vonericbonse 19.04.2025

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Die Friedensgespräche der USA sind ins Stocken geraten. Höchste Zeit für die EU, selbst Diplomaten zu entsenden, sollte man meinen. Stattdessen redet man über Soldaten – Dänemark könnte schon bald die ersten in die Ukraine schicken.

Die Meldung ließ aufhorchen: Dänemark will unbewaffnete Soldaten zum Training in die von Russland angegriffene Ukraine schicken. Das sagte der Chef des dänischen Heeres, Peter Boysen, dem Fernsehsender TV 2.

Demnach sollen die dänischen Soldaten von den ukrainischen Militärs und vor allem von deren Erfahrungen im Drohnenkrieg lernen. Das Training könnte dem Heereschef zufolge schon im Sommer beginnen.

Später ruderte das dänische Militär zwar zurück: Man ziehe lediglich die Möglichkeit in Betracht, dänische Soldaten zu kürzeren Kursen in die Ukraine zu schicken, hieß es in Kopenhagen.

Doch da war das seit Kriegsbeginn aus guten Gründen beachtete Tabu – die Entsendung von europäischen Soldaten in die Ukraine – schon gebrochen. Der Testballon aus Dänemark ist in der Luft.

Und das könnte erst der Anfang sein. Schließlich bereitet sich die “Koalition der Willigen” bereits auf die Entsendung von Truppen vor. Frankreich und Großbritannien stehen nach eigenen Angaben bereit.

Bisher wurde – soweit bekannt – zwar nur ein Einsatz nach einem Waffenstillstand vorbereitet. Französische und britische Truppen sollen demnach als “Rückversicherung” für die Ukraine dienen.

Doch die Begehrlichkeiten gehen längst viel weiter. “Coalitions of the willing must be deployed to Ukraine before the summer” heißt es in einem Beitrag des Thinktanks EPC, der von der EU gefördert wird.

Zwar geht es noch nicht um einen Kampfeinsatz. Die EU-Experten fordern aber, die Ukraine gegen eine mögliche russische Offensive im Sommer zu unterstützen. Damit wäre EUropa mit einem Bein im Krieg…

Gefährliche Pläne hat auch Nato-Generalsekretär Rutte. Bei einem Besuch in Odessa erklärte er, das Land werde der Nato beitreten – zwar nicht als Teil eines Friedensdeals, aber ganz sicher danach.

Für Russland ist das eine rote Linie. Begreifen diese Leute denn nicht, dass sie die laufenden Verhandlungen weiter erschweren und einen möglichen Frieden gefährden? Oder legen sie es genau darauf an?

Mehr zum Krieg um die Ukraine hier

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