vonChristian Ihle 22.04.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog




1. Der Film in einem Satz:


„Es gleicht sich alles aus. Wenn nicht rechnerisch, dann kosmisch.“



2. Darum geht‘s:


Ein Pärchen um die 30 besucht im Urlaub die kleine Hippie-Kommune seiner Eltern auf Formentera. Während sie sich nur schwer überwinden kann, überhaupt auf die Insel zu fahren und ihr gemeinsames Kind für die Urlaubszeit bei ihrer Mutter in Berlin zu lassen, will er aus dem Alltagstrott der heimischen vier Wände ausbrechen und sehnt sich nach einem neuen Leben auf der spanischen Insel. Als die beiden gemeinsam mit einer bei den Eltern kennengelernten Freundin schwimmen gehen und das andere Mädchen verschwindet, spitzt sich die Szenerie zu und all die verborgen gehaltenen Animositäten brechen auf.


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=mAk45ednosM[/youtube]


„Formentera“ liegt also tief im „Alle Anderen“-Land und leidet auch unter diesem offensichtlichen Referenzpunkt. Während die tolle Sabine Timoteo tatsächlich ähnlich gut wie Minichmayr in „Alle Anderen“ spielt, ist leider das Drehbuch zu beliebig, als dass es der „orientierungslose Dreißigjährige“ – Problematik viel neues hinzufügen kann. Regisseurin Reyels gelingt es wie schon in ihrem Erstling „Jagdhunde“ die Landschaft für beeindruckende Bilder und Visualisierungen der inneren Eingesperrtheit und/oder Leere zu nutzen, doch am Ende hat „Formentera“ schlicht und einfach zu wenig zu erzählen – da hilft auch der dramaturgische Kniff mit der verschwundenen Nebenbuhlerin nichts. Dass sich die Paarprobleme gegen Ende auch noch in Wohlgefallen auflösen und die mehr oder minder glückliche Heimkehr nach Deutschland ansteht, sorgt nun auch nicht gerade für allzuviele Aha-Erlebnisse.



3. Der beste Moment:


Sabine Timoteos Einsamkeit, als sie alleine halbnackt durch Ibiza laufen muss und man ihre ganze Verlorenheit in dieser Umgebung ins Gesicht geknallt bekommt.



4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer noch viel mehr über die dramatische Orientierungslosigkeit von Pärchen um die 30 im Kino sehen möchte – aber gern etwas weniger zugespitzt als in „Alle Anderen“.



* Regie: Ann-Kristin Reyels
* imdb

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2013/04/22/formentera-regie-ann-kristin-reyels/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert