vonChristian Ihle 16.01.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Hip-Hop is alive & kicking, mehr als je zuvor. Abseits des Mainstream-Bling-Blings sind im letzten Jahr eine ganze Reihe hervorragender Acts mit zumeist kostenlos veröffentlichten Mixtapes auf den Plan getreten. Was zudem auffällt ist die Bandbreite in Attitude und Sound, die der amerikanische Hip-Hop im Untergrund derzeit auffächert. Vom harten Minimalismus von Angel Haze und Zebra Katz zu Samplewahnsinn bei Joey Bada$$, von Le1fs offen schwulem Hip-Hop zu Rap mit Punkattitude der Gruppe Ratking um Frontmann Wiki reicht die Palette.
Wenn man nun noch in Betracht zieht, dass die große Hoffnung des vergangenen Jahres, Azealia Banks, ihr Debüt auch erst 2013 auf den Markt wirft und endlich das langersehnte Solo-Debüt von Earl Sweatshirt, des neben Frank Ocean (aber das ist eine andere Geschichte) größten Talents der Odd Future – Gang, erscheinen sollte, dürfte Hip-Hop in 2013 mindestens so regieren wie 2012:



Angel Haze





Für einiges Aufsehen sorgte letztes Jahr ein Mixtape von Angel Haze, auf dem sie im Song “New York” zeigte, dass fehlendes Selbstbewusstsein ihr kleinstes Problem sein dürfte, bestand doch der Refrain aus einer Kampfansage an die Jay-Zs der Stadt: “I run New York / I run New York”. Über einem minimalistischen Handclap-Sample aus einem Gil-Scott Heron – Song (an dem sich ja auch schon Jamie XX versucht hatte), spuckt uns Angel Haze ihre Zeilen in einer Schnelligkeit entgegen, dass einem Hören & Sehen vergeht. Azealia Banks muss aufpassen, dass sie nicht von Angel Haze rechts überholt wird…


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=4hKP5ljDar8[/youtube]


Zebra Katz



(Foto: Matthew Stonee)


Ebenfalls dem Minimalismus zugetan ist Zebra Katz, dessen ultrasparsam instrumentierter, samplefreier Durchbruch-Hit “Ima Read” 2012 schon einige Wellen geschlagen hat. Dass Ojay Morgan, der hinter dem Zebra Katz – Projekt steht, ansonsten eher im Bereich der Performancekünstler anzusiedeln ist, merkt man spätestens beim dazugehörigen Video, das in seiner Intensität an Tylers “Yonkers” erinnert und den Kubrick-Grusel-Schocker “The Shining” zitiert.


[vimeo]http://vimeo.com/34982652[/vimeo]


Joey Bada$$





Mit “1999” legte Joey Bada$$ ein beeindruckendes Mixtape vor, das neben seinen Hip-Hop-Skills auch ein gutes Händchen für Samples bewies. So bedient sich das von MF Doom produzierte “World Domination” aus einem 75er Soulsong von Lamont Dozier ebenso wie einem 2004er Instrumental von Metal Fingers, um nur einen Song beispielhaft zu zerlegen. Jay-Z soll auch schon Interesse an Joey Bada$$ gefunden haben, hält sich doch hartnäckig das Gerücht, dass ein richtiges Debütalbum auf dessen Rocnation-Label erscheinen soll.


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=dWZekxCLVx4[/youtube]


Ratking





Im Gegensatz zum gefälligen Sound von Joey Bada$$ sind Ratking die Punks unter den neuen Hip-Hop-Sternen. Rauher oldschool Klang und eine Antihaltung machen sie zu den Odd Future von 2013. Die Debüt-EP “1993” erschien auf dem XL Records – Label und hat überraschenderweise den bei Hip-Hop eher zurückhaltenden NME schon so überzeugt, dass sogar eine Platzierung in den dortigen Jahrescharts die Folge war.


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=jyw-qKN_na8[/youtube]


Le1f



(Foto: Jake Moore)


Nach Frank Oceans viel diskutiertem Coming Out scheint auch im traditionell homophoben amerikanischem Hip-Hop eine aufgeklärtere Zeit anzubrechen. Neben Azealia Banks und Zebra Katz ist vor allem Le1f mit seiner Hipster-Ästhetik und offenem Schwulsein ein Beispiel für eine neu angebrochene Zeit, in der die sexuelle Orientierung von Hip-Hop-Stars niemand mehr interessieren sollte. “Wut” ist Le1fs bemerkenswertester Track bisher und wenn es um Geschwindigkeitsrekorde geht der anfangs erwähnten Angel Haze ebenbürtig, man höre vor allem die zweite Strophe:



[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Nrnq4SZ0luc[/youtube]


Lady





Von klassischem 70s Soul-Funk inspiriert sind Lady, eine transatlantische Zweidamengruppe. Während Terri in der britischen Garage-Szene groß geworden ist, hat Nicole bereits vor mehr als zehn Jahren mit Missy Elliot zusammengearbeitet. Doch weder Missy noch UK Garage sind Pfeiler ihres Sounds, sondern der klassische 70s-Vibe einer Gladys Knight. Erfrischend im Vergleich zu all den faux-Soul-Diven (hallo, Duffy!) mal wieder eine echte Variante davon zu hören. Nicole Wray hat übrigens auch schon mit den Black Keys auf deren Rock/Hip-Hop-Projekt Blacroc zusammengearbeitet.


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=u9DhZywNw7A[/youtube]


Kitty Pryde





Die nach einem X-Men-Charakter benannte amerikanische Hip-Hop-Lady verdiente sich zunächst ihre Sporen im Comedy-Bereich mit dem Kollektiv Jokers In Trousers, hat aber dank einer Kollaboration mit White-Trash-Rapper Riff Raff den Sprung ins seriöse Hip-Hop-Geschäft gepackt und ihren nächsten Song dann gar in den Top 20 der Jahrescharts des amerikanischen Rolling Stone platziert. Besser als der dort genannte Track (“Okay Cupid”) ist aber ihre bereits angesprochene Riff Raff – Zusammenarbeit “Orion’s Belt”, die nun schon über eine Million YouTube-Klicks zählt:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=2NNbeS-_EEA[/youtube]


Weitere Folgen:
* Folge 1: UK Indie-Rock mit Savages, Jake Bugg, Peace, Childhood, Palma Vioelts und Splashh
* Folge 2: US Indie-Rock mit Merchandise, Haim, FIDLAR, Deap Vally, Wild Belle, The Family Rain
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