vonChristian Ihle 18.05.2009

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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“Ist so was Großartiges wie “Frankie’s Gun” drauf?” ist schon mal die erste Frage, die den Rezipienten beschäftigen dürfte. Klar, von einem neuen Golf-Modell erwartet man ja auch, dass es das alte Modell mit ähnlicher, womöglich besserer Ausstattung ist. Und „Frankie’s Gun“ war nun mal das herausragende Ausstattungsmerkmal des letzten Albums der Felice Brothers.

felice

Aber erst mal zurück ins Jahr 2007. Da spielten die Felice Brothers beim Bavarian Open Festival im Münchner BR-Funkhaus. Ich war vor Ort, besuchte aber gleichzeitig in einem anderen Raum das Konzert einer Band, an die ich mich heute nicht erinnern kann. Natürlich kamen vorher und gleichzeitig Menschen auf mich zugerannt, die mir das übel nahmen. Denn da drüben, „da spielen die Hobos“, „die musst du sehen“, „das ist das große Ding jetzt!“

Ich ging rüber. Leider zu spät. Der Saal, in dem die Felice Brothers auftraten, war überfüllt. Heraus klangen wilde Country-Klänge und ein wenig Bob Dylan, vielleicht auch Tom Waits. Von Staub umweht.

Eine halbe Stunde später torkelte einer der Felice Brothers durch die Aula und verkaufte für eine obligatorische Summe eine gebrannte Vorabversion des letzten Felice Brothers-Album (ich bezahlte fünf Euro, die Dame an meiner Seite musste gar nichts zahlen – und sie bekam sogar noch eine zweite CD dazu).

Ich hab noch heute eine Wunde am Arsch, in den ich mich vor lauter Wut biss. Ich hab das Konzert mit diesen Songs verpasst. Und jetzt dreht sich „Yonder is the Clock“ auf dem Plattenteller und es soll nur um die eine Frage gehen, ob ein zweites „Frankie’s Gun“ drauf ist? Ist es nicht. Weil es darum gar nicht geht.

Die Hobos aus dem Bundesstaat New York haben ein Album gemacht, keine Follow-up-Single. Sie haben Bob Dylan verstanden, führen mit „New Weird America“ einen medial verwertbaren Musiktrend an und haben mit “Penn Station” vielleicht wieder einen Überhit im Repertoire. Oder mit „Ambulance Man“. Vielleicht auch mit irgendeinem anderen Song. Vielleicht sollte man die Begeisterung auch mit den Lebensjahren des Hörers erklären und dem wunderbaren Refrain der Aeronauten: „Denn mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren.“ (Säm Wagner)

Anhören!

* Penn Station hier
* Ambulance Man
* All when we were young

Im Netz:

* MySpace
* Homepage

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https://blogs.taz.de/popblog/2009/05/18/album_des_monats_april_platz_2_the_felice_brothers_-_yonder_is_the_clock/

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