vonClaudius Prößer 07.01.2010

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Ein Mann kommt an am Flughafen von Santiago, zusammen mit seinem kleinen Sohn. Sie besteigen ein Taxi, später die U-Bahn. Gemeinsam staunen sie über die moderne Stadt, in der die Autobahn aus Platzgründen unter den Fluss gelegt wurde und die metro sauberer ist als zuhause in … Berlin. Am Ende will der neugierige Junge die Moneda betreten, den Ort wo Allende starb und Pinochet regierte, der Vater erschrickt und will ihn aufhalten, aber dann sagt die freundliche junge Dame, die den Präsidentenpalast gerade verlässt, dass der Lucas natürlich gerne hineindarf. So sehr hat sich Chile verändert.

Die rührende kleine Geschichte ist Teil des aktuellen Wahlkampfspots von Eduardo Frei. Richtig ist, dass Santiago in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen gewaltigen Modernisierungsschub durchgemacht hat. Dass die Stadt wächst und brummt und glänzt (wenn auch nicht an allen Stellen). Und dass die in den vergangenen Jahren großzügig ausgebaute U-Bahn in der Tat besser, schneller und unvergleichlich sauberer ist als ihr Berliner Pendant. Die metro von Santiago beschleunigt sogar ihre Linien durch ein ausgeklügeltes Express-System, bei dem zu den Stoßzeiten nicht alle Züge auf allen Bahnhöfen halten. Von so viel Innovation kann man in Deutschland nur träumen.

Falsch ist, dass jeder jederzeit durch die Höfe der Moneda spazieren kann. Theoretisch ginge das, aber ich habe es noch nie geschafft. Aus irgendwelchen Sicherheitsgründen ist der Zugang immer gerade eingeschränkt.

Absurd ist, dass der (wenn ich den Plot richtig begriffen habe) in Deutschland aufwachsende Sohn eines Chilenen, der, seinem Alter nach zu urteilen, selbst als Kind ins Exil gegangen sein muss, stark gebrochen Deutsch spricht. Aber ist ja nur Fernsehen und merkt ja – fast – keiner.

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