Montag, 19.11.
The Town, ZDF, 22.15
Die Karriere von Ben Affleck bestritt verschlungene Wege. Für sein oscarprämiertes Drehbuch zu „Good Will Hunting“ wurde er zunächst als Wunderkind gefeiert und in der Folge auch als Darsteller die jungen Hoffnung der Filmszene, aber zwischendurch ist Ben Affleck zum meistverlachten Mann Hollywoods verkommen. Der offizielle Tiefpunkt war „Gigli“, eine in jeder Hinsicht missratene Thrillerkomödie mit seiner damaligen Lebensgefährtin Jennifer Lopez.
Doch Affleck kam zurück, nahm auf dem Regiestuhl platz und überraschte alle mit dem Thriller „Gone Baby Gone“, der an die Krimis des späten Eastwood erinnerte. Gerade ist Affleck mit dem ebenfalls gelungenen Polit-Thriller „Argo“ im Kino, doch seine zweite Regiearbeit „The Town“ ist sein bisheriges Meisterwerk: Ein durchaus epischer, immer intensiver Thriller über vergebliche Versuche, ein Working-Class-Leben und eine Verbrechensvergangenheit hinter sich zu lassen.
Dienstag, 20.11.
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, Kabel 1, 20.15
Es gab in den 80ern wohl drei große Serien von Actionkomödien, die eine ganze Generation prägten: „Ghostbusters“, „Zurück in die Zukunft“ und „Indiana Jones“. Während der Ruhm der beiden Erstgenannten vor allem auf dem jeweils phänomenal guten ersten Teil gründet, konnte Indiana Jones über alle drei Folgen beeindrucken. Die Indy-Serie ist einer der seltenen Fälle, in denen sich tatsächlich die Diskussion lohnt, ob nicht ein Sequel sogar der besser als der Start ist. Den größten Wortwitz findet wir in der zweiten Fortsetzung auf jeden Fall – und mit der Rolle von Sean Connery als Indys Vater verzeichnet Folge 3 einen Pluspunkt, den alle anderen Teile nicht aufweisen können. Allein für Connery tendiere ich dazu, den „letzten Kreuzzug“ über die anderen Indiana-Jones-Abenteuer zu stellen.
Alternative: The Big Lebwoski, ZDF, 0.20: Von den vielen (guten) Filmen der Coen-Brüder hatte keiner eine solche Wirkung auf die Popkultur. Ein Film, der bei jedem neuerlichen Schauen besser und besser wird.
Mittwoch, 21.11.
Antichrist, Arte, 23.05
In der an Skandalen reichen Geschichte Lars von Triers war „Antichrist“ sogar für seine Verhältnisse noch eine Eskalationsstufe mehr. Einerseits brachten die Geschichten von der Erstaufführung in Cannes (sich übergebende Zuschauer, Buhrufe, Genitalsplatterorgien) dem Film verdiente Popularität, andererseits wurde „Antichrist“ im Folgenden leider auch auf zwei, drei Szenen aus dem letzten Drittel reduziert. Denn jene Penis- und Klitoriskatastrophen mögen sich zwar ins Gedächtnis einbrennen, aber überlagern doch, dass „Antichrist“ im Grunde ein stilles Kammerspiel ist. Zwei von Depressionen, Wahnsinn und Allmachtsfantasien geplagte Menschen verhandeln den Zustand ihrer Beziehung, ihrer Selbst und des Lebens an sich. Die Härte dieses Films ist mehr psychischer denn physischer Natur. Wer in dieser brillant gefilmten, erschütternden Anfangssequenz ein Baby dem Tod entgegenstürzen sieht, den schockt auch der Kampf Mann gegen Frau in all seiner Konsequenz am Ende nicht mehr. „Antichrist“ ist so hart, brutal und unerbittlich wie überall geschrieben wurde, aber eben nicht (nur) weil hier Genitalien verstümmelt werden wie man das im seriösen Kino noch nicht gesehen hatte.
Antichrist: Jahrescharts 2009: Platz 9
Alterntive: Boy A, Hessen, 23.15, Regie: John Crowley. Britisches Drama mit Peter Mullan („Tyrannosaur“) und Andrew Garfield („Spider-Man“ und „Social Network“)
Donnerstag, 22.11.
Gefährliche Seilschaften, Arte, 20.15
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Seit „The Killing“ (oder wie sich das ZDF nicht entblödete, diese großartige Thrillerserie zu nennen: „Kommissarin Lund“) die Tradition dänischer Fernsehserien als Exportschlager wieder belebte (man denke an Lars von Triers meisterhafte „Geister“-Serie aus den 90ern!), ist unsere Aufmerksamkeit wieder auf das kleine Land im Norden gerichtet. Arte zeigt die zweite Staffel der Politthrillerserie mit dem, nun ja, etwas platten Titel „Gefährliche Seilschaften“ (im Original: „Borgen“) donnerstags in gut verdaulichen Dreier-Häppchen, die den DVD-gestählten Konsumgewohnheiten der Zuschauer nahe kommen. Dankesehr!
Alterntive: Juno, Vox, 20.15. Die beste amerikanische Indiekomödie der letzten Jahre & der endgültige, mehr als verdiente Durchbruch von Ellen Page, der besten Schauspielerin ihrer Generation.
Freitag, 23.11.
Keine Lieder über Liebe, ZDF Kultur, 20.15
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=T6r7_VFyCaU[/youtube]
„Keine Lieder über Liebe“ war ein faszinierendes Experiment für den deutschen Film. Eine improvisierte Pseudo-Dokumentation ohne Drehbuch über die fiktive Indieband „Hansen“, die sich aus Mitgliedern der echten Indiebands Tomte und Kettcar speiste und dann – art imitating life imitating art – tatsächlich auf Konzerttour durch Deutschland ging. Sänger Jürgen Vogel machte dabei eine erstaunlich gute Figur, seine beiden Kollegen Heike Makatsch und Florian Lukas überzeugen mit Unverfälschtheit.
Alterntive: Ottis Schlachthof, B3, 22.30. Der dicke Mann aus Bayern sagt servus, pfiadi und ade. Die letzte Folge von Ottfried Fischers Talkshow im Bayerischen Fernsehen. Gast u.a. Monika Gruber.
Samstag, 24.11.
Sunshine, RTL2, 22.45
Bevor Danny Boyle mit „Slumdog Millionaire“ auf einmal Hollywoods Liebling wurde, irrlichterte er ein wenig durch die Genres. Sein erster und einziger Science-Fiction-Film ist allerdings klar unterschätzt. In „Sunshine“ gibt „Trainspotting“-Regisseur Danny Boyle den Ikarus: geradewegs der Sonne entgegen. Sein visuell opulenter, für das eigentlich kleine Budget fantastisch aussehender Erstling im Science-Fiction-Genre ist gefährlich nahe an einer Überdosis Erstsemester-Philosophie, bleibt aber immer auf der richtigen Seite. Den Zuschauer erwartet – mit Ausnahme einer nicht ganz gelungenen Viertelstunde – kein Actionfilm oder Horrorverschnitt im Weltall, sondern eine ruhige, kontemplative Reise zur Sonne, die letzten Endes doch nur eine Reise zum eigenen Ich darstellt, die klar in der Tradition von Kubricks „2001“ oder Tarkovskiy „Solaris“ steht.
Sunshine: Jahrescharts 2009: Platz 7
Alternative: Amerika im Wohnzimmer, Arte, 22.00. Doku über Fernsehserien aus Amerika und wie jene unser Bild von Männern und Frauen geprägt haben. Unter anderem mit David Lynch.
Sonntag, 25.11.
Departed, Pro7, 22.35
Dass Scorsese ausgerechnet für „Departed“ seinen ersten Regie-Oscar gewonnen hat, werde ich zwar nie verstehen, aber dennoch ist „Departed“ mit Matt Damon, Leo DiCaprio und Jack Nicholson natürlich ein cleverer, sehenswerter Thriller – vor allem für all jene, die das Hongkong-Original „Infernal Affairs“ nicht kennen. „Infernal Affairs“ hat eine bessere Balance in seiner Erzählung (was vor allem am alles erdrückenden Jack Nicholson in der Scorsese-Fassung liegt), aber dafür die hongkongtypischen Nachteile hinsichtlich Glätte und Pathos, die Scorsese dem Film ausgetrieben hat. Anders gesagt: besser erzählt ist „Infernal Affairs“, schöner gefilmt aber „Departed“.
Alternative: Nokan – Die Kunst des Ausklangs, ARD, 0.35h. Gewinner des Oscars für den besten fremdsprachigen Film im Jahr 2009 und auch sonst auf allen Festivals mit Preisen überschüttet.
Gelungene Rubrik !
Genau das richtige für die Weihnachtszeit , danke !