Nach der Trump-Wahl werden viele Krokodilstränen vergossen. Der Populismus sei schuld, heißt die wohlfeile Klage. Das Internet sei auch schuld, fügt mancher hinzu. Think twice, möchte man ihnen zurufen.
Denn zuallererst sollte man über den US-Kapitalismus und dessen aktuelle, neoliberale und globale Ausprägung nachdenken. Er hat Trump hervorgebracht – und dessen reaktionäre Reflexe.
Das ist an sich nichts Neues. „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“, wußte schon Horkheimer, der den Aufstieg der Nazis analysierte.
Neu ist allerdings, dass das Hauptland des Kapitalismus selbst seine Feinde produziert, die gegen grenzenlosen Freihandel, unkontrollierte Einwanderung und neoliberales Laissez-faire aufbegehren.
Neu ist auch, dass ausgerechnet ein Super-Kapitalist wie Trump zu ihrem Idol wird. Damit übernimmt ein amerikanischer Oligarch die Macht, fast wie in Russland und in der Ukraine.
Das lässt noch manch lustige Kapriole erwarten, ähnlich wie nach dem Brexit-Votum. Trump wird doch nicht den Ast absägen, auf dem er sitzt, oder?
P.S. Trump’s Triumph ist auch eine schwere Niederlage der Linken. Sie wäre mit Sanders besser gefahren als mit Clinton, hat sich aber nicht durchsetzen können. Why?
Populismus ist nicht das Hauptproblem – stimmt. Ein jahrhundertealter Kapitalismusbegriff ist aber nicht die Lösung. Die läge in neuem Denken.