vonMarkus Szaszka 17.04.2018

Der Nirgendsmann

Markus "Nirgendsmann" Szaszka - Streuner und Schriftsteller aus Wien - schreibt über die Herausforderungen unserer Zeit und Romane, die zum Nachdenken anregen. Weitere Informationen: www.grossstadtballaden.com

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Neulich habe ich eine Freundin in Paris besucht. Sie absolviert dort ein Praktikum in einer Bäckerei, rollt Croissants und wohnt bei der Bäckersfamilie im Norden der Stadt. Genau genommen nahe der U-Bahn-Station Marx Dormoy, zwischen dem Ostbahnhof und dem Bahnhof Paris-Nord. Gütigerweise durfte ich bei ihr im Zimmer überachten, trotz Bedenken des Bäcker-Vaters, der sich ein »ne faites pas l’amour« (keine Liebe machen) nicht verkneifen konnte.

Es war mein erstes Mal in Paris und ich habe scheinbar Glück gehabt, denn mir sind nur freundliche und zuvorkommende Pariser begegnet. Von der vermeintlichen Arroganz der französischen Hauptstädter merkte ich nichts.

Was mir aber auffiel, war ein deutlich wahrzunehmender Farbwechsel, wenn man die Métrolinie 12 vom Norden in den Südwesten der Stadt nahm, wo wir gerne in Montparnasse spazieren gingen, wie früher Modigliani, Picasso oder Salmon. Es war die Haut der Fahrgäste, die von Station zu Station und jedes Mal, wenn wir von unseren Smartphones hochsahen, bei zunehmend vielen Mitfahrenden scheinbar von Schwarz zu Weiß wechselte.

Nördlich des 18ten Arrondissements, in dem meine Freundin wohnt, befindet sich das „Problem-Département“ Seine-Saint-Denis, wo 2005, im Zuge der Unruhen in Frankreich, Autos brannten. Der Südwesten liegt in den konservativen Händen einer überwiegend weißen Bevölkerungsschicht.

Was ich damit sagen will, das weiß ich nicht, aber ein derart starker Farbwandel ist mir zuvor noch in keiner U-Bahn aufgefallen, vielleicht, weil die beiden Städte, in denen ich lebe, Wien und Berlin, ein durchmischteres Bevölkerungsbild vorzuweisen haben. Ich denke, das ist etwas Gutes. Vielleicht wird das etwas sein, das ich in diesem Blog machen kann; Dinge aufzeigen, die gar nicht mal so schlecht laufen, hier bei „uns“ – was vor allem im sudernden (meckernden) Wien dringend nötig ist.

Wir werden sehen, aber auch das weiß ich nicht, wie so vieles noch nicht…

Bis bald, euer Nirgendsmann

PS: Über ein paar Hasskommentare oder Hinweise, dass ich komplett danebenliege, würde ich mich – wie immer – sehr freuen.

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