vonChristian Ihle 23.04.2009

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Yeah Yeah Yeahs – It’s BlitzYYY

Als Peaches vor drei Jahren mit „Cheated Hearts“ einen Song des zweiten Yeah Yeah Yeahs – Albums geremixt hatte, muss die Artpunk-Band aus Brooklyn aber höchst angetan gewesen sein! Wie sonst ist zu erklären, dass die drei New Yorker auf ihrem neuen Album „It’s Blitz“ radikal (fast) alle Gitarren hinauswarfen und Synthiefläche über Synthiefläche stapelten – genauso wie es Peaches eben mit ihrer Version von „Cheated Hearts“ gemacht hatte.

So gut Peaches damaliger Remix auch klang und so wunderbar praktisch jeder „It’s Blitz“-Song für sich alleine genommen funktioniert – so wenig war diese Herangehensweise die richtige Idee für ein Yeah Yeah Yeahs – Album. Ich will hier auch gar nicht den strukturkonservativen Indieoten geben, aber es ist beinahe absurd mit Nick Zinner den wohl neben Jackie White originellsten Gitarristen des Indierock aus dem eigenen Sound zu löschen und sich gleich nebenbei noch des zweiten Alleinstellungsmerkmals, Karen Os beängstigendem Kreischorgan, zu berauben.

Auf früheren YYY-Veröffentlichungen war es ja immer gerade die Diskrepanz zwischen dem Großteil der Songs von „Art Star“ bis zu „Date With The Night“, in denen Karen O mit Kreisch-, Bell- und Schnaubattacken den Zuhörer regelrecht überfiel, und den vereinzelt eingestreuten, überraschend emotionalen, ruhigen Momenten („Maps“, „Modern Romance“, „Our Time“), die ihre Alben so vielschichtig und interessant machte. So bleibt nun nur noch der zweite Teil der Yeah Yeah Yeahs Gleichung bestehen, was unter dem Strich mehr als nichts, aber weniger als zuvor ergibt – auch wenn die Yeah Yeah Yeahs nie näher an einer potentiell die Welt beherrschenden Pophymne wie „Runaway“ waren. (Christian Ihle)

Anhören!
* Runaway
* Heads Will Roll

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The Decemberists – Hazards of Love

decemberists

Prog Rock und Classic Metal – Colin Meloy, bitte verlass’ mich nicht!
…war der erste Gedanke an das neue Album der Decemberists. Colin Meloy hatte mit seiner Band ein Konzept-Album aufgenommen und kündigte starke Einflüsse aus Classic Metal und Prog Rock an. Schlechtere Voraussetzungen, mich zufrieden zu stellen, kann man sich kaum vorstellen.

Aber wer hat, der hat und deshalb wurde auch „Hazards of Love“ genauso wie jede andere Decemberists-Veröffentlichung am Release-Tag ungehört ins Einkaufsnetz gelegt. Ich musste Colin Meloy eine Chance geben. Der amerikanische Folk-Pop-Sänger mit der markanten Stimme hatte mich bisher immer erwischt. Auch, wenn er schon auf der letzten Decemberists-Platte „The Crane Wife“ mit zwei Songs die Zehn-Minuten-Grenze hinter sich ließ. Popsongs gingen anders. Und es waren schließlich die Popsongs („Angel, won´t you call me?“, „Summersong“ und vor allem „July, July!“,) die ich an den Decemberists am meisten mochte.

Und „Hazards of Love“ sollte ohne Pophymnen auskommen. Fast. Mehr als 6:27 Minuten dauert auf dem Album kein Song. Kompakt blieben die Decemberists dieses Mal also doch. Und sie kriegten mich spätestens beim dritten oder vierten Hördurchgang. Irgendwann spät nachts. Irgendwo tauchte eine Melodie auf, die sofort diesen Wiedererkennungsreiz auslöste und im Kopf blieb. Dann die nächste Melodie. Und später tauchte plötzlich wieder etwas auf, was man in einem der Songs davor schon gehört hatte. Die Decemberists machten also doch genau das, was ich von ihnen wollte: Pop.

Ein bisschen sperriger, komplizierter und verwinkelter. Nie aber weg von Popmusik. Das Classic-Metal-Riff auf der Akustik-Gitarre, die Geige, alles funktionierte und bleibt dauerhaft spannend. Vorläufige Bedenken wurden völlig zerstreut. Auch, wenn die vermeintliche Radiosingle „The Rake’s Song“ lange nicht an seine Vorgänger „O Valencia!“ oder „16 Military Wives“ heranreicht, das komplette Album reicht an seine großartigen Vorgänger heran. Obwohl es keil es kein Song-orientiertes Album geworden ist, sondern als Gesamtwerk gelten will und gilt. (Säm Wagner)

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