1. Der Film in einem Satz:
Goodbye James Bond, Bonjour Tristesse, Hallo Paranoia!
2. Darum geht‘s:
Wir sind in den 70ern, mitten im Kalten Krieg. Der Chef des britischen Geheimdienstes vermutet, dass sich unter seinen engsten Vertrauten ein Doppelagent tummelt, der den Sowjets intimste Informationen liefert.
Als ein Versuch der Enttarnung in Ungarn scheitert, müssen „Control“ (der Chef, gespielt von dem alten Faltenhund John Hurt) und „Smiley“ (seine rechte Hand, Gary Oldman in einer außergewöhnlich zurückgenommenen Performance) ihren Hut nehmen. Doch als der Verdacht sich nicht aus der Welt räumen lässt, wird Smiley reaktiviert und soll gegen seine eigenen ehemaligen Kollegen ermitteln, um den Maulwurf aus seinem Loch zu locken…
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Regisseur Tomas Alfredson hatte mit seinem letzten Film für einen Paukenschlag gesorgt. „So Finster Die Nacht“ („Let the right one in“) war ein Arthouse-Vampirfilm, dem das Unmögliche gelang: dem ausgelutschten Vampir-Genre neues Leben einzuhauchen, indem er die Vampirgeschichte in eine ernsthafte Parabel über das Aufwachsen als Außenseiter umdeutete. Wie „So finster die Nacht“ ein Anti-Vampir-Film war, so ist der auf einem le Carré – Roman beruhende „Dame, König, As, Spion“ ein Anti-Agenten-Film.
Weiter von James Bond entfernt als „…As, Spion“ kann man gar nicht sein. Hier ist nichts flashy, rein gar nichts protzig, ja, im Grunde nicht einmal etwas wirklich aufregend – „…As, Spion“ ist eine Präsentation einer Gruppe alter Männer, die in ihrer eigenen Paranoia gefangen sind. In Rückblenden wird immer wieder eine Geheimdienst-Weihnachtsfeier gezeigt, die sich von einer Betriebsfeier einer Papierfabrik in Slough nicht unterscheiden würde. Bestellte, herangesoffene Fröhlichkeit, um für einen Tag im Jahr das Triste des Alltags zu vergessen. Aber selbst in diesen gelösteren Momenten kann sich niemand von der Paranoia frei machen, die den Alltag zur Hölle auf Erden werden lässt.
So stellt „…As, Spion“ die Frage, was für ein Leben möglich ist, wenn selbst in deinem nähesten, täglichen Umfeld – sei es Beruf oder Beziehung – keine Möglichkeit besteht, Vertrauen zu fassen, wenn alles unentwegt in Frage gestellt werden muss, jeder Satz, jede Annäherung. Selten wurde der Agentenberuf in tristeren Farben gezeichnet. Und kaum größer könnte deshalb das Lob an Alfredson ausfallen, der es dennoch schafft, einen Film zu präsentieren, der keinen Helden, kein Idol hat, ja, der nicht eimal wirklich Spannung verbreitet und dich dennoch hineinsaugt in diesen Nebel aus Rauch und Angst. Ein toller, ungewöhnlicher Film.
3. Der beste Moment:
Die meisterhaft inszenierte Anfangssequenz in Ungarn, bei der ein Kontaktversuch mit einem potentiellen Überläufer fürchterlich schief geht.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wem die schwierige, deprimierende Realität einer Fernsehserie wie „The Wire“ lieber war als die wilde, aufregende Hatz in „24“.
* Regie: Tomas Alfredson
* imdb
Der Film ist in Voranzeige in meinem Kino. Ich werde mir ihn dann ansehen,