vonChristian Ihle & Horst Motor 27.02.2007

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Party like it’s 1978 all over again: Dustin’s Bar Mitzvah erwecken den rumpeligen, bierseligen Punk der End70er wieder zum Leben und ignorieren jegliche Kunsthochschulanwandlungen, Tanzbodeneignung oder gar Anflüge von Subtilität. „Get Your Mood On“ ist ein Punkalbum im klassischen Sinn: es wird gegen die Führer der Rechten gewettert („Young Pretender“), die Ramones gehört („To The Ramones“) und auch noch der große Dan Treacy, die Legende hinter den Television Personalities („Part Time Punks“), aus Cracknebel und Knastvergangenheit zurück geholt („Artrocker“).

Bereits vor einem Jahr veröffentlichten Dustin’s Bar Mitzvah in Japan ein hervorragendes erstes “Album” mit dem fantastischen Titel “Dial ‘M’ For Mitzvah”, das lediglich eine Sammlung ihrer frühen Singles und Demos der letzten zwei Jahre darstellte. Wie im Vorübergehen legten sie damit das beste Punk-Debüt Englands seit „Up The Bracket“ der Libertines auf den Tisch. Zwei der besten Songs aus dieser frühen Phase („Jimmy White“ und „Lucy“) fehlen zwar auf dem nun offiziellen Debütalbum, doch immer noch ist „Get Your Mood On“ ein Punkfest erster Güte.

Das ist insbesondere dem Titeltrack zu verdanken, der allen Emokids dieser Welt in wahrer Luke-Haines-Manier (“Life is unfair / kill yourself or get over it”) zeigt, wie man das mit dem scheiß Leben eigentlich nehmen sollte:

Your girlfriend’s left
And you’ve lost your job
Your cat’s just died and so is your dog
Your friends have all just moved away
It doesn’t matter anyway cause…
Get your mood on
Get your fucking mood on

und natürlich auch ihrem programmatischen Hit “To The Ramones”, der davon erzählt, wie man als Adoleszenter manchmal auch gerne von den Heimsuchungen des anderen Geschlechts verschont bliebe, weil man doch gar nichts anderes will als nach Hause zu gehen, sich einzusperren und die Ramones, die Ramones, die Ramones zu hören. “Get Your Mood On” zieht auf eine unverwechselbar britische Art die frühen Platten der New Yorker Genre-Urväter als Referenz heran und freut sich mit der Unbändigkeit der Jugend an kleinen, schnellen, schmutzigen, rumpelnden Songs. Macht die Bierflaschen auf, Dustin’s Bar Mitzvah sind in der Stadt!

Anhören!
* To The Ramones
* Get Your Mood On
* Goldhawk Road

MySpace

Auf Tour:
* 20. März: Wien, Chelsea
* 21. März: Innsbruck, Weekender Club
* 22. März: München, Backstage
* 23. März: Köln, MTC
* 24. März: Berlin, Kalkscheune
* 25. März: Hamburg, Prinzenbar

Christian Ihle

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2007/02/27/album-des-monats-januar-platz-3-dustins-bar-mitzvah-get-your-mood-on/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • […] Aus New York kommt die beste Biertrinkmusik seit Dustin’s Bar Mitzvah Mitte diesen Jahres leider die Gitarre an den Nagel hängten. Wo Dustin’s Bar Mitzvah den urenglischen workingclass Punk der End-70er plünderten, orientieren sich die Stalkers wiederum an ihren heimischen Vorbildern, den wichtigsten (Proto-)Punkbands der 70er aus New Yorks Bowery. Die Ramones müssen hier selbstredend genannt werden, aber mehr noch die New York Dolls, die für die Hälfte der Songs auf dem Stalkers-Debüt Pate standen. Beide Bands verstanden es in den frühen 70ern hervorragend, Einflüsse aus Rock’n’Roll, Bubblegum-Pop und Girl-Group-Grazie zu vermengen und gerade durch ihre herrlich einfache Herangehensweise (die Ramones mehr noch als die Dolls) daraus etwas völlig neues, letzten Ende sogar Revolutionäres zu schaffen. […]

  • […] Dustin’s Bar Mitzvah mit einem Gastbeitrag: How To Not Die When On Tour Die britischen Punk-Epigonen Dustin’s Bar Mitzvah, deren “Get Your Mood On” im Februar zu einem unserer Alben des Monats gewählt wurden, schreiben in Person des Sängers Dave Lazer einen 9-Schritte-Guide “Hot to not die when on tour” exklusiv für das Popblog bevor sie ab dem 22. März auf deutschen Bühnen stehen werden. […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert