Was dreht sich eigentlich so auf den Plattentellern des Popblogs, losgelöst von allen Release-Notwendigkeiten? On My Stereo:
Chairlift – Bruises (2008)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=w8HRCacAQ-4[/youtube]
Einer der besten Songs, den 2008 auf den Teller gelegt hatte. Etwas überraschend, dass Apple ein Lied, das so explizit auf eher roughere sexuellen Vorlieben verweist („I got bruises on my knees for you / And grass stains on my knees for you / Got holes in my new jeans for you / Got pink and black and blue“) für seine Werbespots verwendet, aber das soll uns nur recht sein.
Wire – Outdoor Miner (1978)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=JWPBuoFs3Mg[/youtube]
Nachdem sich die Engländer auf der jüngsten Tour trotz Publikumsforderung standhaft weigerten („No chance. Get buried.“) den Song live zu spielen, ein Grund mehr sich dieses Klassikers zu erinnern, der an der Grenze zwischen Postpunk, New Wave und Early Electro entlang tippelt.
Neon Neon feat. Cate LeBon – I Lust You (2008)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=z4lZqDmCO9c[/youtube]
Das Nebenprojekt von Super Furry Animal Gruff Rhys präsentierte eine überraschend aufrichtige Vorliebe für Früh-/Mitt-80er Synthiepop. Auf einem guten Album war „I Lust You“ der herausragende Track, für das sich Rhys Cate LeBon ins Studio holte. Der Song selbst erinnert an „Don’t You Want Me“ von Human League, gekreuzt mit klassischen Mitt-80er-Pet-Shop-Boys-Sounds.
Pet Shop Boys – Vulnerable (2009)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=lbJvS6J1rJs[/youtube]
A propos Pet Shop Boys: auf ihrem sehr guten neuen Album imponiert vor allem „Vulnerable“, das im Vergleich zur Pop-Attacke der meisten anderen neuen Lieder sich mehr auf ihre Variante des melancholischen, introspektiven Dance-Pop aus Behaviour-Zeiten bezieht.
Peter Doherty – Through The Looking Glass (2009)
Im letzten Moment flog dieser Song noch vom Debütsoloalbum des Ex-Libertine und wurde durch „I Am The Rain“ ersetzt. Einerseits durchaus schlüssig, weil „Through The Looking Glass“ nicht wirklich zum Sound des hauptsächlich akustischen Albums passen würde, aber andererseits auch schade, da die Neuaufnahme des nie offiziell veröffentlichten alten Libertines-Songs (aus den „French Sessions“) mehr verdient hätte, als nur eine b-Seite zu werden. Die auf der „Last Of The English Roses EP“ erschienen Version gibt einen Hinweis, wie die Babyshambles klingen wüden, wenn sie nicht den gotterbärmlichen Mick Whitnall, sondern Graham Coxon an der Gitarre hätten.
Amadou & Mariam – Sabali (2008)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Jv8BykeJf6c[/youtube]
Dass Damon Albarn eine Vorliebe für und großen Respekt vor der afrikanischen Musik hat, sollte nun weitestgehend bekannt sein. Für zwei von ihm verehrte Künstler produzierte er nun auf deren letzten Album den Track „Sabali“.
Fehlfarben – Nichts erreicht meine Welt live (2009)
Die angenehmste Überraschung auf dem jüngst veröffentlichten Fehlfarben-Album war sein Rauswerfer: „Nichts erreicht meine Welt“, das ursprünglich auf der gänzlich unbeachteten „Platte des himmlischen Friedens“ erschienen war. Das ist ja überhaupt das Tolle an den Fehlfarben: da wirft diese Reunion-Punkband (ein no go! wenn es je ein no go gab!) Alben wie eine Liveplatte oder ein eigenes Tribute-Album auf den Markt, denen man theoretisch nur mit Kopfschütteln gegenüberstehen kann – und dann schaffen sie es gerade bei den unbekannteren Stücken einen jedes Mal wieder vor Begeisterung umzuwerfen. War auf „26 1/2“ „Der Himmel weint“ mit Element Of Crime die große Überraschung, so fasziniert nun die „Nichts erreicht meine Welt“ Liveversion, in der Peter Hein seinen Weg in die innere Isolation hymnisch wie selten zuvor besingt und auch uns Punknostalgikern einen vor den Latz knallt: „Wenn ihr euch nach eurer Kindheit sehnt / dann denk ich, ihr könnt auch gerne meine nehmen / ich fühle mich noch nicht so weit / es war doch wirklich eine ganz besonders beschissene Zeit / oder?“
The Walkie Talkie Monsters – Goth Is A 4-Letter Word (2009)
Das Nebenprojekt des Mikrofisch-Masterminds Mawe N Klawe ist sogar noch etwas mehr Lo-Fi als seine Hauptband, aber erstens ist der Songtitel fantastisch, zweitens wurde ein Theremin lange nicht mehr so passend eingesetzt und drittens stellte der gute Mensch von St. Pauli auch die EP seines Nebenprojekts wieder kostenlos ins Netz.
Hasil Adkins – Chicken Walk (1962)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=P2AleuLVtE4[/youtube]
Die amerikanische Einmannwhitetrashband Hasil Adkins, die irgendein eigenes Genre der Musik zwischen Country, Rockabilly, Blues und Rocknroll für sich entwickelt hat, verstarb vor nun vier Jahren – ein kleines Revival und eine großangelegte Wiederentdeckung wäre an der Zeit. Purer und rauer hat amerikanische Musik selten geklungen.
Stephan Eicher – Sweet Jane (1980)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=CTB613VQU1U[/youtube]
Das von Stephan Eicher (später unter anderem für Grauzone mitverantwortlich) auf seiner live aufgenommenen Debüt-EP „Noise Boys“ veröffentlichte Velvet Underground Cover ist ein Meisterwerk des frühen Electro, des elektronischen Sounds aus grauer Städte Mauern.
Klar kommt die noch. Es stehen noch die Platten des Monats März offen… die werden wie gehabt in den frühen Tagen des April folgen.