vonChristian Ihle 02.05.2009

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Nachdem unsere Silbermond-Schmähkritik Nr. 186 auf einhelliges Lob gestoßen war, legen wir noch mal den Kollegen Wigger nach, der es sogar noch schafft einen U2-Vergleich unterzubringen:


„Wenn die „Bild“-Zeitung atemlos berichtet, Roger Cicero habe sein Live-Repertoire nun auch um „Punksongs“ (mit 13-köpfiger Big Band!) erweitert, entspricht das ungefähr dem Wissensstand von Menschen, die wacker behaupten, Silbermond seien eine Rockband. (…)

„Fürchte nie deine Fehler aufzudecken. Sei bedacht, ruhig und befreit“, schulmeistert die nicht einmal 25-jährige Kloß in „Krieger des Lichts“. Ist das Konfuzius, Dale Carnegie oder doch nur Peter Hahne? Nein, es sind Silbermond, die der deutschen Jugend selbstlos Erbauung und ein spießiges Weltbild spenden, in dem sie sich selbst auch mal zur widerspruchsfreien Zone erklären: „Gestern war gestern“, „ich nehme keinen Schritt zurück“, „ich bereue nichts“, „alles bis hierher zählt ab heut nicht mehr“, „Komm bekämpfe deine Ängste und dein Mut wird dich auffangen“ – ein endloses Salben und Salbadern, das man im Kopf nicht aushält. Musikalisch schwankt „Nichts passiert“ übrigens zwischen U2 („Bist du dabei“), breitbeinigem Crossover („Tanz aus der Reihe“), diversen Betroffenheitsballaden und zwei scheußlichen Duetten mit Xavier Naidoo und Jan Delay. Aber in einem Land, das den Proll Mario Barth komisch findet, muss man sich auch über die Charterfolge von Silbermond nicht wundern.“


(Jan Wigger bei SpiegelOnline)

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https://blogs.taz.de/popblog/2009/05/02/schmaehkritik_192_silbermond_2/

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kommentare

  • Für kommerzielle Bands haben Kritiken noch nie eine Rolle gespielt. Kritiken können Bands außerhalb des Mainstreams die nötige Aufmerksamkeit verschaffen, aber für Mainstreambands ist diese Funktion der Kritik auch gar nicht notwendig.

    Und das ist keine neue Entwicklung, sondern war schon immer so. In den 60ern gab es ja nicht nur die Beatles und die Kinks, sondern eben auch eine Caterina Valente 13 Wochen auf Platz 1 mit „Ein Schiff wird kommen“… von dem Monat am Platz an der Sonne für „Ich kauf mir einen Tiroler Hut“ ganz zu schweigen!

    http://www.indiepedia.de/index.php/60er#Nummer_1_Hits

  • Die Kritiken spielen in der heutigen Zeit sowieso keine Rolle mehr. Ich schätze, die Hälfte aller Nummer 1-Alben haben einige schlechte Kritiken abgefasst. Es kommt einfach darauf an, ob man Fans hat und sie mit dem jeweiligen Album erreicht … die Kritiker haben darauf so was von keinen Einfluss … Ich finde das Album jedenfalls gut, btw 😉

  • das ist natürlich auch völlig richtig: die Schmähkritik-Justitia ist ja auch völlig blind und wählt ihre Beiträge nicht nach persönlichen Vorlieben, sondern nach der Schmähung an sich aus.

  • Die Schönheit dieser Rubrik liegt ja aber nicht allein in jeweiligen Wahl des Zieles – sondern auch in der Liebe, die in die Formulierung des Hasses gesteckt wurde. Und da ist Herr Wigger doch wirklich eine Kapazität.

  • hm, ich hatte in der letzten zeit eher den eindruck, dass es unter musikjournalisten schon zum guten ton gehört, u2 scheiße zu finden. und dieses kollektive herumtrampeln auf irgendwelchen opfern ist halt echt langweilig.

  • ich geb ihm recht, zumindest was Hosen und Silbermond angeht. Bei U2 dagegen ist das schon berechtigt – es gibt ja etliche, die U2 ernsthaft gut finden und ihnen auch Credibility zubilligen.

  • „Doch halt! Das Herumtrampeln auf Silbermond gehört gleich nach dem Herumtrampeln auf den Toten Hosen und dem Herumtrampeln auf U2 zu den billigsten Standard-Disziplinen des Musikjournalismus, da kann sich von mir aus die Wut-Kolumne des Leverkusener Hassanzeigers drum kümmern.“

    – Eric Pfeil

    .. und er hat Recht!

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