vonPeter Strack 26.10.2014

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Karachipampa, die Blei-Silberschmelze vor den Toren der bolivianischen Bergwerksstadt Potosí, gilt als klassisches Beispiel eines Weissen Elefanten der Entwicklungszusammenarbeit. Noch unter der Banzer-Diktatur hatte die Firma Kloeckner in einer Machbarkeitsstudie eine neue Technologie empfohlen, ueber die dieselbe Firma Kloeckner die alleinigen Lizenzrechte verfuegte. Die staatliche deutsche Kreditanstalt fuer Wiederaufbau stellte 80 Millionen US-Dollar, die Deutsch-Suedamerikanischen Bank 40 Millionen Dollar zur Verfuegung, abgesichert von der staatlichen Hermes-Versicherung. Aus Belgien kamen weitere 126 Millionen.

Ein Schelm, wer Boeses dabei denkt, dass es schliesslich ein deutsch-belgisches Konsortium unter Fuehrung von Kloeckner war, das 1977 mit dem Bau der Anlage beauftragt wurde, auch wenn es billigere Angebote gab. Doch seit der Fertigstellung gingen 30 Jahre ins Land, in der kein Silber geschmolzen wurde. Fuer einen rentablen Betrieb haetten in der Region nicht genuegend Erze zur Verfuegung gestanden, heisst es. “Eine Uebernahme durch private Investoren scheint ausgeschlossen”, steht im Abschlussbericht der Kreditanstalt fuer Wiederaufbau. Die Kampagne Erlassjahr.de zitiert eine die Einschaetzung der KfW an das Bundesministerium fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit: “Zusammenfassend ist das Projekt als voellig gescheitert einzuzustufen.”

garcia_morales_lingotesplataNach weiteren 25 Millionen Investitionen zur Instandsetzung der Anlage unter der Regierung von Evo Morales hat die Blei-Silber-Schmelze Karachipampa im September diesen Jahres die Produktion begonnen. Gestern wurden in einem symbolischen Akt die ersten Silberbarren an den boliviansichen Praesidenten uebergeben, in die die Buchstaben EVO eingraviert waren.

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https://blogs.taz.de/latinorama/bolivien-ein-weisser-elefant-beginnt-zu-laufen/

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kommentare

  • Der Bericht über das merkwürdige Entwicklungsprojekt der Blei-Silber-Schmelze in Bolivien enthält m.E. eine Kritik an der Finanzierungs-Geschichte des Projekts durch den BRD- & belgischen Staatskapitalismus. Eine Art berechtigter Verschwendungsvorwurf an die Finanzierungsorganisationen der kapitalistischen EU-Metropolen, weil Diagnose und Prognose über den zu erwartenden Ertrag negativ ausfielen- man das aber schon v o r der Einrichtung des Montanbetriebs hätte wissen und daher die Ausgaben und Hermeskredite
    dem BRD-Kapitalismus, letztlich dem Steuerzahler hätte ersparen können u n d m ü s s e n. Kloeckner hats dann wohl nicht geschadet, wie unter Merkel kam das große BRD-Kapital da fein aus der Sache raus.-
    Zugleich wird insinuiert, daß der famose Evo Morales die in seinem Land etablierte Bergwerkshardware nun doch mit guten Erfolgsaussichten
    benutzen kann. Auf welche Gutachten d e r sich stützt geht aus dem TAZ-Text nicht hervor. Daher darf man als Kapitalismuskritiker gespannt sein, ob der sozialistisch gesonnene Morales dem EU- und BRD-Stamokap letztlich eine Nase drehen kann o d e r seinerseits fragwürdigen Gutachtern aufgesessen ist, evtl. zum Schaden seines Volkes.
    Die Nutzung der in „Schwellenländern“von westlichem Kapital eingerichtete Industrieinfrastruktur usw. im Falle Karachipampa läßt m.E. auch für analoge Prozesse in China hoffen. Auch dort gibt es zahlreiche westliche Industrie-Kapitalansiedlungen, die auch n a c h einem Rückzug westlichen Kapitals durch die dortige Mischökonomie genutzt werden können, also nicht verloren sind, wie das etwa bei Robert Kurz anklingt. Dabei steht allerdings die Frage der „Entschädigung“ der westkapitalist. Investoren als Problem an, wie man an der vor einem westkapitalist. dominierten Gericht erfolgreiche Entschädigungsklage eines Westkonzerns gegen Venezuela sehen kann.
    Das wird nicht ohne Konflikte bis an den Rand von Kriegen gehen. Bolivien mit seinem bisher sympathischen Neu-Sozialismus-Versuch hat da Glück gehabt! Daß der Name Evo auf die Silberbarren graviert wird will ich mal noch nicht als Rückfall in pseudosozialist. Personenkult werten, obwohl der Verdacht sich aufdrängt..Pachamama hätte i c h vorgezogen, wenn schon „Kult“….Aber vielleicht ist es auch nur einfach eine Anerkennung für die Verdienste Evos um die Mehrheit der armen Bolivianer

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