vonChristian Ihle 25.09.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Conor Oberst macht jetzt Solo und ein wenig kann man die Unkenrufe verstehen. Was soll denn da der große Unterscheid sein: Bright Eyes ist ja schließlich Conor Oberst par excellence. Anders ist “Conor Oberst” dann doch geworden, und das hat mehrere einleuchtende Gründe.

Conor Oberst

Zunächstmal der historische Zusammenhang: das letzte Werk, “Cassadaga”, ist gerademal 1 1/2 Jahre alt. Und es war ein Mammutalbum, das verdaut werden musste. Es hatte an Oberst’ Lo-Fi-Roots geknabbert und ihn körperlich geschlaucht. Da war klar, dass es eine Erfrischung braucht. Die holte sich das noch immer junge Songwriter-Genie auf einer Fahrt quer durch die USA. Von New York ins mexikanische Trepoztlàn. Ein mystischer Ort, perfekt, um mit einer handvoll Freunde spartanischen Country-Folk zu machen. Mike Mogis und Nate Walcott, die anderen Bright Eyes Mitglieder, fehlten. Auch so ein Grund, das ganze Unterfangen als Solo-Fahrt zu tarnen.

Und auch musikalisch ist die Mystic Valley Band, die Oberst diesmal unterstützt, viel lockerer und unverkrampfter, dabei aber auch weniger wuchtig und glorreich wie die sonstige Besatzung. Das tut gut, birgt aber auch Risiken. Songs wie “I don’t want to die (In the hospital)” oder “Sausalito” wirken wie Country-Karikaturen. Und ein so abgenudeltes Riff wie in “NYC – Gone, Gone” braucht wirklich niemand. Aber sie unterstützen Oberst eben auch in seinen ruhmreichen Minuten, wenn “Cape Cañaveral” oder “Lenders In The Temple” einfühlsam begleitet werden.

Zu mäkeln gibt es auf “Conor Oberst” letztlich wenig. Zu groß ist immer noch die sprachliche Wucht wie in “Moab”, zu mitreißend die Melodien wie in “Danny Callahan”. Die solistische Knoppers-Pause ist ein guter Cliffhanger zum nächsten Monumentalwerk. Andere hätten in der Zeit lieber Urlaub gemacht. Oberst verbindet beides ganz einfach. Das können sich auch nur Neo-Hippies erlauben… (Robert Heldner)

Anhören!
* Cape Canaveral (hier)
* Moab (hier)
* Lenders in the temple (hier)

Im Netz:
* Indiepedia
* MySpace

Weiterlesen:
* Review: Bright Eyes – Cassadaga

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2008/09/25/album_des_monats_august_platz_2_conor_oberst_the_mystic_valley_band_-_st/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert