10. Belle & Sebastian: I Want The World To Stop
Ach wie groß waren die Hoffnungen auf eine Rückkehr zu alter Klasse, als Belle & Sebastian ihren Northern-Soul-Knaller „I Want The World To Stop“ als erste Single des neuen Albums veröffentlichten. Nicht einmal die melodische Ähnlichkeit zu Gigi D’Agostinos „La Passion“ konnte unsere Füßlein still bekommen, tanzen wollten wir, in unseren schönsten Anzügen!
9. CEO: Come With Me
Wer in den letzten Jahren nach krediblem Pop, der überhaupt nicht erwachsen sein wollte, sondern Riot! schrie, ausschau hielt, musste zwangsläufig über die beiden Schweden von Tough Alliance stolpern. Als mit Eric Berglund die eine TA-Hälfte nun 2010 sein erstes Solo-Album unter dem Namen CEO veröffentlichte, war die Spannung groß und tatsächlich, „Come With Me“ war eine der besten Singles des Jahres und hatte ein wunderbares, verstörendes Video.
Der beste Nummer 1 Song des Jahres, der nie in den Charts war. Bitte liebe Fernsehmusikredakteure: einmal „Come With Me“ bei Germanys Next Top Models Wok-WM im Hintergrund laufen lassen und wir haben endlich wieder einen Nummer 1 Hit aus einer besseren Welt.
8. Clinic: Baby
Geradezu stoisch veröffentlichen Clinic Album um Album, das sich am End-60er-Psychedlic-Sound abarbeitet. Mal monochromes Velvets-Zitat, mal mehr psychedeliche Farbwelten – und immer wieder der eine ruhige Song im Meer aus Krach, der uns mitnimmt und nicht mehr loslässt. „Baby“ ist Clinics „Distortion“ für 2010.
7. Girls: Substance
Gab es je eine zurückgelehntere Hymne an die lebensverändernde Wucht des Rock’n’Roll? „I know a substance that gets rid of everything / and helps you rock and roll / out of control“ singt Christopher Owens im wunderbarsten 3-Uhr-Nachts-Modus bevor er uns an die Hand nimmt und das „simple life“ des Rock’n’Roll zeigen will – nur um am Ende doch alles wieder für die Liebe einzutauschen („but if I had love i’d throw it all away“). Ach, es ist wie immer: Girls beherrschen die Welt.
6. The Smith Westerns: Be My Girl
So muss es klingen, wenn der Nachbar in der Garage einen Swimming Pool einbaut und dann die besten Protopunk- und Spätbeatsongs der 60er unter Wasser aufnimmt! Erst dreht man an den Lautstärkenreglern, dann versucht man die Höhen und Tiefen in den Griff zu bekommen, bis urplötzlich aus all den verwaschenen Strophen der Chorus des Jahres uns entgegenbrüllt: JUST BEEE MYYYYYYYYYY GIRL!
Oh, damn. I love the way you taste.
5. Kath Bloom: Heart So Sadly
Kath Bloom ist eine Folksängerin aus den 70ern, die in den Mitt-90ern von Regisseur Richard Linklater für seinen „Before Sunrise“ – Film wieder entdeckt wurde und nach ihrem 1999er Solodebüt eigentlich erst in den letzten Jahren wieder begonnen hat, regelmäßig Alben zu veröffentlichen. Ihr drittes Soloalbum „Thin Thin Line“ ist ein Meisterwerk des brüchigen, kaputten Folk und „Heart So Sadly“ ein zu Tränen rührendes Liebesgedicht. Das nächste Album würde man gerne in Jack Whites „Third Man“ Studios produziert sehen.
4. Magic Kids: Hey Boy
Wie schon bei Belle & Sebastian: eine brillante, zum Daniederknien schöne erste Single und ein komplett enttäuschendes Album. Das soll uns aber nicht abhalten, Lobpreis auf die beste Beach-Boys-Hommage des Jahres zu singen. Wer bei „Hey Boy“ keine gute Laune bekommt, muss eigentlich der Teufel mit Bahncard sein.
3. The Drums: Down By The Water
All die flotteren The-Drums-Songs zeigen nach einigen Monaten merkliche Abnutzungserscheinungen, doch „Down By The Water“ bleibt eine unzerstörbare, minimalistische Spät-50er-Früh-60er-Reminiszenz. Dass nach langen Monaten doch noch ein Video dazu erschien, das unsere liebste Girl-Group von allen, die Shangri-Las, zitierte, war uns einen weiteren Applaus wert. Hier war es, das Herz der Drums unter all den feschen Frisuren und ordentlichen Hemdchen.
2. Blur: Fool’s Day
„Fool’s Day“ war dann vielleicht doch der Moment, an dem Damon Albarn unverschämt wurde. Nicht dass es ihm ausreichen würde, mit den Gorillaz die Popwelt zu einer besseren zu machen, mit The Good, The Bad & The Queen die kontemplativen Momente seines Songwritings brillant umzusetzen und mit Blur die unpeinlichste Britpop-Reunion denkbar zu schaffen… Nein, Damon trommelt Alex, Graham und Dave für einen Tag zusammen, sie „erspielen“ sich im Studio einen kleinen „Wegwerf“-Song mit spontan geschriebenen Lyrics, der nur an einem einzigen Tag in England und nur auf Vinyl-Single – zugunsten des Record Store Days – verkauft werden wird und schreiben dennoch den besten Song den das Mutterland der Popkultur das ganze Jahr hervorgebracht hat. Nachdem Albarn und Co nun im Handumdrehen gezeigt haben, dass eben nicht nur Nostalgie mit Blur geht sondern auch heutige Relevanz und, in der Tat, spontane Brillanz, fragt die Welt bang: wann kommt es denn nun, das nächste Blur-Album?
1. Best Coast: „When I’m With You“
Die Best Coast LP wurde mancherorts das erste „zufällige Konzeptalbum der Musikgeschichte“ genannt, geht es doch ausschließlich um Boyfriend, Kiffen und mal-lieber-auf-dem-Sofa-liegen-bleiben, und alles steckte schon in dieser „When I’m With You“ – Single, die „zeitlos“ zu nennen einmal kein Klischee ist.
Der Königssong des Summer Of Lo-Fi. Wo „When I’m With You“ war, hatten Menschen Spaß.
Ebenfalls empfehlenswert:
11. Girls: Thee Oh So Protective One
12. LCD Soundsystem: Dance Yrself Clean
13. Strange Boys: A Walk On The Beach
14. Tennis: Marathon
15. Sleigh Bells: Crown On The Ground
16. Frankie & The Heartstrings: Ungrateful
17. Wave Pictures: I Just Want To Be Your Friend
18. 1000 Robota: Wir reissen uns zusammen
19. Crocodiles: Hearts Of Love
20. These New Puritans: Attack Music
21. Wu Lyf: Such A Sad Puppy (demo)
22. Wave Pictures: Blind & Drunk
23. Wu Lyf: Heavy Pop (demo)
24. Television Personalities: Walk Towards The Light
25. Television Personalities: The Good Anarchist
26. Titus Andronicus: Titus Andronicus Forever
27. Wave Pictures: Cinammon Baby
28. Tocotronic: Eure Liebe tötet mich
29. Allo Darlin‘: Woody Allen
30. Laura Marling: Alpha Shallows
31. Gorillaz: Stylo
32. Das Racist: You Oughta Know
33. Tocotronic: Die Folter endet nie
34. Wu Lyf: I Got Dem Wu Wu Busted Teef Spitting It Concrete Like The Golden Sun God (demo)
35. Hans Unstern: Paris
36. Blue Angel Lounge: Caught Crow
37. Morning Benders: Promises
38. Wu Lyf: Concrete Gold (demo)
39. MGMT: It’s Working
40. Herpes: Very Berlin
41. Perfume Genius: Mr Peterson
42. Hans Unstern: Tief unter der Elbe
43. Gorillaz: On Melancholy Hill
44. MGMT: Song For Dan Treacy
45. Funeral Party: NYCmovestothesoundofLA
46. Tocotronic: Im Zweifel für den Zweifel
47. The Drums: Book Of Stories
48. Gorillaz: To Binge
49. Darwin Deez: Radar Detector
50. Hot Chip: One Life Stand
Und 2009?
1. Girls: „Lust For Life“ und „Hellhole Ratrace“ (geteilter erster Platz)
2. Element Of Crime: “Kaffee und Karin”
3. The Horrors: “Who Can Say”
4. We Were Promised Jetpacks: “It’s Thunder And It’s Lightning”
5. Jamie T: “Sticks & Stones”
6. The Wave Pictures: “Tiny Craters In The Sand”
7. The Maccabees: “No Kind Words”
8. Julian Casablancas: “11th Dimension”
9. Fehlfarben: “Nichts erreicht meine Welt” (live)
10. Felice Brothers: “Penn Station”
Mit Text? Hier
Und 2008?
1. Crystal Castles vs. HEALTH: Crimewave
2. Glasvegas: Daddy’s Gone
3. Wild Billy Childish & The Musicians Of The British Empire: He’s Making A Tape
4. Hot Chip: Ready For The Floor
5. MGMT: Kids
6. HEARTSREVOLUTION: C.Y.O.A.
7. 1000 Robota: Ich blicke an dir vorbei
8. The Mae-Shi: Run To Your Grave
9. Be Your Own PET: Becky
10. Mystery Jets feat. Laura Marling: Young Love
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Und 2007?
1. The Cribs feat. Lee Ranaldo: „Be Safe“
2. Emmy The Great: “Easter Parade”
3. M.I.A.: “Paper Planes”
4. Babyshambles: “There She Goes (A Little Heartache)”
5. Die Türen: “Indie Stadt”
6. The Indelicates: „Julia, we don’t live in the 60ies“
7. Tocotronic: “Kapitulation”
8. Joe Lean & The Jing Jang Jong: “Lucio Starts Fires”
9. Black Lips: “Bad Kids”
10. Glasvegas: “It’s My Own Cheating Heart That Makes Me Cry” (demo)
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Und 2006?
1. The Strokes: „Heart In A Cage“
2. Love Is All: „Spinning & Scratching“
3. Dirty Pretty Things: „Bang Bang You’re Dead“
4. Guillemots: „Trains To Brazil“
5. Clap Your Hands Say Yeah: „Upon This Tidal Wave Of Young Blood“
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