vonNiklas Franzen 22.08.2014

latin@rama

Seit 2008 Nachrichten vom anderen Ende der Welt und anderswoher.

Mehr über diesen Blog

Die Brüder Otávio und Gustavo Pandolfo, besser bekannt als Os Gêmeos (Die Zwillinge), gehören seit Jahren zu den international gefragtesten Künstlern Brasiliens. Vergangene Woche ging in São Paulo ihre neuste Ausstellung zu Ende.

Über 30 Gemälde fanden neben Skulpturen, Licht- und Videoinstallationen in der Ausstellung „A ópera da lua“ (Die Oper des Mondes) Platz. Gelbe, magere Figuren sind die Markenzeichen der Brüder. Ihre Motive sind verspielt, fast kindlich thematisieren sie mit ihren Werken brasilianische Zeitgeschichte, lateinamerikanische Mythologie und politische Fragen. Die Popularität der Zwillinge ist unschwer zu erkennen. Der Andrang auf die Ausstellung ist riesig. Menschen aller Altersgruppen drängeln sich durch die Galerie im Norden São Paulos. Seit einiger Zeit besteht in Brasilien ein regelrechter Hype um die beiden Künstler. Jedoch haben auch diese klein angefangen:

IMG_3951

Als die Hip-Hop Welle Anfang der 1980er Jahre von den USA nach Brasilien, vor allem nach São Paulo, überschwappte, übten sich Otávio und Pandolfo erst im Breakdancen, ehe sie mit dem Graffiti-Sprühen begannen. Auch die gelben Figuren entstanden in dieser Zeit, die sich schnell über die ganze Stadt verbreiteten. Zusammen mit anderen SprüherInnen der Metropole wie Finok, Nunca und Nina bekamen die Brüder immer mehr Aufträge für legale Arbeiten. Noch heute zieren die zum Teil riesigen Werke von Os Gêmeos Brücken und Gebäude São Paulos, die Stadt, die längst neben Berlin und Paris als Graffitihauptstadt der Welt gilt.

IMG_3954Mit der Zeit begann auch die Kunstwelt auf die Zwillingsbrüder aufmerksam zu werden. Die ersten Ausstellungen folgten. Bald gelang auch der internationale Durchbruch. Heute hängen ihre Werke in allen großen Kunsthallen der Welt. Die Liste der Ausstellungen ist lang. Von London über Berlin und Tokio bis New York waren die gelben Männchen bereits zu bestaunen. Erst vergangene Woche bemalten Os Gêmeos sechs über 20 Meter hohe Silos für die Biennale in Vancouver/Kanada. Im Mai besprühten die Künstler ein Flugzeug der Linie Gol, das die brasilianische Nationalmannschaft während der WM beförderte.

Nicht wenige werfen den beiden Paulistanos deshalb auch Kommerzialisierung und Ausverkauf vor. Trotz aller Kritik haben Os Gêmeos ihre Herkunft nie vergessen, nämlich die Straßen von São Paulo. So sprühen die beiden weiterhin sogenannte, illegale bombings, ihre Werke sind immer noch über weite Teile der Stadt verbreitet. Mit ein wenig Glück kann man die beiden Graffiti-Superstars auch abseits der schillernden Kunstwelt und elitären Galerien bei ihren Arbeiten auf den Straßen der Megametropole beobachten.

 

Fotos: Niklas Franzen 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/latinorama/die-banksys-brasiliens-os-gemeos-aus-sao-paulo/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert