vonMarkus Szaszka 18.06.2018

Der Nirgendsmann

Markus "Nirgendsmann" Szaszka - Streuner und Schriftsteller aus Wien - schreibt über die Herausforderungen unserer Zeit und Romane, die zum Nachdenken anregen. Weitere Informationen: www.grossstadtballaden.com

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Neulich, als ich einem etwa 20-jährigen jungen Mann dabei zuhörte, wie er sich die neunziger Jahre herbeisehnte – die er nicht einmal miterlebt hatte –, weil sie seiner Meinung nach besser waren, wollte ich ihm übergangslos eine Watsche geben, ließ es aber bleiben. Ich fragte mich, weshalb es so viele ewig Gestrige gibt, die gegen Unaufhaltsames ankämpfen und ihre ganze Energie sinnlos verschwenden, anstatt produktiv mitzugestalten.

In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird sich unsere Gesellschaft wieder einmal von Grund auf verändern. Viele haben Angst davor, viele verstehen nicht, weshalb das so ist – vielleicht keiner so genau. Aber eines ist gewiss; wenig wird bleiben, wie es momentan ist.

Aufgrund von Einflüssen wie der Digitalisierung/Automatisierung und des demographischen Wandels, wird es zunehmend Arbeitslose geben, der Arbeitsmarkt wird sich verändern und früher oder später wird eine Form des bedingungslosen Grundeinkommens kommen – anders wird es schwierig, die gelangweilte Meute ruhig zu halten. Ganze Industrien, beispielsweise Fleisch und Öl, werden in spätestens 20-50 Jahren wegfalle respektive durch Substitute ersetzt worden sein. Aufgrund dieser und ähnlicher Veränderungen, die durch keine Ideologie der Welt aufgehalten werden können, wird sich unser Leben verändern, was an sich okay wäre, weil wir das Potential haben alles in den Griff zu bekommen – würden wir uns nur drauf einlassen.

Aber es wird schwer, weil wir uns in einer politisch sehr verzwickten Lage befinden. Keine Partei traut sich die wirklich wichtigen Themen anzusprechen, weil sie Angst machen würden, weil es noch keine Lösungen für diese Probleme gibt und es auch so bleiben wird, wenn wir sie nicht thematisieren.

Hinzu kommt, dass den Parteien in unserer exzessiv monetarisierten Welt in vielen Aspekten die Hände gebunden sind, und das können sie nicht zugeben oder wahrhaben. Alle Parteien werden von den Mühlen der Wirtschaft durchgekaut, von dem her ist fraglich, inwieweit noch eine nennenswerte Veränderung aus der Politik zu erwarten ist.

Das alles ist nicht neu, aber was tun, damit in 20-50 Jahren alles friedlich bleibt, wenn der Wandel der Zeit unseren Alltag massiv verändern wird.

Vielleicht sollten wir endlich mit den Spielchen aufhören, Flüchtlinge Flüchtlinge sein lassen und gemeinsam nach Lösungen suchen, die wir schneller benötigen werden, als die meisten denken.

Hoffen wir mal das Beste, denn wenn der Mensch eines bewiesen hat, dann dass er verdammt gut darin ist zu glauben, dass er etwas weiß, gleichzeitig aber meilenweit danebenliegt.

 

Bis bald, euer Nirgendsmann

PS: Über ein paar Hasskommentare oder Hinweise, dass ich komplett danebenliege, würde ich mich – wie immer – sehr freuen

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