Montag, 26.11.
Burn After Reading, NDR, 23.15
Im Ouevre der Coen Brothers ist „Burn After Reading“ verglichen mit „Fargo“, „Big Lebowski“ oder dem existentialistischen Meisterwerk „No Country For Old Men“ eher ein Leichtgewicht, aber nichtsdestotrotz eine gelunge Komödie, oder besser: Farce. Brad Pitt grimassiert sich als tumber Fitesstrainer und George Clooney als ewiger Stenz durch eine Geschichte um eine verloren gegangene Daten-CD des CIA, doch die heimlichen Könige des Films sind John Malkovich und vor allem J.K. Simmons als Geheimdienstchef, der einem griechischen Einmannchor gleich die haarsträubenden Storyverwicklungen mit wachsendem Wahnsinn kommentiert.
Alternative: Der Duft der Frauen, Arte, 20.15: Das Original zum Film, der Al Pacino nach ewigem Warten endlich seinen ersten Oscar als Hauptdarsteller bescherte. Das italienische Original von 1975.
Dienstag, 27.11.
Die wundersamen Reisen des Karl Pilkington, Dmax, 23.15
Ricky Gervais darf zurecht mit Larry David als lustigster Mensch der Welt gelten. Wer „Extras“ kennt, „The Office“ (das Original!) liebt oder auch Gervais nur mal als Conferencier der Golden Globe Awards gesehen hat, wird zustimmen. „Die wundersamen Reisen des Karl Pilkington“ sind ein schönes Beispiel für Gervais‘ Komik, die sich weniger aus klassischem Szenenhumor als vielmehr aus dem oftmals improvisierten Dialog selbst ergibt. Karl Pilkington muss dabei den armen Tropf geben, der mit der Scheuklappenlastigkeit des Engländers die Welt bereist, die einst doch dem Königreich untertan war. Gervais und sein nicht minder amüsanter (wenngleich weniger zynische) Autorenkollege Stephen Merchant sprechen mit dem reinen Tor Pilkington und das reicht schon für gelunge Comedy, wenn man eben über ein so wunderbar kindliches Humorgemüt verfügt wie Ricky Gervais.
Alternative: Swimming Pool, 3sat, 20.15: Vielleicht der kompletteste Film des französischen Regie-Enfant-Terribles Francois Ozon. Ein rätselhafter, drückendschwüler Psychokrimi.
Mittwoch, 28.11.
11:14, Tele5, 22.05
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=x75ZgMYRsgM[/youtube]
„11:14“ ist eine flott inszenierte, komplex strukturierte Geschichte über einen Todesfall, die trotz seiner nahmhaften Besetzung (u.a. Hilary Swank, Patrick Swayze) nie so recht die verdiente Bekanntheit erreicht hatte. Wer clevere, durchaus überraschend harte, kleine Thrillerkomödien mit schwarzem Humor mag, ist mit „11:14“ mehr als gut bedient!
Alterntive: I Killed My Mother, B3, 23.40, Regie: Der Debütfilm des blutjungen Autodidakten Xavier Dolan, der im letzten Jahr mit Heartbeats aufhorchen ließ.
Donnerstag, 29.11.
Wolfsburg, ZDFkultur, 20.15
„Wolfsburg“ ist Petzold-Kino par excellence, ein Musterbeispiel für die oft beschriebene Beliner Schule. Eine kühle, aber auf eigene Art immer fesselnde Abhandlung über Schuld, Sühne und die (Un)Möglichkeit von Vergebung oder Erlösung, die nie platt wird oder gar Pathos missbraucht, um seine Punkte darzulegen. Neben „Yella“ der vielleicht beste Petzold-Film (und sicher seinem diesjährigen Berlinale-Gewinner „Barbara“ vorzuziehen).
Alterntive: Im Jahr des Drachen, ARD, 1.55. Actionthriller aus einer Zeit, als Mickey Rourke noch der schönste Mann der Welt war.
Freitag, 30.11.
Full Metal Jacket, RTL 2, 22.35
„Full Metal Jacket“ war der Film, der Kubrick einer neuen Generation öffnete. Beinahe seltsam, wie sein damals durchaus nicht überall von der Kritik mit Begeisterung aufgenommener Film alle in den späten 80ern aufgewachsenen Jungs beeindruckte, wie sehr das Drill-Training der ersten Filmhälfte sich in ein kollektives Unterbewusstsein dieser Generation schlich und andauernd nachgespielt, nacherzählt wurde.
Natürlich ist „Full Metal Jacket“ ein sehr guter Film (er ist ja von Kubrick), aber dennoch ist er im Gesamtwerk des Meisters eher einer der schwächeren Filme, gleichzeitig aber wohl einer seiner bekanntesten. Nach der fulminanten ersten Hälfte, die die Ausbildung von jungen, naiven Soldaten zu Kriegsmaschinen beobachtet, verliert Kubricks dritter Kriegsfilm (nach dem phänomenalen „Wege zum Ruhm“ von 1957 und dem von ihm aus dem Verkehr gezogenen Frühwerk „Fear & Desire“) im tatsächlichen Einsatzgebiet Vietnam an Dringlichkeit. Andererseits spiegelt der Film damit auch auf seine Art die Orientierungslosigkeit der Protagonisten wieder, wenn klar wird, dass keine Ausbildung – und sei sie noch so zynisch – jemals die wirklichen Wirren des Krieges vorab erfassen kann. Wie immer gilt bei Kubrick: er ist ein großer Humanist und das zeigt sich auch in „Full Metal Jacket“ wieder.
Alterntive: Anaconda, Kabel 1, 2.00. Trash as trash can. Andererseits: wer sieht nicht mal gerne zu, wie Jennifer Lopez von einer riesigen, mutierten Schlange gefressen wird?
Samstag, 24.11.
Ich und du und alle, die wir kennen, ZDFkultur, 22.30
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=2TTGhyp-mhE[/youtube]
Miranda Julys Debütfilm ist genau die quirky linksaußen Hipster-Komödie, die man sich von ihr wünscht. Erstaunlich dagegen, dass July nicht nur in den von ihr ja eh verzauberten Kreisen damit reüssierte, sondern auch vom Großmeister der amerikanischen Film-Kritik, Roger Ebert, in die Liste der zehn besten Filme des vergangenen Jahrzehnts aufgenommen wurde: „July’s film fits no genre, fulfills no expectations, creates its own rules, and seeks only to share a strange, lovable mind with us.“
Alternative: The New World, RTL2, 1.35.
Von allen Sendern dieser Erde hätte man wohl Terence Malicks („Tree Of Life“) Meditation über Pocahontas und die Entdeckung Amerikas am wenigsten bei RTL2 erwartet. Da werden sich die RTL2-Zuschauer aber umschauen, wenn sie zufälligerweise in einen Malick hineinstolpern!
Sonntag, 25.11.
Oldboy, SWR/SR3, 23.15
Oldboy ist einer der beeindruckendsten Filme der letzten zehn Jahre. Völlig zurecht damals in Cannes von einer Jury unter Vorsitz von Quentin Tarantino mit dem Hauptpreis ausgezeichnet, ist das südkoreanische Drama um Schuld, Vergebung und Rache von einer Wucht, wie man es selten gesehen hat. Kaum vorstellbar eigentlich, dass „nur“ ein Manga die Vorlage für diese Geschichte von Shakespeare’schem Ausmaße war. Zudem: bevor wir im nächsten Jahr mit einem Oldboy-Remake (unter Regie von Spike Lee, erstaunlicherweise) behelligt werden, schnell noch einmal das Original gucken!
Alternative: Centurion – Fight or Die, Pro7, 22.30h. Als Neil Marshall mit „The Descent“ mal eben im Handumdrehen den Horrorfilm revolutionierte, dachten wir, ein wirklich Großer würde heranwachsen. Ganz konnte er das Versprechen nicht einlösen, aber „Centurion“ ist auf jeden Fall ein Weg zurück zur Form alter Tage nach dem arg wirren Mad-Max-Abklatsch „Doomsday“.