vonChristian Ihle & Horst Motor 09.03.2007

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Das ist die richtige Portion Selbstverständnis, die Johan Angergård (das „å“ spare ich mir im Folgenden, da der Laut „å“ , der wie ein „o“ ausgesprochen wird, auf meiner Tastatur nur unter größter Anstrengung rekonstruierbar ist) dir entgegenschleudert, wenn du ihn darauf anredest, ob Labrador Records vielleicht nur gegründet wurde, um seine eigenen Bands und befreundete Gruppen zu veröffentlichen.

Der Vater und die Familie

Der Verdacht ist nicht zu abwegig. Der erste Album-Release des schwedischen Labels war eine Platte von Club 8. Sänger darin: Johan Angergard. Die Debütplatte seiner zweiten Hauptband Acid House Kings kam – nur wenig später – via Labrador in die Läden. Dass Johans dritte Band The Legends beim gleichen Label ein Zuhause gefunden hat, ist nicht schwer nachzuvollziehen. Ihm gehört der Laden. Gemeinsam mit dem ursprünglichen Gründer Bengt Rahm, der noch immer einen Teil des Labels besitzt.

Ja, Johan Angergard jedenfalls, der antwortet auf die jetzt wirklich naheliegende Frage, ob er einfach nur seine Bands und die seiner Freunde veröffentlichen wollte…man muss dazu sagen, dass ein Großteil der Mitglieder seiner Bands auch wieder in anderen Bands tätig sind. Wie zum Beispiel Tor Helmstein, der bei The Legends spielte (live noch immer dabei ist) und gerade jetzt im Augenblick mit seinem Solo-Projekt The Loveninjas durch die Decke geht und der ganz nebenbei noch bei Lasse Lindh und Pelle Carlberg in der Band ist (das sind natürlich auch alles Bands, die bei Labrador unterschrieben haben). Oder Joakim Ödlund, der ebenfalls bei Johan Angergards Band Acid House Kings spielt und nebenbei noch Teil von Starlet ist (Label? Richtig, Labrador Records).
Oder…ich hör ja schon auf.

Ich weiß, die Frage nach der Labelgründung…

Warum das alles

Jetzt aber:
Auf die Frage nach der Labelgründung sagt Johan Angergard doch, dass es nie die Idee war, befreundete Bands zu signen. Man wollte immer nur die coolsten und besten Bands veröffentlichen. Am Anfang waren das natürlich nur Bands, die man selber gut kannte. Aber hey, “it wasn’t because we knew them, we just happened to know the best bands in the country around that time”. Ende der Ansage.

Im Augenblick hat das Stockholmer Label 27 Bands unter Vertrag. Shoegazer (South Ambulance), Singer/Songwriter Pelle Carlberg, Glamour-Elektropop (Tribeca), die wunderbar verspielten Suburban Kids with biblical Names (ein Preis für diesen Namen, bitte!), die 60ies Twee-Popper Irene (Labelinfo: „The members are all friends from the local pub in Göteborg, Sweden“) und die wohl bekannteste und erfolgreichste Labrador-Band The Radio Dept. (Auszug aus der Vita: „Single of the Week“ im NME und dreimalige Soundtrack-Teilnehmer in Sophia Coppolas „Marie Antoinette“).

Deren Debüt-Album „Lesser Matters“ ist bis dato wohl auch der erfolgreichste Release der Stockholmer Plattenfirma. „Or something by Club 8 or the first Legends album. Suburban Kids with Biblical Names might soon be more succesful actually. And the new Radio Dept. album will also be more succesful in the end I think. Hm… this became a bit unfocused answer. Oh, well…“.

Hausbesuch in Stockholm

So genau scheint man noch nicht nachgezählt zu haben. Vielleicht ist es im Stockholmer Büro auch schon zu unübersichtlich.
Als ich vor zwei Jahren vor dem Haus in der Odengatan auf die Klingel drückte und freundlich verschlafen gefragt wurde, zu wem ich denn wolle, wussten beide Enden der Sprechanlage erst mal nicht mehr weiter. In der zum Büro umfunktionierten Wohnung befinden sich mehrere Labels, eine Bookingagentur, ein Verlag und und und. Johans gab es hier wie Sand am Meer. „Der Johan vom Label, den mein ich.“ – „Johan vom Metal-Label oder einen der beiden Johans, die je ein Indie-Label in einem der Zimmer betreiben?“

Wenig später steht ein schluffiger Oberlippenbart-Träger in viel zu engen Jeans (als Oberlippenbärte und viel zu enge Jeans bei uns noch nicht bis zur Dorfdisko-Indie-Szene weitergereicht waren – nicht mal Berlin-Mitte ahnte vom Moustache-Revival) vor mir und entpuppt sich als der Typ, den ich erst Wochen vorher am Merchandise-Stand eines The Legends-Konzerts angesprochen habe (ich wusste da noch nicht von den Verbindungen und Verknüpfungen im Band/Label-Kosmos).

Meine Anfrage, einen Song einer seiner Bands auf eine deutsche Compilation zu packen, entgegnete er mir mit einem Stapel aktueller CDs, aus denen ich mir was aussuchen durfte. „Just send me an Email. That´s okay.” Im Nachhinein stellte sich Labrador Records als schwierigster Vertragspartner dar. Überlassungsverträge hier, Distributions-Reglementierungen da. Er muss halt auch schauen, dass da kein Schindluder getrieben wird.

Indie vs. Major

Dafür sind die Pop-Perlen einfach zu wertvoll und irgendwie muss man ja auch davon leben können. Den großen Kampf gegen die Majors gibt es in Schweden aber nicht.
„They’re mainly focusing on…people, who are already known and finding concepts (duet albums, cover albums, singing classics) that sells while we are releasing new bands and focus on quality pop.”
Die Verkaufszahlen der großen Plattenfirma erreicht man als Independent Label nicht, ein Platz in den Top 20 ist aber immer wieder mal drin.
“We get a lot of attention from media and so on. I must say I’m almost surprised that it’s working as well as it does to sell good music!”

Labrador Records verkaufen inzwischen einen Großteil ihrer Platten außerhalb von Schweden.

Wenn hierzulande mal wieder jemand nach Schweden reist, schickt sie oder ihn in Plattenläden, um die neuen Labrador-Sachen zu besorgen. Lasst Euch den einen oder anderen Labelsampler mitbringen und seit sprachlos von so großen Popmomenten, wie sie dieses Label für uns bereitstellt.

Labrador 100 – 10 Jahre, 100 Veröffentlichungen

Apropos Labelsampler. Alles in den Schatten stellt natürlich die wunderschöne 4-CD-Box LABRADOR 100 – A complete History of popular Music, die diesen Monat erscheint. 100 Hits aus allen 99 bisherigen Labrador-Releases plus die neue The Radio Dept.-Single „We made the Team“.
Man könnte damit den Rest des Lebens auskommen, aber der Stoff macht süchtig und Lust und Laune auf mehr.
Den reibungslosen Nachschub besorgt hierzulande der Vertrieb von Broken Silence.

Gib mir meine Dosis?
Bitte!
Wir verlosen eine 4-CD-Box LABRADOR 100!
Einfach Mail an

ihle.christian [at] googlemail.com

Einsendeschluß: 15.März 2007

Die komplette Trackliste von Labrador 100

Die Labelsite:
http://www.labrador.se

Säm Wagner

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