vonChristian Ihle & Horst Motor 17.08.2007

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Heute: Assault On Precinct 13 (USA, 1976. Regie: John Carpenter)

Ausstrahlungstermin: Heute nacht, 17. August, 1.40 – Tele5.

Assault On Precinct 13

Tagline: „A White Hot Night of Hate!“

John Carpenter ist eine b-Movie-Ikone. Ihm gelang in den späten 70ern, frühen 80ern der Sprung in die erste Liga Hollywoods, doch die letzten 20 Jahre waren von einem kontinuierlichen Abstieg in die B- und C-Klasse des Filmgeschäfts geprägt.

Doch was Carpenter in seiner besten Zeit für das Genre-Kino geleistet hat, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. John Carpenter drehte eine ganze Reihe unheimlich einflussreicher und herausragender Filme, beginnend 1974 mit der schwarzen Science-Fiction-Zero-Budget-Komödie „Dark Star“ bis zu seinem kommerziellen Actionhöhepunkt „Die Klapperschlange“ 1981. Dazwischen revolutionierte er im Vorbeigehen das Horror-Genre mit dem Proto-Slasher „Halloween“ (1978), dem wohl meistkopiertesten Film der letzten 30 Jahre, und drehte 1976 seinen besten Spielfilm: „Assault On Precinct 13“, einen minimalistischer Thriller, der im Grunde eine optimierte, effiziente Neufassung des John Wayne – Westerns „Rio Bravo“ darstellt und gleichzeitig George A. Romeros stolzes Statement „Night Of The Living Dead“ zitiert ohne dabei aber einem müden Abklatsch zu gleichen. Carpenters ursprüngliches Vorhaben, einen Western zu drehen, scheiterte am Minimalbudget, so dass er sich entschloss, den Wilden Westen aus dem Western herauszunehmen um sich die Ausstattungskosten zu sparen. Entstanden ist so eine „Rio Bravo“ – Verbeugung im Los Angeles des Jetzt (der 70er). Um dem Vorbild eine Referenz zu erweisen, wählte Carpenter für seine Arbeit am Filmschnitt das Pseudonym „John T. Chance“, den Rollennamen John Waynes in „Rio Bravo“.

„Assault on Precinct 13“ packt in seine 91 Minuten ein Maximum an Suspense: die auf einer Polizeistation zusammentreffenden Cops und Verbrecher werden von einer Ansammlung Gangmitglieder vor den Toren ihrer Wachstation belagert und angegriffen. Im Zuge ihrer Isolation bilden sich ungewöhnliche Koalitionen aus Verbrechern und Gesetzeshütern, Schwarzen und Weißen gegen die unbekannte, graue Masse außerhalb, die nie ein Gesicht erhält, sondern anonym bleibt, dafür aber wahllos und mit umso größerer Brutalität beginnt, die im Haus Verschanzten zu bekriegen.

Eine einfache Geschichte, die Carpenter mit unnachahmlicher Stringenz erzählt, sich dabei nie in dramaturgischen Fehlentwicklungen verliert, sondern unbarmherzig auf die Spitze zutreibt. Carpenter drehte „Assault“ in nur 20 Tagen für lächerliche 100.000 $ und selbst daraus entwickelte er noch Pluspunkte: die Absenz von Stars unterläuft die übliche Actionthriller-Logik, dass eine klar definierte Hauptfigur all den Mord und Totschlag um ihn herum überleben wird und treibt den Plot nur noch weiter dem Nihilismus entgegen. Carpenter schrieb wie in vielen seiner Filme auch hier aus Kostengründen die Musik selbst und verschärft mit seinem ebenfalls minimalistischen, analogen Electro-Score die Spannung weiter.

Um die (Alters-)Freigaben von „Assault On Precinct 13“ gab es heftige Auseinandersetzungen. Bis vor zwei Jahren war diese Originalverfilmung in Deutschland indiziert und in den USA umging Carpenter 1976 durch einen Trick ein X-Rating (die strengste Einstufung des US-Rating-Systems): die berühmt gewordene „Ice Cream Szene“ wurde von der Filmbewertungsstelle kritisiert und musste entfernt werden. Carpenter kam dieser Forderung nach – allerdings lediglich auf der Kopie der Filmbewertungsstelle, in die Kinos verschickte er aber Exemplare mit der Szene…

Der übliche Tarantino-Querverweis dieser Rubrik darf natürlich auch bei Carpenter nicht fehlen: wer aufmerksam das Tarantino/Rodriguez – Werk „From Dusk Till Dawn“ gesehen hat, wird sich vielleicht an das T-Shirt des Priestersohns erinnern, das den Originalfilmtitel als Aufdruck trägt. Die berühmteste Rolle Kurt Russells wiederum, Hauptdarsteller des aktuellen Tarantino-Films „Death Proof“, war „Snake Plissken“ aus Carpenters „Die Klapperschlange“ („Escape from L.A.“).

Assault On Precinct 13

Christian Ihle

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https://blogs.taz.de/popblog/2007/08/17/b-movie-heaven-10-assault-on-precinct-13-anschlag-bei-nacht/

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kommentare

  • „…dem wohl meistkopiertesten Film“…

    „…einen minimalistischer Thriller…“

    „…ein Maximum an Suspense: die auf einer Polizeistation…“
    „…Pluspunkte: die Absenz von Stars…“
    „…Systems): die berühmt…“
    „…nicht fehlen: wer aufmerksam…“
    (Groß weiter nach einem Doppelpunkt, wenn ein ganzer Satz folgt.)

    Wow, das hat ja richtig Schülerzeitungsniveau.

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