Am Dienstagabend haben die beiden Rapper Ninja und Yo-Landi Vi$$er das erste von zwei ausverkauften Konzerten im Berghain gegeben, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass es das Beknackteste, Stumpfsinnigste und Ödeste war, was ich seit langem in einem Konzert erdulden musste.
[…]
In den Videoschleifen über der Bühne sah man dazu beispielsweise, wie aus Vi$$ers geöffnetem Mund Schmetterlinge oder Würmer entfleuchten; wenn man das RTL-Dschungelcamp für eine Manifestation des kollektiv Unbewussten hält, kann man darin einen tieferen Sinn erkennen. Sonst aber nicht. Ergänzend wurden wieder und wieder kindchenschematisch knubblige Spielzeugfiguren mit sehr großen Penissen kombiniert. Gähn!
[…]
Nirgendwo in dem tristen Beat- und Bildergeballer fand sich eine Struktur, eine Brechung, ein metaphorischer Mehrwert, aus dem Selbstironie, Humor oder gar eine Haltung erwachsen wäre. Stattdessen hatte man durchweg das Gefühl, dass hier Musik von Leuten für Leute gemacht wird, die sich für deutlich cleverer halten, als sie es sind.
(Jens Balzer in der Berliner Zeitung über ein Konzert von Die Antwoord)
mit Dank an Daniel!
Am Alter des Schmähkritikers kann’s nicht liegen, ich bin 46 und finde Die Antwoord äußerst beeindruckend, gerade wegen ihres intelligenten Gesamtkonzepts. Wer bei ihnen nur das Stumpfe erkennt, hat wohl keine Antennen für große Kunst. Gerade das Selbstironische ist so wunderbar bei Die Antwoord; wer’s nicht entdeckt hat, muss selbst beknackt, stumpfsinnig und öde sein.