strassenverkaeuferinnen oder Busausrufer widmeten, kuemmerten sich diejenigen, die den Kindern schon immer von der Erwerbstaetigkeit abgeraten haben, um ihre Arbeit: Die Experten im Justizministerium, das juengst den Entwurf fuer ein neues Kinder- und Jugendgesetz vorgelegt hat. Ihre Aufgabe waere es gewesen, die Gesetzgebung an die neue bolivianische Verfassung anzupassen. Das sei aber nicht geschehen, kritisieren die arbeitenden Kinder.
„Bei der Lektuere der Vorlage sehen wir“, heisst es in einer Stellungnahme der UNATSBO, „dass es keine signifikanten Verbesserungen gegenueber dem derzeit gueltigen Gesetz gibt. Im Gegenteil, sie entspricht nicht einmal der Verfassung, die uns Kinder und Jugendliche als Traeger von Rechten, und unsere spezifischen Rechte auf eine ganzheitliche Entwicklung, ethnische, soziokulturelle, altersgemaesse und geschlechtliche Identitaet und auch den bildenden Wert der Arbeit von Kindern anerkennt“ sowie Massnahmen gegen die Ausbeutung von Kindern verlangt.
Die Kinder sehen sogar Rueckschritte, etwa dadurch, dass der Staat nicht fuer die Erfuellung der Rechte in die Pflicht genommen werde und die Kinder als „Minderjaehrige“ oder „Beguenstigte“, nicht aber als Rechtssubjekte behandelt werden. Die UNATSBO fordert deshalb in der von ihrem nationalen Koordinator Armando Mamani Flores unterschriebenen Erklaerung, an der Diskussion ueber den Gesetzesentwurf beteiligt zu werden. Angesichts der Defizite des vom Ministerium und seinen Beratern erarbeiteten Gesetzesentwurfes haette das besser schon viel frueher geschehen sollen.