Dirty Pretty Things – Romance At Short Notice
Ach, Carl! Ja, wirklich, alle sind so undankbar! Da ist der alte Kumpel, der über die Bühnen torkelt, so er sie denn betritt, hier mal ’nen Song schreibt, da mal mit Amy Winemouse spielt und die ganze Welt widmet ihm Zeitungsseiten und Diskussionsrunden bei jeder Regung. Du dagegen: der nicest man in rock, wäschst nie dreckige Wäsche, sagst kein böses Wort und bemühst Dich einfach, mit deiner neuen Band erfolgreich zu sein. Es ist ja auch so vieles richtig daran: Euer alter Drummer sitzt mit im Boot, Didz von der Cooper Temple Clause ist bei Euch untergekommen, auch Eurem ehemaligen Tourgitarristen bietest du ein musikalisches Dach über dem Lockenkopf. Eine schöne Last Gang In Town Mentalität bildet sich heraus, ganz wie Dein alter Produzent Mick Jones damals vor vielen, vielen Jahren gesungen hatte.
Statt des wilden Chaos’, das der Andere die ganze Zeit verbreitet, bleibst Du ruhig und still, schreibst Deine Songs, spielst Deine Konzerte und veröffentlichst Deine Alben. Trotzdem wollen alle immer nur den Anderen sehen.
Wie Du es machst, ist es verkehrt: wenn Du wie beim ersten neuen Album einfach exakt genauso klingst wie auf Eurem gemeinsamen Debüt, damals 2002, winken alle ab und sagen: „kennen wir schon, war früher aber schöner“. Nun beim zweiten Album mit der neuen Band machst Du vieles musikalisch anders, mehr midtempo, weniger Punk, weniger Garage, alles ordentlicher produziert und nun heißt es wieder: „war früher aber schöner, da war irgendwie mehr Chaos drin. Und wo ist eigentlich noch mal der alte Kumpel, mit dem war doch alles besser?“
Dann kommen auch noch die Verrückten und lesen Deine Texte auf Referenzen quer, entdecken die Hälfte der Liedtitel der EP des Anderen in deinen Refrains („Beg Steal & Borrow“, „Sedative“), wo es doch ein Ding der Unmöglichkeit wäre, nur noch Songs zu schreiben, die nicht an IHN erinnern. Dabei hast Du doch eines der schönsten Lieder komponiert, die einer von Euch beiden nach der gemeinsamen Zeit veröffentlicht hat. Aber über „Truth Begins“ redet ja doch wieder keiner. (Christian Ihle)
Anhören!
* Truth Begins
* Chinese Dogs (anhören)
* Tired Of England (anhören)
Dirty Pretty Things im Popblog:
* MyFavouriteRecords mit Carl Barat
Im Netz:
* Indiepedia
* MySpace
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Louie Austen – Too good to last
Wir Pop-Nerds springen auf so was natürlich sofort an: Bei der Beteiligten-Liste der neuen Louie Austen-EP lässt sich die Historie des deutschen Indie-Pops nachlesen.
Michael Mühlhaus (1998 bis 2003 bei Blumfeld, immer bei Commercial Breakup), Lars Precht (2005 bis 2007 bei Blumfeld), Vredeber Albrecht (2003 bis 2007 bei Blumfeld), Ulrike Sterblich (aka Supatopcheckerbunny), Christopher Uhr (Speed Niggs, Locust Fudge, Sharon Stoned, Floor und Julia Hummer and Too Many Boys, Mondo Fumatore und viele mehr), Heiko Badje (La Grande Illusion) und Henning Watkinson (Jeans Team) begleiteten und unterstützten Louis Austin bei den Aufnahmen zu seiner neuen EP. Eine Menge Kredibilität hat der Österreicher da in nur sechs Songs (davon ein Remix) untergebracht.
Der bald 63-jährige, österreichische Bar-Crooner hatte David Bowie im Kopf, als er nach Berlin ging, um mit Commercial Breakup (also eben mit Vreder Albrecht) neue Stücke zu produzieren.
Der reife Herr, der jahrelang in Hotelbars aufgetreten war und erst im Alter von 53 Jahren Disco- und Electro-Sounds für sich entdeckte, singt wieder große Lieder über große Geschichten zu großer Pop-Musik. Hotelbar- und gleichzeitig Disco-kompatibel zu sein, ist Louie Austens Spezialität. So einen hätte man gern zum Opa. Wenn man nicht selber ein Indie-Held ist und mit ihm musizieren darf. (Säm)
Anhören!
* Too good to last (mp3)
Louie Austen im Popblog:
* MyFavouriteRecords
danke für den bericht.
unglaublich dass mal jemand über carl schreibt und nicht die hälfte des interviews über pete rumfragt!
find ich super!danke!!
grüße
carina