vonGerhard Dilger 27.08.2010

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„Wir kämpfen seit 30 Jahren gegen dieses Monstrum“, sagt Erwin Kräutler, Bischof von Altamira und Vorsitzender des Indígenamissionsrates CIMI, „Lulas Arroganz übertrifft die der Militärs“ . Die Generäle hatten in den 70er Jahren als erste das Projekt riesiger Staudämme am Amazonas-Nebenfluss Xingu ins Auge gefasst. Der Exgewerkschafter setzte sich nun mit der Dampfwalze über alle gut begründeten Einwände hinweg und brach damit auch das Versprechen, das er Kräutler vor einem Jahr gegeben hatte.

Gestern unterzeichnete er allen Protesten zum Trotz den Konzessionsvertrag für das Wasserkraftwerk Belo Monte. Die Maßnahme sei ein „Sieg für den Energiesektor“, sagte Lula. Wohl wahr: Das Konsortium Norte Energía bekommt für 35 Jahre die Nutzungsrechte an dem Staudamm, der 2015 in Betrieb gehen soll.  Nach einer skandalösen Ausschreibung werden alle großen und viele kleine Bau- und Stromfirmen beim Milliardenprojekt dabeisein – der Staat wird ihnen mit Billigkrediten und  Steuererleichterungen quasi einen Blankoscheck ausstellen.

Vor dem Präsidentenpalast protestierten Indígenas erneut gegen den geplanten Bau der Anlage, wegen der Zehntausende umgesiedelt werden müssen. Er widerspräche der brasilianischen Verfassung und internationalen Menschenrechtskonventionen, erklärten sie. Mit einer Spitzenkapazität von gut 11.000 Megawatt soll Belo Monte das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt werden.

Kräutler zufolge bedeutet der Staudamm das Todesurteil für den Xingu. Der streitbare Bischof erklärt das Megaprojekt mit internationalen Wirtschaftsinteressen. Offenbar wolle die Regierung „alle natürlichen Reichtümer Amazoniens ausbeuten“ lassen.

Datails sind bei der Plattform Belo Monte nachzulesen.

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kommentare

  • Wer Lula vorwirft, für Vorschläge von Chavez offen zu sein, steht in der Regel deutlich rechts von der (europäischen oder lateinamerikanischen) Mitte! Da heißt’s dann immer aufpassen. Das letzte größere Ausschlagen des Pendels in die andere Richtung war so viel schlimmer als z.B. Chavez, dass selbst eine Gleichsetzung so falsch wäre wie ein Vergleich von Jutta Ditfurth und Adolf Hitler.
    Bog zum demokratischen Gruße,
    Daniel

  • Wie blauäugig müssen Sie gewesen sein, von Lula jemals etwas anderes erwartet zu haben.

    Rücksichtslos, korrupt, verlogen, schlitzohrig und demagogisch.

    Er nennt den Diktator Castro seinen persönlichen Freund, bekennt dem irren Iraner zärtlich zu empfinden („com muito carinho“), macht den ergebenen Diener für Chavez und flirtet ganz offen mit Hamas, Hisbolla und Damaskus.

    Man kann nur hoffen, dass das Pendel bald umschlägt.

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