In meinem Debattenbeitrag „Grüner Neokolonialismus“ muss es heißen:
Über dem Gipfel ziehen dunkle Wolken auf: Am Montag und Dienstag kommen Dutzende Staatschefs aus der EU sowie Lateinamerika und der Karibik (CELAC) in Brüssel zusammen (…) Neulich empfahl Brasiliens Präsident den Europäern aus gutem Grund „mehr Sensibilität und Demut“.
Das Tauziehen um die Gipfelerklärung zeigt, dass es damit nicht weit her ist. Im Ukraine-Krieg die Positionen des Westens zu übernehmen, kommt für die CELAC-Staaten nicht in Frage. Sie wünschen sich stattdessen „ernsthafte und konstruktive diplomatische Lösungen“. Außerdem solle Europa seine Verantwortung für das Leid anerkennen, das Sklavenhandel und Kolonialherrschaft verursacht haben – und sich zu Reparationszahlungen bereit erklären. (…)
So lässt sich das Missverständnis erklären, dass Lula da Silva eine Äußerung zugeschrieben wird, die nicht von ihm stammt. Trotzdem kann man dem Ex-Gewerkschafter aus Nordostbrasilien, der es vom jugendlichen Straßenverkäufer zum Metallarbeiter und einige Jahrzehnte später zum Präsidenten gebracht hat, schwerlich eine Herkunft aus der brasilianischen (Sklavenhalter-)Oberschicht unterstellen, wie eine Leser:innenkommentarschreiberin meint.
Vielmehr waren sowohl Brasiliens Nordosten als auch die karibischen Kolonien besonders stark von Plantagenwirtschaft und Sklaverei geprägt. Dass sich auch Lula hinter diese Forderung stellt, ist also durchaus logisch.