Herrenmagazin, diese chaotische Hamburger Rumpel- und Schrammelband war prädestiniert dafür, mühelos das Album des Jahres rauszuknallen. Die Erwartungshaltung war hoch. Hoffnungen, geschürt durch eine erste EP und drei starke, auf limitiertem Vinyl veröffentlichten Vorabsingles.
Doch das Album, obwohl schon 2007 fertiggestellt, ließ auf sich warten. Motor Music wollte nicht. Erst jetzt erblicken die 12 Songs, die auszogen, um eine neue sonnige Nacht am Firmament erstrahlen zu lassen, das Licht der Öffentlichkeit.
Und man darf festhalten: Das erwartete Meisterwerk mag Herrenmagazin vielleicht nicht gelungen sein. Ein großer Wurf ist „atzelgift“ aber ohne Frage. Weil sie es schaffen, poesiealbenhafte Gedankengänge in herrliche schrammlige Gitarrenpopsongs zu kleiden, die den Hörer geradezu sehnsüchtig zurücklassen. Ein simples „Ich hab einen langen Weg zu fahren. All den Leuten nichts zu sagen. Und im Kopf die ganzen Fragen. Alles was wir uns nie sagten“ klingt da nicht albern. Nicht banal. Es trifft direkt in die Magengegend. Zwischen dem ersten Track „Früher war ich meistens traurig, heute bin ich nur noch sauer“ und dem abschließenden „Kein bißchen aufgeregt“ spielen sich die größten Dramen ab. Und doch klingen Herrenmagazin (unterstützt von Delbos Tobias Siebert) als ob es um alles in der Welt geht, nur nicht um Herzscheiße. Dabei werden die rastlosen („Ich kann jetzt nicht schlafen. Ich muss Wege machen“) Herren in „Lilly Lametta“ von Muff Potters Nagel begleitet. Und das passt wie die Faust aufs Auge. „Du bist das höchste Maß an Nüchternheit und genauso gern betrunken“. Atzelgift mag vielleicht eine Platte sein, die nicht allzuviele in ihr Herz schließen. Doch die, die es tun, dafür bestimmt umso mehr. Sei es wegen der markanten Stimme von Deniz Jaspersen oder Rasmus Englers (auch Co-Autor des Buches „Wovon lebst du eigentlich?“ und Musiker bei Gary und Das Bierbeben) todbringender Frisur auf dem Cover. Schwer zu toppen hingegen, der Text, der damals im Display erschien, wenn man die erste Herrenmagazin-EP „ich habe dieser Tage meiner selbst verloren“ in den Player legte. Siehe SMS vom DJ-Kollegen: „Wahnsinn. Herrenmagazin. Hast du schon mal den Anzeigentext gelesen, wenn die EP läuft? Du geile Fotze willst du meinen dicken Schwanz kauen?“. Slighty over the top. Aber durchaus (be)merkenswert. Mit ihrem Debütalbum gelangen die Hamburger mit Leichtigkeit in meine persönlichen Charts. 2 Plus. Mit Sternchen. Mit Luft nach Oben. „Du weißt, was ich meine“, oder? (Sebastian Zapf)
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*1000 städte (hier)
*der längste Tag
Herrenmagazin im Popblog:
* My Favourite Records: Herrenmagazins Rasmus Engler über seine liebsten Platten
* I Predict A Riot: 2007: Herrenmagazin als heißer Tipp für das Jahr 2007
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Ich will gerne zugeben, dass uns sie Ja, Panik Platte zunächst unter dem Radar durchgerutscht ist. Brav haben wir aber nachgehört, ob die Österreicher all das Lob verdient haben. Und wir mögen ein Taschenmesser sein, wenn nicht! Gute Platte, die sicherlich ebenfalls eine Album des Monats Nennung verdient gehabt hätte.
Ich mag allerdings auch immer noch die Stücke von Herrenmagazin, auch wenn ich persönlich sehr unzufrieden mit der Produktion / Abmischung bin. Die frühen EPs hatten weitaus mehr Charme.