[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=JOFsuLBfnfo[/youtube]
Dieses Interview im ägyptischen Fernsehen ist sensationell. Die Frau in Schwarz erzählt öffentlich von ihrer Vergewaltigung und das auch noch durch die Polizei. Sie sagt in diesem Video, das einen Beitrag des privaten ägyptischen Fernsehsenders Modern Misr zeigt:
„Ich habe beschlossen dieses Risiko einzugehen, um den Verantwortlichen des Landes zu zeigen, was die ägyptische Polizei mit den Menschen macht“,
Die Geschichte der Frau, die dort mit verschleiertem Gesicht erscheint, wurde in den letzten Tagen zum Gesprächsstoff Nummer Eins in Ägypten. Sie erzählt, dass sie an einer Straßensperre auf einer Landstraße im Nildelta von Polizisten nach ihren Papieren gefragt, anschließend in einen Polizeikleintransporter gezerrt und dort von den Polizisten vergewaltigt wurde. An einem Punkt in ihrer Erzählung bricht ihre Stimme und man kann nur ahnen, dass hinter dem Schleier die Tränen fliessen, während sie ihr Taschentuch fester umgreift.
„Ich dachte eigentlich die Polizei ist zu deinem Schutz da, aber ich wurde eines bessern belehrt“ sagt sie und warnt alle Frauen:
„Wenn ihr ein Polizeiauto seht, dann müsst ihr vorsichtig sein“
Die Polizisten fühlten sich offensichtlich in doppelter Hinsicht sicher: Vergewaltigungen werden in Ägypten nur selten angezeigt, weil die Frauen in der konservativen islamischen Gesellschaft ihre Ehre und die ihrer Familie schützen wollen. Dass eine Frau öffentlich im Fernsehen von ihrer Vergewaltigung erzählt ist ein absolutes Novum. Außerdem haben sie sich darauf verlassen, dass Fälle von Polizeigewalt und Willkür nach fast 30 Jahren Notstandgesetzen meist vertuschst werden.
Die Unbekannte hat die Vergewaltigung vor ihrem Fernsehauftritt auch der Polizei gemeldet, die den Vorfall untersucht.
Der Vergewaltigungsvorwurf ist der letzte in einer Serie von Anklagen, die der ägyptischen Polizei Gewaltexzesse und Willkür vorwerfen. Der prominenteste Fall, über den auch in diesem Blog berichtet wurde, war der des jungen Mannes, Khaled Said, der im Juni, laut Augenzeugen, auf offener Straße in Alexandria von der Polizei zu Tode geprügelt worden war. Dank der Aufmerksamkeit den dieser Fall in der ägyptischen Öffentlichkeit auch über Blogs, Youtube und Facebook erlangt hatte, wurde gegen die beiden Täter inzwischen ein Verfahren eingeleitet.
Offensichtlich hat der Fall Khaled Said dazu geführt, dass sich nun mehr und mehr Ägypter und Ägypterinnen trauen, Fälle von Polizeigewalt auch in der Öffentlichkeit vorzubringen und staatliche Rechenschaftpflicht einklagen.
„Die Polizei im Dienst des Volkes“,
lautete früher der Slogan der ägyptischen Polizei. Später wurde das Ganze abgewandelt in die Losung:
„Das Volk und die Polizei im Dienste der Heimat“.
Nach dem Verständnis der meisten Ägypter bedeutet der neue Slogan, dass die Polizei nicht im Dienste der Bürger, sondern hauptsächlich zum Schutz des Regimes unterwegs ist.