vonDetlef Guertler 26.05.2011

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“That’s probably a rubbish way to transliterate ‘death of moral hazard.Sorry!”, meinen die Kollegen vom FT-Blog Alphaville zu obiger Wortschöpfung. Das halte ich für zu hart formuliert: Moralrisikotod wäre schlimm, Moralrisikodämmerung hat zumindest einen lyrisch-dramatischen Einschlag; und dass wir Deutschen, den Wortisten eingeschlossen, es nicht auf die Reihe kriegen, eine ordentliche Übersetzung für “moral hazard” zu finden, ist nun wirklich nicht die Schuld von britischen Finanzjournalisten.

Allerdings ist auch death of moral hazard eher schief für den Sachverhalt, den der entsprechende Beitrag beschreibt. Ein erklecklicher Brocken der griechischen Staatsanleihen, die deutsche Banken in ihren Büchern haben, ist nämlich bereits aus der offiziellen Statistik verschwunden – nämlich diejenigen aus dem Bestand der Katastrophenbank Hypo Real Estate, die ja mit traumwandlerischer Sicherheit überall dort massiv investiert hatte, wo hinterher die Märkte zusammenbrachen. Ihre gesamten Griechenlandpapiere sind bereits in die FMS Wertmanagement Anstalt des öffentlichen Rechts transferiert – kein Wunder, handelt es sich doch um die Bad Bank für sauer gewordene Investments der HRE. Und weil FMS keine Bank ist, sieht die Belastung der deutschen Banken durch eine mögliche Griechenland-Restrukturierung schon viel besser aus. Diejenige des deutschen Steuerzahlers hingegen schon wesentlich hässlicher. Und weder Alphaville noch ich würden darauf wetten, dass die nächsttief im Griechensumpf steckende Commerzbank ihre potenziellen Verluste alle selbst tragen muss. Am Ende sind also diejenigen, die das Risiko eingegangen sind, nicht diejenigen, die am Ende dafür zahlen müssen.

Das nennt man Moral Hazard. Und es sieht gerade nicht danach aus, als würde die deutsche Regierung ein solches Verhalten sterben lassen (was man Moralrisikodämmerung nennen könnte), sondern eher im Gegenteil es fördern.

Und wie nennt man das jetzt? Das Ergebnis: Bailout. Die beim Staat landenden Griechen-Anleihen könnte man vielleicht, entsprechend der Anregung von hans:Dativ in den Kommentaren zum Moral-Hazard-Beitrag vor drei Jahren, Kuckucks-Assets nennen. Und für Moral Hazard tendiere ich derzeit zu: Unmoralrisiko.

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