vonericbonse 11.01.2025

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Erst haben sie weggeschaut. Dann sind sie ausgewichen. Und am Ende haben sie auch noch die falschen Antworten gegeben: Im Ringen um Grönland bzw. Dänemark und die imperialen Gelüste der USA hat die neue EU-Spitze in Brüssel kläglich versagt.

Statt dem künftigen US-Präsidenten Trump sofort Kontra zu geben, hat die neue EU-Außenbeauftragte Kallas einen Tweet zur Gaskrise in Moldau abgesetzt – natürlich mit einer Spitze gegen Russland, das sie für alle Übel der Welt verantwortlich macht.

Statt Partei für Dänemark zu ergreifen, hat sich Ratspräsident Costa in Schweigen gehüllt. Dabei ist es sein Job, die Mitgliedsstaaten zu vertreten. Nach seinem ersten EU-Gipfel im Dezember bekam der Portugiese viel Lob, nun hätte er Prügel verdient.

Dabei ist das größte Problem nicht einmal, dass die EU-Spitze schweigt – die sonst so geschwätzige Kommissionschefin von der Leyen eingeschlossen. Das könnte man ja immerhin noch damit begründen, dass man nicht über jedes Stöckchen springen soll.

Das eigentliche Versagen besteht darin, wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren und auf Trump zu warten, statt auf ihn zuzugehen und proaktiv europäische Interessen zu vertreten. So liefert sich die EU selbst dem Republikaner und seinen Launen aus!

Wenn man dann auch noch “vergisst”, ein großes, unübersehbares Stoppschild aufzustellen und Trump seine Grenzen aufzuzeigen, feuert man seinen geoökonomisch verbrämten Neo-Imperialismus nur noch weiter an.

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https://blogs.taz.de/lostineurope/trump-droht-groenland-kallas-schaut-weg/

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