Wie arrogant sind wir im Alltag, wenn wir beinahe blind und taub über feindselige Straßen laufen und uns jeden Blödsinn zu Herzen nehmen, ohne ein Gespür für das wirklich Wichtige im Leben zu haben? Wenn wir zu wissen glauben, dass diese oder jene Besorgung wichtig sei, gleichzeitig diesen oder jenen als Trottel beschimpfen, weil er ein wenig anders lebt, als man selbst es tut.
Wir tun vieles nur deshalb, weil es viele vor uns schon getan haben. Und wir tun vieles, weil es viele andere von uns erwarten. Aber was tun wir, um dem Leben, unseren Existenzen gerecht zu werden, die mit Sinn gefüllt werden wollen und nicht mit Unsinn?
Nun, für das große Ganze wird ein Scheitern in diesem Bereich nicht allzu schlimm sein, denn jeder einzelne von uns ist eine Nichtigkeit in Bezug auf die Unendlichkeit des Kosmos.
Schlimm wird es höchstens am Sterbebett werden, und zwar ganz persönlich, wenn man auf das eigene Leben zurücksieht und bemerkt, dass man es verschwendet hat.
Aber selbst das wird nur ein kurzer Schmerz sein, der – zumindest in unserer Zeit – als Normalität durchgeht.
Sokrates berühmtester Satz lautet: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Gar nicht mal so dumm, aber so weit würde ich nicht gehen. Dafür, dass wir eine jugendliche Spezies sind, wissen wir erstaunlich viel, allerdings steigen uns unsere ersten Erkenntnisse zu Kopf.
Hybris.
Sie kann gefährlich sein.
Sie führt nicht selten zu Fehlentwicklungen.
Ein bisschen mehr Besonnenheit, Bescheidenheit und Demut scheinen Accessoires zu sein, die dieser Menschheit fehlen, aber gewiss gut stehen würden.
Und da wir intellektuell lediglich auf unserem Teller spielen und erst langsam dabei sind, über den Rand zu blicken, sollten wir uns unter Umständen nicht zu 100 Prozent auf unser Wissen rückbeziehen.
Vielleicht ist es ganz gut, unserem Verstand ein wenig Spiritualität unterzujubeln – eine fatamorganische Schönheit milder Akzeptanz. Die Erkenntnis, zutiefst beschränkt zu sein. Die Erkenntnis, dass Überheblichkeit nicht zu einer vermeintlich vernunftbegabten Spezies passt – nicht zu einem vermeintlich vernunftbegabten Individuum passt.
Wir Menschen funktionieren – sehr gut sogar. Aber können wir mehr als das?
Haben wir die Größe, uns wieder in das übermächtige Ganze des Lebens einzugliedern oder werden wir für immer so tun, als ob wir hier das Sagen hätten?
Werden wir die kleinen, hässlichen, schmierigen Lebewesen dieses Universums bleiben, kleine Ganoven, die sich irgendwie durchmogeln, oder werden wir zu einer anmutigen Spezies werden, zu einem Menschengeschlecht, das repräsentabel sein wird. Das nicht alles unterjocht, was ihm über den Weg läuft?
Aktuell sieht es nicht danach aus, aber ich habe die Hoffnung nicht verloren. Nach wie vor glaube ich an das Gute im Menschen, was nach einer Karaffe Wein nicht mehr allzu häufig vorkommt.
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