vonChristian Ihle 16.11.2009

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Editors – In This Light and On This Eveningeditors

Die wundersame Wandlung der Editors war abzusehen. Der drohende Coldplay-Effekt musste unter allen Umständen abgewendet werden. Dass sich die Band aus Birmingham allerdings mit einer Synthetisierung ihren ewigen Vorbildern Joy Division noch weiter annähern würden, war hingegen so nicht zu erwarten. Mittlerweile klingt Tom Smiths Stimme wie eine hanebüchene Kopie des toten Idols aus Manchester. Wer sich jetzt noch die idiotischen Gesten Smiths’ dazu denkt, dem kann schon das Grausen kommen, bevor auch nur der erste Ton des Openers “In This Light and On This Evening” verklungen ist. Tatache aber ist auch, dass die Editors zumindest eine Halbzeit lang wirklich gut funktionieren – solange, bis es mit “The Big Exit” und “The Boxer” so richtig sterbenslangweilig wird. Gebrochene Erwartungshaltungen hin oder her.

Mark Ellis, besser bekannt als Flood, saß beim Drittwerk auf dem Produzentenstuhl. Angesichts dessen Historie (u.a. Depeche Mode, U2, The Killers) war schlimmes zu erwarten. “In this light and on this evening” bricht aber zumindest mit der Befürchtung, die Editors bald als Stadion-Band begrüßen zu dürfen. Das sind sie mit Synthie-Schnarchern wie “Like Treasure” ganz sicher nicht. Aber eine völlig irrelevante Rockband eben auch nicht, wie der monströse Überhit “Papillon” und das gruselige “Bricks And Mortar” beweisen. Egal, was die Band in Zukunft auf Tonträger bannt – mit “In This Light and On This Evening” haben sie sich zumindest den Freiraum geschaffen, unberechenbar zu werden. Im Gegensatz zur Coldplay’isierung ein deutliches Plus! (Robert Heldner)

Anhören!
* Papillon
* Bricks And Mortar
* In This Light And On This Evening

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Wq4tyDRhU_4[/youtube]
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Various Artists – Warp 20 (Chosen)

warp

“I’m not necessarily seeking something new, just something authentic and real” so Warp-Mitgründer Steve Beckett über die Politik seines Label. Einen schönen Überblick, wie gut Beckett und Mitstreitern das gelungen ist, bietet nun der Jubiläumssampler zu “20 Jahre Warp!”.

Eine hübsche Idee liegt auch der Auswahl zugrunde: das Tracklisting der ersten Platte durften Fans im Internet bestimmen, für die zweite Platte war dann Beckett selbst zugange. Da erstere sich – kaum verwunderlich bei Warps Ruf als eines der besten Label für elektronische Musik – hauptsächlich auf Künstler aus der elektronischen Ecke wie Aphex Twin (natürlich mit “Windowlicker” vertreten), Squarepusher und Autechre zurückzogen, handelt Beckett auch ein wenig als Korrektiv. Neben den bei ihm ebenfalls vertretenen drei Speerspitzen des Warp-Sounds zeigt Beckett auch die andere Warp-Seite auf: Grizzly Bear, Broadcast oder Jamie Lidell kommen so auch zu ihrem Recht. (Christian Ihle)

Anhören:
* Aphex Twin: Windowlicker
* Battles: Atlas

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=IpGp-22t0lU[/youtube]

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https://blogs.taz.de/popblog/2009/11/16/im_plattenregal_im_oktober_1_editors_warp_records_jubilaeumscompilation/

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kommentare

  • Richtig geraten…

    Ich war gestern auch auf dem Mumford & Sons Konzert und muss sagen: live sogar noch besser als auf Platte. Die paar Kleinigkeiten, die mich auf Platte stören (manchmal etwas zu muskulös für meinen Geschmack produziert), sind live nicht vorhanden. Kann ich nur empfehlen.
    (wir präsentieren die Band ja auch nicht ohne Grund…)

  • wow, ich liege ja schon immer mit dem popblog auf der ähnlichen schiene was musik angeht, aber die letzten wochen toppen alles. also element of crime, jamie t, fuck buttons, warp comp. und ganz besonders ja, panik – alles auch bei mir gerade bei iTunes eingelesen.
    und dass mumford & sons album des montas werden, ist ja denn eh nur noch formsache.

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