vonChristian Ihle & Horst Motor 14.08.2007

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Heute: Rote Sonne (D, 1969/70. Regie: Rudolf Thome)

Ausstrahlungstermin: Heute nacht, 14. August, 0.45 – Arte.

Rote Sonne

Tagline: „Frei, wild, cool und tödlich.“ und „Laßt uns die Männer töten!“

Zur Abwechslung meldet der sich der b-movie-heaven einmal direkt aus Deutschland: wir schreiben das Jahr 1969, in der restlichen Welt ist der Summer Of Love längst in den Herbst der Agonie übergegangen und in Altamont wird der Hippietraum erstochen, doch in Deutschland zieht Uschi Obermaier immer noch zu wenig Kleidungsstücke über.

Regisseur Rudolf Thome war zunächst Filmkritiker für die Süddeutsche Zeitung wie die Berliner Morgenpost und drehte 1968/69 seinen ersten eigenen Spielfilm „Detektive“ mit einer jungen Iris Berben und eben Uschi Obermaier. Bis heute bringt Thome Filme mit seinen Stammschauspieler Hanns Zischler und, vor allem in den jüngsten Jahren, Hannelore Elsner ins Kino, die zumeist jedoch außerhalb der allgemeinen Wahrnehmung laufen.

Sein Zweitwerk „Rote Sonne“ von 1969 nennt Thome einen feministischen Spielfilm, und die Poster-Tagline „Laßt uns die Männer töten!“ stellt das auch in drastischen Worten klar. Wie Quentin Tarantino heute mit „Kill Bill“ oder „Death Proof“ die Verwirklichung des feministischen Spielfilm vor allem dadurch versteht, dass er die Frau als Handelnde ins Zentrum des Geschehens holt und damit die jahrealte Rolle der Frau als Staffage neben den handelnden Männern negiert, sich dabei aber weigert, das nur als weibliche Besetzung der männlichen Rolle abzutun, beschreitet Thome in „Rote Sonne“ einen ähnlichen Weg. Thomes Uma Thurman ist das deutsche It-Girl der Hippie-Jahre, Uschi Obermaier, die in „Rote Sonne“ die Hauptrolle spielt.

Wim Wenders lieferte in seiner Filmkritik von 1970 über „Rote Sonne“ unabsichtlich eine wunderbare Definition des Prinzips b-Movie, das über seine Restriktionen hinauswächst: „etwas sehr Einfaches und sehr Billiges und Kunstloses ernstgenommen und mit Sorgfalt behandelt zu sehen.“ Wenders führt aus, dass Rote Sonne es wie wenige europäische Filme seiner Zeit schafft, die Attitüde des amerikanischen Films zu übernehmen statt ihn nur nachmachen zu wollen.

Rainer Langhans, Mitglied der Kommune 1 und Freund von Obermaier, wies anlässlich der DVD-Veröffentlichung von „Rote Sonne“ darauf hin, dass die Frauen in Thomes Film ein Jahr vor der Bildung der RAF Sprengstoffeinsatz zur Durchsetzung von politischen Zielen erwägen. 1970 sucht man das das Bemerkenswerte noch an anderer Stelle, denn Wenders wiederum schließt seine damalige Kritik mit dem schönen Satz: „Der Film spielt in München. Er schämt sich nicht darüber.“

Christian Ihle

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kommentare

  • Hm, wie schon zum Hinweis auf „Kesse Mary, Irrer Larry“ dachte ich daran den Film im TV zu schauen, aber verdammt: Ich hab ja gar keinen Fernseher. Irgendwie ist das doch manchmal blöd…

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