Die Weihnachtsbotschaft 2014 aus Peru stimmt froh: Junge Peruaner haben es satt, fuer einen Hungerlohn und auf Zeit zu arbeiten. Seit Mitte Dezember sind junge Menschen in Peru auf der Strasse und protestieren gegen ein Gesetz, das ihre ohnehin schon prekären Arbeitsbedingungen noch weiter herabstuft. Das sogenannte “Ley Pulpín”, eine Sonderarbeitsregelung für junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, wurde Mitte Dezember vom peruanischen Kongress verabschiedet und nimmt ihnen verbriefte Rechte auf Urlaub und Zusatzvergütungen. Angeblich sollen damit mehr formale Arbeitsplätze für junge Menschen geschaffen werden.
Nur: das “Ley Pulpin” dürfte das 22. oder 23. Sonderarbeitsgesetz in Peru sein. Mit Hinweis auf angeblich zu hohe Nebenkosten und Wettbewerbsnachteile hat fast jede Branche ihre Sonderregelung: die Klein- und Kleinstbetriebe, die grossen Agrarplantagen, sie alle dürfen nach Belieben ein- und ausstellen und sind von vielen Nebenlohnkosten befreit. Die Wirkung auf die Formalisierung war bisher null: in Peru arbeiten 70% der Arbeitskräfte als Selbständige, auf Honorar- oder Zeitarbeitsbasis. 70%, die gar nicht wissen, was bezahlte Ferien, bezahlte Kranken- oder Rentenkasse oder gar eine Arbeitslosenversicherung ist. Von den restlichen 30% arbeiten nicht wenige zu einem der tiefsten Mindestlöhne, die Südamerika anzubieten hat: 750 Soles, rund 208 Euro.
Die Sonderarbeitsgesetze haben vor allem die Taschen der Kapitalgeber gefüllt; im Steuersäckel sind auch ein paar Soles (peruanische Währung) hängengeblieben. Dass die Peruaner bisher alle Sonderarbeitsregelungen brav geschluckt haben, liegt zum einen am Trauma der Hyperinflation in den 80-er Jahren, die mit zuviel staatlicher Wirtschaftsintervention assoziiert wird. Zum anderen an der hohen Zahl informeller und illegaler Geschäfte, die die obszöne Kluft zwischen Reich und Arm in Peru abfedern.
Das alles machen die Jugendlichen nicht mehr mit. Für den 29. Dezember ist die nächste Demonstration angesagt. Es ist doch noch Weihnachten geworden in Peru.
Das Foto zeigt die jugendlichen Demonstranten vor dem Weihnachtsbaum im Zentrum des Stadtviertels Miraflores in Lima. Es wurde als Weihnachtskarte von der Nationalen Menschenrechtskoordination verschickt.
Da ich den Sommer über einige Monate in Peru war, habe ich mir selbst ein Bild machen können. Die Verhältnisse dort sind wirklich haarsträubend. Gerade in Lima kann man die Unterschiede krass erkennen. Die reichen Stadtviertel wie Miraflores(wo die Demos stattfinden) sind supermodern und gleichen den europäischen Großstädten. Wenn man dann aber ein paar Kilometer weiter in die armen Stadtviertel geht sieht man ein ganz anderes Bild: Die Menschen haben keine Arbeit, leben in heruntergekommenen Hütten, Strom und Wasser stehen nur bedingt zur Verfügung. Dazu kommt noch, dass das Wasser ja sowieso mit Keimen versucht ist und ungekocht nicht trinkbar ist.
Überall laufen Straßenhunde rum und suchen nach irgendwelchen Essensresten im Müll, der überall am Straßenrand verteilt liegt. Krankheiten übertragen sich dort durch die fehlende Hygiene natürlich sehr gut. Eine Krankenversicherung hat niemand und die Kosten für den Arzt kann auch niemand aufbringen. Ein Teufelskreis-seitdem ich das erlebt habe sehe ich den Luxus und die Verschwendung von Energie hier in Deutschland nochmal mit ganz anderen Augen.
Ist dafür nur die peruanische Politik verantwortlich? Wohl kaum, denn auch da spielen die Westlichen Länder, allen voran natürlich die USA eine große Rolle.