Wenn man die letzten Jahre Hollywood Revue passieren lässt, dann verfestigt sich der Gedanke, dass es der Filmindustrie schon lange nicht mehr gelungen ist, einen richtigen Star hervorzubringen, der nicht nur Kids oder reines Genre anspricht. Im Grunde sind es immer noch die Haudegen aus der Clooney/Pitt-Generation (mit Matt Damon), die aber nun auch schon seit gut 15 Jahren das Starbild Hollywoods prägen und die Gere/Willis/Hanks-Ära abgelöst haben.
Im Actionbereich hat sich Jason Statham als Bruce-Willis-Ersatz etabliert, aber im krediblen Mainstream bleiben eben doch nur die bereits genannten Brad Pitt und George Clooney übrig.
Doch nun gibt es mit Michael Fassbender und vor allem Ryan Gosling endlich zwei Nachfolger, denen man zutrauen würde, die nächsten Jahre zu beherrschen. Während Fassbender den Christian Bale gibt und nach seinem „Hunger“ = „The Mechanist“ den Bale-Weg mit „Shame“ = „American Psycho“ fortschreitet, beeindruckt Gosling vor allem mit einer Wandlungsfähigkeit, die ihn cracksüchtige Lehrer (Half Nelson) ebenso glaubwürdig spielen lässt wie in Gummipuppen verliebte Sozialautisten (Lars & Die Frauen).
In den letzten 12 Monaten hat Gosling nun endgültig den Durchbruch geschafft: begonnen mit dem schmerzlich guten Ver- und Entliebedrama „Blue Valentine„, gefolgt von der offiziellen George-Clooney-Stab-Übergabe in „Ides Of March“ bis hin zum Film des Jahres, „Drive„.
Als wäre diese makellose Rollenauswahl nicht schon genug, kann Gosling scheinbar auch in völlig anderen Bereichen nichts falsch machen, wirft man einen Blick auf das 2009 erschienene Album seiner Indierockband Dead Man’s Bones.
Besonders beeindruckend dabei „Lose Your Soul“, das von Handclaps über Barpiano und Kirchenglocken zu Backgroundchören alles Mögliche in den Song steckt – und dennoch wundersamerweise minimalistisch und reduziert klingt.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=5ceDS4ztDjo[/youtube]
Aber was wundert’s, dass er auch als Musiker beeindruckende Qualität abliefert? Hat er nicht bereits in „Blue Valentine“ mit einer Ukulele und einer steppenden Michelle Williams gezeigt, dass in ihm genauso ein Rocknroller wie ein brillanter Schauspieler steckt. Die vielleicht herzzerreisendste Filmszene 2011:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=y9eliK2Q3EU[/youtube]
Juhu, endlich einen Beitrag über Ryan Gosling gefunden fernab von Bravostarschnitt und Girliehype. Sehr schön auf den Punkt gebracht. Danke