Sonderlich bekannt ist diese Flagge nicht, weder in Europa, noch in Lateinamerika. Es handelt sich um das Banner der Ende Mai in Brasilia feierlich ins Leben gerufenen Union Südamerikanischer Nationen, UNASUR (bzw. UNASUL). Laut Gründungsurkunde soll sie den Kampf gegen „Ungleichheit, soziale Ausgrenzung, Hunger, Armut und Unsicherheit“ führen und innerhalb von zwei Jahrzehnten eine der EU vergleichbare Integration erreichen, inklusive gemeinsamer Wirtschafts- und Außenpolitik, Währung und Passwesen.
Viel zu sehen ist davon bis jetzt nicht, aber das angesichts der bolivianischen Krise eilig anberaumte Treffen der UNASUR-Staatschefs am Montag könnte der Organisation ein wenig Legitimität verleihen – oder auch nicht. Stattfinden wird es in Santiago, denn Chiles Präsidentin Michelle Bachelet übt derzeit den rotierenden Vorsitz aus. Bis zur Gründung war Chile der einzige südamerikanische Staat gewesen, der keinem der beiden regionalen Bündnisse – Andengemeinschaft und Mercosur – angehörte.
Wer genau am Krisengipfel teilnehmen wird, war gestern noch nicht ganz klar. Offiziell zugesagt hatten die Präsidenten Uruguays (Tabaré Vázquez), Argentiniens (Cristina Fernández), Paraguays (Fernando Lugo), Venezuelas (Hugo Chávez) und Ecuadors (Rafael Correa). Brasiliens Präsident Lula, dem eine entscheidende Vermittlerrolle in Bolivien zugetraut wird, wollte seine Teilnahme davon abhängig machen, dass die Regierung von Evo Morales ihn ausdrücklich darum bittet. Morales selbst wird in der aktuellen Situation Bolivien wohl nicht verlassen.
„Es liegt in unserer Verantwortung, alle denkbaren Formen auszuloten, wie wir dazu beitragen können, dass die bolivianischen Brüder ihren Konflikt beilegen und den Weg der Vereinbarung, des Dialogs und des Friedens beschreiten“, formulierte gestern reichlich gestelzt der Sprecher der chilenischen Regierung, Francisco Vidal. Exakt 35 Jahre nach dem Putsch der chilenischen Junta sieht man sich in der Moneda offenbar in der Rolle derer, die aus der Geschichte gelernt haben und das weiterzugeben gewillt sind.
Vidal musste aber in erster Linie typisch chilenischen Minderwertigkeitskomplexen entgegentreten – es waren Zweifel aufgekommen, ob das Land kurzfristig überhaupt die Sicherheit für derart viele hochrangige Politiker würde gewährleisten können. „Zweifellos können wir das. Wir sind ein echtes, ein ernstzunehmendes Land“, so Vidal. Was zu beweisen wäre.
Nachtrag 14.09.: Evo kommt, Lula kommt, sogar Kolumbiens Uribe kommt. Einen Vertreter schickt lediglich Alan García aus Peru.
ich finde sehr seltsam das Deutschland sich nicht interessiert was in Südamerika passiert, musste viel suche um die Blog zu finden